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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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neuartige Entdeckung, kein Vergnügungspark, der am Wechseltag seine Tore geöffnet hatte. Sie war dort draußen aufgewachsen. Als sie jetzt die Ruderboote und den Surfer betrachtete, sah sie in ihnen lediglich Ruhestörer, laute Idioten, die die Vögel aufschreckten. Genau das, was allmählich auch in den anderen Welten geschah, durch die immer mehr staunende Idioten wechselten. In Sallys Augen war sogar dieses klare Seewasser bloß verdünnte Plörre. Wenigstens hatte sie sich einen schönen Tag ausgesucht, um von dieser Stadt am See, in der sie nicht immer ganz unglücklich gewesen war, zu verabschieden. Die Luft war auch noch angenehm frisch. Dort, wo sie hinging, würde sie noch viel frischer sein.
    Sie fand eine ruhige Stelle, wo sie den Weg verließ und in den Schatten der Bäume trat. Ein allerletztes Mal überprüfte sie ihre Ausrüstung. Sie hatte Waffen dabei, bis hin zu einer leichten Armbrust. Ihr Wechsler befand sich in einem Plastikkästchen, wie es ihr Vater auch immer benutzt hatte. Neben der Grundausrüstung hatte sie jede Menge Ersatzteile im Rucksack, feines Optikerwerkzeug, ein Stück Lötzinn, Ausdrucke der Schaltpläne. Natürlich befand sich in der Mitte des zusammengebastelten Elektronikwirrwarrs auch eine Kartoffel. Was für eine clevere Idee: eine Batterie, die man essen konnte, falls gerade eine Mahlzeit oberste Priorität haben sollte. Es war die Ausrüstung einer Profi-Reisenden. Sally war immerhin so nostalgisch, dass sie einen UW-Sticker auf das Kästchen geklebt hatte.
    Aber das Kästchen diente nur zur Tarnung. Sally brauchte zum Wechseln keinen Wechsler.
    Sie kannte die Lange Erde und wusste, wie man sie durchquerte. Jetzt wollte sie sich auf die Suche nach ihrem Vater machen. Und nach etwas anderem, das ihr tiefe Rätsel aufgab, seit sie als kleines Mädchen vor dem Schuppen ihres Vaters in einem Wechsel-Wyoming gespielt hatte: Sie wollte herausfinden, was das alles eigentlich zu bedeuten hatte .
    Unentschlossenheit war noch nie eine ihrer Eigenschaften gewesen. Sie entschied sich willkürlich für eine Richtung, grinste und wechselte. Der See und die Baumgruppen um sie herum blieben. Der Weg, die Ruderboote und der Idiot auf dem Surfbrett hingegen waren verschwunden.

8
    I n jenen ersten Tagen waren die Leute wahllos kreuz und quer in alle Richtungen gesprungen, manche mit einem Ziel, andere einfach auf gut Glück. Aber niemand war weiter gereist als Joshua.
    In jenen ersten Monaten – damals war er erst dreizehn oder vierzehn Jahre alt gewesen – hatte er sich in den Ferneren Erden Unterschlupfe gebaut, mit einer Palisade umgebene Schutzhütten. Umzäunungen nannte er sie, und die besten davon waren wirklich richtige Umzäunungen, wie die von Robinson Crusoe. Die Leute hatten eine falsche Vorstellung von Robinson Crusoe. Allgemein stellte man sich einen energischen, gut gelaunten Mann mit einer Vorliebe für Unterwäsche aus Ziegenfell vor. Aber im Heim hatte er eine alte, abgegriffene Ausgabe des Buches gefunden und sie natürlich von Anfang bis Ende gelesen. Robinson Crusoe hatte sich über sechsundzwanzig Jahre auf dieser Insel aufgehalten und die meiste Zeit damit verbracht, Palisaden zu errichten. Joshua konnte das nur befürworten; offensichtlich hatte der Mann alle seine Sinne beisammengehabt.
    Ganz zu Anfang war es schwieriger gewesen. In Madison, Wisconsin, traf man jenseits der Mauern der Wirklichkeit sowohl nach Osten als nach Westen hauptsächlich auf Prärie. Inzwischen wusste Joshua, dass er bei seinem ersten Besuch auf der anderen Seite Glück gehabt hatte, dass es nicht Winter war, denn in diesem Falle hätte es ihn völlig unvorbereitet in Temperaturen von minus 40 Grad verschlagen können. Und dass er nicht in einem Sumpf gelandet war, an einem Ort, der auf der Datum-Erde schon lange vor seiner Geburt trockengelegt und in Ackerland umgewandelt worden war.
    Als er zum ersten Mal allein in die unberührten Welten aufgebrochen war und dort übernachtet hatte, war alles nicht ganz einfach gewesen. Brombeeren waren die einzigen Früchte, die er erkannt hatte, aber er konnte Regenwasser aus becherartigen Blättern trinken. Er hatte eine Decke mitgenommen, aber dafür war es zu warm gewesen. Stattdessen hatte er sie als Moskitonetz benutzt. Zur Sicherheit hatte er in einem Baum geschlafen. Erst später hatte er erfahren, dass Pumas auch auf Bäume klettern können …
    Danach hatte er ein paar Bücher aus dem Heim und aus der Stadtbücherei dorthin mitgenommen, die

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