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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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nicht überzeugt werden wollten, beispielsweise von ihrer unverbrüchlichen Ansicht, dass »For Crying Out Loud« eines der frömmsten Lieder sei, das jemals aufgenommen wurde. Sie riet ihm, seinem Herzen zu folgen, außerdem dürfe er kommen und gehen, wie es ihm gefalle, weil das Heim seine Heimat sei.
    Und sie sagte, dass er Monica Jansson vertrauen könne, einer guten Polizistin und einem guten Steinman-Fan (wobei sie »Steinman-Fan« an einer Stelle in die Unterhaltung einflocht, an der eine andere Nonne womöglich das Wort »Katholikin« gewählt hätte). Monica Jansson hatte Schwester Agnes besucht und gefragt, ob sie sich mit Joshua unterhalten und ihn um Hilfe bitten dürfe.

9
    I nzwischen hatte Monica Janssons eigene Karriere, sechs Monate nach dem Wechseltag, einen entscheidenden Rösselsprung vollzogen.
    Sie hatte angespannt vor dem Polizeirevier South District gestanden, den Schalter ihres Wechslers umgelegt und, als das Revier verschwand und durch hohe Bäume und grünen Schatten ersetzt wurde, den üblichen Hieb in den Magen erhalten. Auf einer Lichtung, die in diesen Abschnitt urzeitlichen Waldes geschlagen worden war, stand eine kleine Holzhütte mit dem Polizeiwappen von Madison an der Tür und einer niedrigen Bank davor. An einem von Ästen befreiten Bäumchen hing das Sternenbanner. Jansson setzte sich auf die Bank, beugte sich nach vorne und kämpfte gegen die Übelkeit an. Die Bank stand aus genau diesem Grund dort: damit man sich vom Wechseln erholen konnte, ehe man seinen Kollegen gegenübertrat.
    Seit dem Wechseltag hatte sich alles sehr schnell entwickelt. Die Techniker hatten Wechsler zum Polizeigebrauch konstruiert, robuste Bauteile in einem schlanken schwarzen Plastikgehäuse, das sogar einem Pistolenschuss aus nächster Nähe standhielt. Wie bei allen Wechslern – so wie sie es ganz zu Anfang bei Linsays Prototyp festgestellt hatte – musste man, wenn man ihn tatsächlich benutzen wollte, die letzten Komponenten eigenhändig zusammenbauen. Es war ein ziemlich guter Bausatz, obwohl man natürlich die Witze über die Kartoffeln, die man dazu brauchte, ignorieren musste. »Möchte die Dame eine Portion Fritten dazu?« Haha, sehr lustig.
    Bisher hatte jedoch noch niemand ein Gegenmittel für die Übelkeit gefunden, die die allermeisten Leute für zehn oder fünfzehn Minuten nach einem Schritt in eine andere Erde befiel. Es gab eine Medizin, die angeblich half, aber Jansson mochte sich von keiner Droge abhängig machen, außerdem musste man davon blau pinkeln.
    Als der Schwindel und die Übelkeit nachließen, stand sie wieder auf. Es war ein stiller, kalter Tag, zumindest in Madison West 1. Kalt und sonnenlos, aber auch ohne Regen. Die Wechselwelt war immer noch fast genauso wie damals, als sie zum ersten Mal hierhergewechselt war, aus der Ruine von Willis Linsays Haus: die raschelnden Blätter, die saubere Luft, die zwitschernden Vögel. Aber sie veränderte sich, Stück für Stück, je mehr Lichtungen in den Wald gehackt und je mehr Prärieblumen verdrängt wurden: Hausbesitzer, die ihr Eigentum »erweiterten«, Unternehmer, die herausfinden wollten, inwieweit sich eine Welt voller erstklassigem Holz und exotischer Wildtiere ausbeuten ließ, staatliche Einrichtungen wie die Polizei von Madison, die mit diesen Hütten so etwas wie Filialen in den Welten nebenan errichteten. Schon sprach man davon, dass sich an sehr windstillen Tagen Rauch oder Smog über das Land legte. Jansson fragte sich, wie lange es wohl noch dauerte, bis sie an diesem leeren Himmel die ersten Kondensstreifen von Flugzeugen erblickte.
    Sie fragte sich, wo Joshua Valienté sich gerade aufhielt. Joshua, ihr ganz persönliches kleines Geheimnis.
    Zu ihrem Termin mit Clichy kam sie fast schon zu spät.
    In der Hütte roch es kräftig nach schon viel zu lange vor sich hin köchelndem Kaffee.
    Zwei Polizisten hielten sich hier auf: Lieutenant Clichy hockte hinter seinem Schreibtisch und starrte in einen Laptop – eine eisenfreie Spezialanfertigung –, und ein junger Streifenpolizist namens Mike Christopher schrieb gewissenhaft einen Bericht per Hand in ein großes Journal mit liniertem gelbem Papier. Da sie immer noch größtenteils ohne elektronische Hilfe auskommen mussten, waren die Polizisten im ganzen Land dazu gezwungen, wieder leserlich zu schreiben, zumindest so leserlich, wie sie früher einmal geschrieben hatten.
    Clichy winkte ihr zu, ohne den Blick vom Laptop zu nehmen. »Kaffee, hinsetzen.«
    Sie nahm sich

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