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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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Jetzt komm rauf. Du musst dringend duschen.«

30
    N och weiter westlich wurde die Lange Erde nach und nach grüner, die dürren, wüstenhaften Welten wurden seltener. Die bewaldeten Welten waren dicht mit eichenartigen Bäumen bewachsen, die sich von den Flusstälern her ausdehnten und wie eine aufsteigende grüne Woge bis an die höher gelegenen Gebiete heranreichten. Die meisten Tiere in den kaum noch vorhandenen Prärien kamen Joshua recht vertraut vor. Es gab verschiedene Spielarten von Pferden, Rehwild und Kamelen, aber gelegentlich sah er auch fremdartigere Wesen: grobschlächtige, geduckte Raubtiere, die weder Katzen noch Hunde waren, Herden riesiger Pflanzenfresser mit langen Hälsen, die wie eine Kreuzung aus Elefanten und Nashörnern aussahen.
    Am neunzehnten Tag, irgendwo um Erde West 460.000, verkündete Lobsang ziemlich willkürlich, dass sie die Grenze des Maisgürtels erreicht hätten. Hier waren die Welten eindeutig zu warm und die Wälder zu dicht, um sinnvoll Landwirtschaft zu betreiben.
    Ungefähr zur gleichen Zeit überquerten sie die Atlantikküste Europas, irgendwo auf der Höhe von England. Das langweilige Dahingleiten über ein meist ununterbrochenes grünes Blätterdach wurde noch langweiliger, als sie über das Meer hinaussegelten.
    Joshua saß stundenlang auf dem Aussichtsdeck. Lobsang richtete nur selten das Wort an ihn, was Joshua wie eine Gnade vorkam. Die Gondel gab so gut wie kein Geräusch von sich, bis auf das Flüstern der Luftpumpen, das leise Surren der freischwebenden Anzeigetafeln, wenn sie sich von hierhin nach dorthin bewegten. Eingepfercht in diesen fliegenden Empfindungsverlustbehälter, ärgerte sich Joshua über den schleichenden Schwund von Muskeltonus und Fitness. Manchmal machte er ein paar Streckübungen und Yogastellungen, oder er rannte auf der Stelle. Was in diesem Luftschiff fehlte, war ein Sportraum, aber Joshua hatte keine Lust, Lobsang darum zu bitten, irgendwelche Geräte herzustellen. Letztendlich müsste er sich dann doch nur beim Wettrudern mit der mobilen Einheit messen.
    Über dem Ozean erhöhte Lobsang die laterale Geschwindigkeit. Am fünfundzwanzigsten Tag überquerten sie, irgendwo auf der Höhe von New York, die Ostküste Amerikas und schwebten abermals über waldbedeckten Landschaften dahin.
    Kein Wort mehr von Anhalten oder Umkehren. Beide wussten um die Notwendigkeit, ihre Reise so lange fortzusetzen, wie sie konnten, bis sie auf irgendeinen Hinweis darauf stießen, was für die Migration der Humanoiden verantwortlich war. Joshua lief es kalt den Rücken herunter, als er sich vorstellte, wie so ein aus schierer Panik entstandenes Gemetzel, wie er es in der Siedlung der Opfer des kosmischen Taschenspielertricks vorgefunden hatte, über eine Stadt wie Madison in Wisconsin hereinbrechen würde.
    Aber sobald sie wieder über Land waren, kamen sie zu einer Übereinkunft. Lobsang würde während der Nacht weiterreisen. Dadurch wurde Joshuas Schlaf nicht gestört, und Lobsangs Sinne waren auch in der Dunkelheit um vieles sensibler als die von Joshua bei Tageslicht. Dafür handelte Joshua mindestens einen Aufenthalt pro Tag aus, für mehrere Stunden bei Tageslicht, die er auf dem guten alten Erdboden verbringen konnte, um was für einen Erdboden welcher guten alten Erde es sich auch handeln mochte. Manchmal kam Lobsang in seiner mobilen Einheit im Fahrstuhl mit nach unten. Zu Joshuas Verwunderung kam er sogar in schwierigem Terrain mit Leichtigkeit zurecht, er ging spazieren und schwamm sogar gelegentlich in einem See, und das alles sehr realistisch.
    Im Großen und Ganzen dauerte der alles verhüllende Wald in diesen weit entfernten Welten an. Bei seinen täglichen Ausflügen nach unten beobachtete Joshua Unterschiede im Detail, verschiedene Ausprägungen von Pflanzen- und Fleischfressern und auch eine graduelle Veränderung im größeren Rahmen: weniger blühende Pflanzen, mehr Farne. Er registrierte insgesamt einen zunehmend eintönigeren Ausdruck dieser Welten. Joshua legte mit jedem Tag-Nacht-Zyklus eine Spanne von zwanzig- bis dreißigtausend neuer Welten zurück. Aber um ehrlich zu sein, huschen zwar Tausende Welten vorüber, aber letztendlich war es eher ein Fall von »Kennt man eine, kennt man alle«. In den Pausen, in denen Lobsang seine Beobachtungen katalogisierte und seine technischen Abhandlungen verfasste, saß Joshua auf der Couch und schlief, oder er ließ seine Gedanken in grünen, von Reißzähnen erfüllten Träumen herumwandern, die

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