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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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Welt und stelle das Wechseln ein. Da wir uns gerade über Kalifornien befinden: Soll ich dir vielleicht ein Surfbrett bauen?«
    »Haha.«
    »Du hast dich verändert, Joshua, weißt du das?«
    »Du meinst, weil ich mich mit dir streite?«
    »Ehrlich gesagt, ja. Ich bin fasziniert. Du bist geistesgegenwärtiger, weniger zögerlich, nicht mehr ganz so wie jemand, der nur in seinem eigenen Kopf spazieren geht. Natürlich bist du immer noch du selbst. Ich frage mich sogar, ob du nicht noch mehr du selbst bist als vorher – nachdem du jetzt weißt, wie du zur Welt gekommen bist.«
    Joshua zuckte kurz mit den Schultern. »Treib’s nicht auf die Spitze, Lobsang. Vielen Dank für das Armband. Aber du bist kein Therapeut. Vielleicht erweitert das Reisen ja den geistigen Horizont …«
    »Joshua, wenn dein geistiger Horizont noch ein bisschen breiter wäre, würde er dir zu den Ohren rausschwappen.«
    Obwohl es bereits Mitternacht war, fühlte sich Joshua noch nicht müde und machte sich daran, eine Mahlzeit zuzubereiten.
    »Wie wäre es mit einem Film, Joshua?«
    »Ich würde lieber lesen. Hast du einen Vorschlag?«
    Der Buchmonitor leuchtete auf. »Mir könnte kein passenderer Titel einfallen!«
    Joshua kniff die Augen zusammen. » Durch dick und dünn? «
    »In vielerlei Hinsicht Twains bestes Werk, wie ich finde, obwohl ich immer eine Schwäche für sein Leben auf dem Mississippi haben werde. Lies es. Es geht um das, was der Titel verspricht, um eine Reise in ein neues Territorium, und das auf eine beißende Art und Weise sehr lustig. Viel Spaß!«
    Joshua amüsierte sich wirklich blendend. Er las und döste weg, und diesmal träumte er von Indianerüberfällen.
    Am folgenden Tag, so um die Mittagszeit, setzte das Wechseln mit dem vertrauten Schlingern aus. Joshua schaute auf einen See hinab, eine graublaue Fläche, die den Wald aufbrach.
    » Surf’s up, dude! «, verkündete Lobsang.
    »Ach du meine Güte!«
    Unten angekommen empfand er den Wald als sehr angenehm. Ganze Geschwader von Fledermäusen jagten Fliegen in der grünlichen Luft über ihm, einer Luft, die nach feuchtem Holz und Laubmulch roch. Die leisen Geräusche rings um Joshua waren eigenartigerweise viel stiller, als es bloße Stille sein konnte. Joshua hatte die Erfahrung gemacht, dass in der Natur absolute Stille so selten anzutreffen war, dass man sie nicht nur sofort merkte, sondern sich auch deutlich daran störte. Das Murmeln dieses tiefen Waldes hingegen war ein völlig natürliches Hintergrundgeräusch.
    »Joshua, schau mal nach links. Aber sei ganz still«, sagte Lobsang.
    Sie sahen aus wie Pferde, scheue, verstohlene Wesen mit eigenartig gebogenen Hälsen und gepolsterten Füßen, etwa so groß wie kleine Hündchen. Zwischen ihnen stand eine Art Elefant mit Stummelrüssel, der aber auch nicht viel größer als die Pferdchen war.
    »Wie süß«, sagte Joshua.
    »Der See liegt direkt vor dir«, sagte Lobsang.
    Um den See stand eine Wand aus Baumstämmen, davor gab es einen schmalen Ufersaum. Im unbewegten Wasser standen Unmengen von Schilf und Ried, und an den wenigen Stellen, an denen unter einem blauen Himmel das Sonnenlicht durchkam, senkten sich exotisch aussehende Vögel in rosa-weißen, flatternden Wolken herab. Am gegenüberliegenden Ufer erblickte Joshua ein hundeähnliches Tier, das aber beunruhigend groß war. Es musste vier oder fünf Meter lang sein, hatte einen massigen Kopf und ein gewaltiges Maul, das vielleicht noch einmal einen ganzen Meter weiter nach vorne ragte. Ehe er das Fernglas heben konnte, war die Kreatur im Waldschatten verschwunden.
    »Das war garantiert ein Säugetier«, sagte er. »Aber mit einem Maul wie ein Krokodil.«
    »Ein Säugetier, stimmt. Vermutlich ein entfernter Verwandter des Wals – unseres Wals, meine ich. Und im Wasser gibt es echte Krokodile, Joshua, wie gewöhnlich. Eine Universalie.«
    »Es sah aus, als wäre es aus verschiedenen Tieren zusammengesetzt worden; als hätte jemand Evolution gespielt.«
    »Wir befinden uns jetzt Hunderttausende von Schritten von der Datum entfernt, Joshua. In dieser entfernten Welt begegnen wir den Vertretern vieler Tierarten, die es auf unserem Zweig des Wahrscheinlichkeitsbaumes gibt, aber so, als wären sie neu ausgedacht. Die Evolution ist allem Anschein nach so unberechenbar wie das Wetter …«
    Joshua vernahm ein Grunzen wie von einem Schwein. Einem großen, sehr stämmigen Schwein. Das Geräusch kam von direkt hinter ihm.
    »Joshua. Nicht wegrennen. Hinter dir.

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