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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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weiter.
    Dann kam er an eine Wand. Einen Ort, an dem er nicht mehr weiterwechseln konnte, auch dann nicht, wenn er versuchte, sich mit Gewalt an der Wand vorbeizudrücken. Es tat nicht weh, wenn er gegen sie anrannte, sondern fühlte sich eher so an, als würde man gegen eine riesige, erhobene Handfläche prallen. Es ging einfach nicht mehr weiter in diesem Wald.
    Vielleicht konnte er darüber hinwegsteigen, wenn er ein Stück nach oben kletterte. Er suchte sich einen hohen Baum, den höchsten von allen, schwang sich auf die untersten Äste und stieg höher. Kiefernnadeln piksten ihm in die Handflächen. Alle zwei Meter oder so versuchte er, erneut zu springen, um zu sehen, ob es jetzt ging, aber die Wand war immer noch da.
    Und dann auf einmal funktionierte es.
    Er fiel nach vorne auf flachen Boden, der wie unebener, glatt gestrichener Beton war, hart und trocken und grau. Es gab keinen Baum mehr, keinen Wald. Nur die Luft, den Himmel und diesen Boden. Und es war kalt, kalt durch den dünnen Stoff der Jeans über seinen Knien, kalt unter seinen nackten Händen. Eis!
    Er stand auf. Sein Atem dampfte rings um sein Gesicht. Die Kälte war wie Dolche, die sich durch die Kleider in seinen Körper bohrten. Die ganze Welt war von Eis bedeckt. Er befand sich in einer breiten Senke, die ins Eis gegraben war, das wie starre graue Hügel rings um ihn aufragte. Altes Eis, schmutziges Eis. Der Himmel war klar, der leere blaugraue Himmel des anbrechenden Tages. Nichts bewegte sich, kein Vogel, kein Flugzeug, und auf dem Boden erblickte er nirgendwo ein Gebäude, kein einziges Lebewesen, nicht einmal einen Grashalm.
    Er grinste.
    Dann wechselte er wieder in den Nadelwald zurück, verschwand mit einem leisen Seifenblasenplopp.

5
    D iese Polizistin, Jansson, die hat Sie stets im Auge behalten«, sagte Lobsang. »Wussten Sie das, Joshua?«
    Joshua wurde wieder in die Gegenwart gerissen. »Du bist ziemlich schlau für einen Getränkeautomaten.«
    »Sie würden sich wundern. Selena, bringst du Joshua jetzt bitte nach unten?«
    »Aber Lobsang«, antwortete die Frau überrascht, »wir haben Joshua noch nicht der Sicherheitskontrolle unterzogen.«
    Aus dem Getränkeautomaten kam ein dumpfes Scheppern, und eine Dose Dr Pepper polterte in den Ausgabeschacht. »Was kann denn schlimmstenfalls passieren? Ich möchte, dass unser neuer Freund uns richtig kennenlernt. Die Dose ist übrigens für Sie, Joshua. Geht aufs Haus.«
    Joshua erhob sich. »Vielen Dank, aber dieses Limonadenzeug schmeckt mir schon seit Jahren nicht mehr.« Und wenn doch, dachte er, dann würde ich es spätestens ab jetzt nicht mehr trinken, nachdem ich gesehen habe, wie du es ausgeschieden hast.
    Auf dem Weg zu Treppe sagte Selena: »Gut, dass Sie sich rasiert haben, nebenbei bemerkt. Ganz im Ernst, Bärte sind in diesen Pionierzeiten ganz aus der Mode gekommen. Die Leute sind so launenhaft.« Sie lächelte. »Wahrscheinlich haben wir einen vierschrötigen, zotteligen Naturburschen erwartet.«
    »Ich glaube, so habe ich wirklich mal ausgesehen.« Mit dieser nichtssagenden Erwiderung schien er sie enttäuscht zu haben; sie hatte wohl mehr von ihm erwartet.
    Sie erreichten einen Treppenabsatz, der aus nicht viel mehr bestand als aus von ihm abgehenden und nicht näher gekennzeichneten Türen. Eine glitt, als sie davor stehen blieben, auf und schloss sich sofort wieder geräuschlos hinter ihnen. Er folgte Selena zu einer weiteren Treppe, die nach unten führte.
    »Ich muss Ihnen gestehen, Joshua«, sagte sie mit einem Anflug sehr spröden Humors, »dass ich Sie am liebsten diese Treppe hinunterstoßen würde! Wissen Sie, warum? Weil Sie kaum hier sind, und schon haben Sie die Sicherheitsstufe null, eine große fette Null, was nichts anderes bedeutet, als dass man Ihnen alles erzählen darf, was hier geschieht. Wohingegen ich Sicherheitsstufe fünf habe. Sie sind wichtiger als ich, dabei arbeite ich schon von Anfang an für transEarth und diverse Tochtergesellschaften! Wer sind Sie eigentlich, dass Sie hier einfach hereinspazieren und sämtliche Geheimnisse erfahren dürfen?«
    »Tut mir echt leid. Ich bin einfach nur Joshua. Aber was meinen Sie mit ›von Anfang an‹? Ich war doch der Anfang! Deshalb bin ich hier, oder nicht?«
    »Ja. Natürlich. Vermutlich ist der erste Schritt eines jeden Menschen der Anfang, zumindest für ihn …«

6
    J im Russo hatte seinen ersten Schritt in das, was die aufgeregten Online-Plauderer schon bald die Lange Erde nannten, aus purem Ehrgeiz

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