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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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mit seiner mit großen Hauern bewehrten Schnauze und schleuderte ihn mit aufgerissener Brust in hohem Bogen durch die Luft. Joshua sah, wie ein Elf einen Hund erblickte, der sich ihm an die Kehle werfen wollte. Der Elf flimmerte weg und tauchte neben dem durch die Luft fliegenden Hund wieder auf, vollführte mit tänzerischer Anmut eine Drehung und schlitzte den Bauch des Tieres mit einer schmalen Steinklinge auf. Die Elfen kämpften ums Überleben, aber Joshua hatte den Eindruck, dass sie einzeln kämpften, nicht einer für den anderen; es war weniger eine Schlacht als eine Abfolge parallel stattfindender Duelle. Nicht einer für alle – hier war sich jeder selbst der Nächste.
    Das Luftschiff stieg ein gutes Stück über die Baumwipfel, erhob sich ins helle Sonnenlicht. Der Kampfplatz unter ihnen war nur noch ein staubiger, blutbespritzter Fleck in einer Landschaft, über die der erhabene Schatten des Luftschiffs dahinglitt. Joshua stieg, immer noch heftig um Atem ringend, die Leiter hinauf und ließ sich in die Gondel fallen.
    »Du hast ein kleines Hündchen getreten«, sagte Lobsang vorwurfsvoll.
    »Notier’s im Anklageprotokoll«, keuchte Joshua. »Wenn du das nächste Urlaubsziel aussuchst, Lobsang, bitte eher etwas in Richtung Disneyland.« Dann schlug die Dunkelheit, die sich seit dem Handgemenge mit dem Elfen am Rande seines Gesichtsfelds gelauert hatte, über ihm zusammen.

31
    S päter erfuhr er, dass er ziemlich schlimm verletzt war. Viele kleine Wunden, von denen er die meisten nicht einmal bemerkt hatte. Sein Hals, seine Kehle. Kratzer, Schnitte, sogar eine Bisswunde – nicht die von dem Welpen an seinem Knöchel, sondern der Abdruck menschenähnlicher Zähne in seiner Schulter. Lobsangs mobile Einheit behandelte die Schnitte, verabreichte Antibiotika und Schmerzmittel.
    Joshua döste weg. Manchmal, wenn er kurz erwachte, nahm er verschwommen knochenweiße Sterne über sich wahr, oder grüne Teppiche, die unter dem Schiff dahinwogten. Das gleichmäßige Schlingern des Wechselns war beruhigend. Am Ende schlief er mehrere Tage und Nächte durch.
    Je tiefer sie nach Westen vordrangen, desto deutlicher wurde Joshua sich des seltsamen Drucks in seinem Kopf bewusst, sogar beim Schlafen. Dieses seltsame stickige Gefühl, das ihn immer dann befiel, wenn er zur Datum zurückkehren musste: der Druck all jener zusammengepferchten Bewusstseine, die die Stille erstickten. War es denn möglich, dass die Lange Erde, wie einige behaupteten, eine Schleife war, die sich am Ende wieder schloss, sodass er tatsächlich zu ihrem Anfangspunkt, der Datum-Erde, zurückgebracht wurde? Das wäre wirklich sehr eigenartig. Aber wenn nicht, was erwartete sie dann? Und was trieb die Trolle durch diesen Weltenkreis?
    Als er schließlich aufwachte, hatte das Wechseln wieder einmal ausgesetzt. Er setzte sich auf seiner Couch auf und sah sich um.
    »Immer mit der Ruhe, Joshua«, vernahm er Lobsangs körperlose Stimme.
    »Wir haben angehalten.« Seine Stimme war ein wenig belegt, aber sie funktionierte.
    »Du hast tief und fest geschlafen, Joshua. Ich bin froh, dass du wieder wach bist. Wir müssen reden. Dir ist doch klar, dass du dich zu keinem Zeitpunkt wirklich in Gefahr befunden hast, oder nicht?«
    Joshua rieb sich über die Kehle. »Ist mir zu diesem Zeitpunkt nicht so vorgekommen.«
    »Ich hätte diese Elfen jederzeit ausschalten können. Ich habe hervorragende Laserzieleinrichtungen hier an …«
    »Warum hast du nichts getan?«
    »Du wolltest Landurlaub. Ich dachte, du amüsierst dich dort unten.«
    »Wie bereits gesagt, Lobsang, an unserer Kommunikation müssen wir noch arbeiten.«
    Joshua schlug die Decke zurück, stand auf und streckte sich. Er trug Unterhosen und T-Shirt, konnte sich aber nicht erinnern, sie angezogen zu haben. Er hätte jetzt nicht sofort einen Marathonlauf absolvieren wollen, andererseits wurde er auch nicht gleich wieder ohnmächtig. Vorsichtig ging er nach vorne und wusch sich flüchtig. Die kleinen Narben heilten bereits, auch sein Hals tat kaum noch weh. Er verließ das Bad wieder und zog sich frische Sachen an.
    Durch das Kabinenfenster sah er, dass das Luftschiff über einem dichten Strang aus Regenwald vor Anker lang, der sich bis zum grün gesäumten Horizont erstreckte. Nebelbänke hingen über verhüllten Tälern. Die Sonne stand tief. Joshua tippte auf frühen Morgen. Das Luftschiff befand sich ungefähr in dreißig Meter Höhe.
    »Wir haben nicht jeden Tag angehalten«, sagte Lobsang, »aber

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