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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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vorgestellt: mit der Bibel in der einen und einer dickbauchigen Flasche Äther in der anderen Hand.«
    »Hat nicht auch Darwin so angefangen?«
    »Darwin kam nicht ganz bis zur Priesterweihe. Offenbar haben ihn die Käfer zu sehr abgelenkt … Jedenfalls bin ich jetzt hier. Vermutlich brauchte ich ein neues Bezugssystem, und da dachte ich mir, wieso versuchst du nicht, dich ernsthaft mit der Theologie auseinanderzusetzen? Finde heraus, was du aus ihr herauskitzeln kannst. Meine vorläufige Anfangsthese ist die, dass es keinen Gott gibt. Nichts für ungut.«
    »Schon in Ordnung.«
    »Das heißt, dass ich herausfinden muss, was es stattdessen gibt. Was meine eigene derzeitige Philosophie angeht, halte ich mich an einen Spruch, der die Sache ziemlich gut zusammenfasst: ›Wenn du am Morgen aufstehst, denke daran, was für ein kostbares Privileg es ist, am Leben zu sein – zu atmen, zu denken, Freude zu empfinden, lieben zu können.‹«
    Reverend Blessed lächelte. »Ah, der gute alte Marc Aurel. Aber mein guter Nelson, der Mann war Heide!«
    »Was beweist, wie richtig ich damit liege. Dürfte ich mir noch ein Schlückchen Brandy eingießen?«
    *
    »Nelson hat grundsätzlich recht«, sagte Lobsang zu Joshua. »Die Linie der Hominiden und auch die Affen, von denen sie abstammte, verfügten eindeutig über ein gewaltiges evolutionäres Potenzial. Aber wenn die Fähigkeit zu wechseln zuerst auf der Datum entstanden ist, dann haben sich die Humanoiden, die wechseln konnten, offensichtlich ziemlich bald sehr weit von der Datum-Erde entfernt und überall in der fossilen Überlieferung nur spärliche Spuren hinterlassen. Nur auf der Datum findet man Knochen, die das langsame, mühsame Vorankommen in Richtung Menschheit belegen.«
    »Was soll das heißen, Lobsang? Genau so lautete Nelsons Frage. Wozu ist die Lange Erde eigentlich gut? «
    »Vermutlich sind wir genau deshalb hier. Um das herauszufinden. Sollen wir fortfahren?«

33
    S ie segelten weiter, ließen die verzwickte humanoide Gemeinschaft weit hinter sich. Inzwischen bewegten sie sich in östlicher Richtung, weg von der Pazifikküste und wieder zurück ins Innere des Kontinents.
    Beinahe unbeachtet passierten sie einen weiteren Meilenstein: eine Million Schritte von der Datum. Es gab keine dramatische Veränderung, keine neue Wahrnehmung, die Anzeige auf den Erdometern drehte sich einfach eine Ziffer weiter. Trotzdem befanden sie sich jetzt in den Welten, die von den Pionieren die Megas genannt wurden. Niemand, nicht einmal Lobsang, konnte mit Sicherheit sagen, ob tatsächlich schon jemand so weit gewechselt war.
    Der Dschungel, der Nordamerika bedeckte, wurde immer dichter und dampfiger. Von oben sah man kaum mehr als eine grüne Decke, die hier und da von kleinen Pfützen offenen Wassers durchbrochen war. Lobsangs Luftaufklärung legte die Vermutung nahe, dass sich die Wälder in diesen Welten bis zu den eisfreien Polarkappen erstreckten.
    Wie zuvor machte Lobsang auch hier jeden Tag eine Pause, damit Joshua sich unten an Land umsehen und die Beine vertreten konnte. Dort fand er sich in einem dichten Wald aus Farnen aller Größen wieder, daneben ihm bekannte wie auch unbekannte Bäume, die mit Kletterpflanzen wie Geißblatt und Weinranken überwuchert waren. Die Blüten präsentierten sich als reinste Farborgien. An manchen Tagen kam Joshua mit Bündeln weintraubenähnlicher Früchte zurück, die im Vergleich zu den veredelten Traubenarten klein und hart waren, aber trotzdem süß schmeckten. Der dichte Wald verhinderte die Entstehung größerer Tiere, aber es gab seltsame Hüpftiere, wie kleine Kängurus, aber mit langen, biegsamen Rüsseln. Joshua fasste Vertrauen zu diesen Wesen, deren Pfade durch das Unterholz zuverlässig zu offenem Wasser führten. Unter dem Laubdach sah er auch Flugwesen mit riesigen Flatterflügeln. Einmal erblickte er sogar ein sich im Flug krampfartig zusammenziehendes Geschöpf, eine Art Tintenfisch, der wie ein Frisbee von einem Baum zum anderen trudelte. Wie zum Teufel war der denn hierhergeraten?
    Um der alten Zeiten willen verbrachte er ein paar Nächte außerhalb des Schiffs. Es war fast so wie bei seinen langen Auszeiten vom Heim, besonders dann, wenn er sich eine oder zwei Welten von Lobsang entfernte, was seinem Herrn und Meister überhaupt nicht gefiel. Trotzdem nutzte er jede Gelegenheit, sich vor ein Lagerfeuer zu setzen und der Stille zu lauschen. In einer guten Nacht glaubte er, die anderen Welten zu spüren, die

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