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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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viel. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, haben Sie sich auch noch einen Schrebergarten zugelegt, wo man Sie graben und pflanzen und überhaupt in Gottes Erdboden herumwühlen sieht, und damit haben Sie nun wirklich alle für sich eingenommen. Wissen Sie, als man hier erfahren hat, dass Sie die Stelle übernehmen sollen, waren alle ein wenig verunsichert. Die Leute haben etwas anderes erwartet, jemanden, der … wie soll ich es ausdrücken … etwas ernster ist. Aber man bekommt den Eindruck, als wären Sie erstaunlich gut auf Ihre Mission bei uns vorbereitet worden.«
    »Gewissermaßen hat mich mein gesamtes Leben darauf vorbereitet«, erwiderte Nelson. »Als Kind im damaligen Südafrika hatte ich Glück, großes Glück, jedenfalls für einen bongani wie mich. Meine Eltern haben immer an eine bessere Zukunft für diejenigen geglaubt, die dafür arbeiten. Man hätte sie für strenge Eltern halten können, und wahrscheinlich hätte man damit nicht mal falschgelegen. Aber sie haben mich von der Straße ferngehalten und dafür gesorgt, dass ich zur Schule ging. Dann kam die Black Corporation mit ihrem Programm ›Auf der Suche nach der Zukunft‹ daher, meine Mutter bekam gleich Wind davon und meldete mich zu einem Vorstellungsgespräch an. Danach war es fast, als hätte mich das Schicksal persönlich auserwählt. Offensichtlich hatte ich bei allen ihren Tests ins Schwarze getroffen. Mit einem Mal war die Corporation der Meinung, sie hätte ein Aushängeschild gefunden, einen armen afrikanischen Jungen mit einem IQ von 210. Sie haben mir mehr oder weniger gesagt, dass ich alles erreichen kann. Aber ich wusste überhaupt nicht, was ich wollte. Erst am Wechseltag … Wo waren Sie am Wechseltag, David?«
    Der ältere Geistliche ging zu einem wuchtigen Eichenschreibtisch, zog eine große Kladde hervor, blätterte etliche Seiten um und sagte: »Wie ich hier lese, habe ich mich gerade auf die Abendandacht vorbereitet, als ich erfuhr, was sich ereignet hatte. Was ich damals gedacht habe? Wer hatte damals schon Zeit, einen zusammenhängenden Gedanken zu fassen? Hier ist es auch nicht allzu schlimm gewesen. Auf dem Land ticken die Uhren anders als in der Stadt. Die Leute drehen nicht so schnell durch, und ich glaube, dass nicht viele unserer Jugendlichen großes Interesse daran hatten, mit irgendwelchem Elektronikkram herumzuspielen. Um an solche Bauteile heranzukommen, müsste man hier wohl bis nach Swindon fahren. Aber alle haben im Fernsehen mit angesehen, was sich überall ereignete. Bei uns haben die Leute zum Himmel geschaut, weil sie wissen wollten, ob man diese anderen Welten sehen konnte – so wenig haben wir hier davon verstanden. Aber der Wind wehte nach wie vor durch die Bäume, die Kühe wurden gemolken, und ich glaube, wir haben unsere Zeit damit verbracht, die Nachrichten zu hören und dazwischen The Archers. Ich kann mich eigentlich nicht erinnern, mir über das Thema viele Gedanken gemacht zu haben, bis definitiv verkündet wurde, dass es tatsächlich andere Erden gibt, Millionen davon, und zwar so nahe an der unseren wie ein Gedanke, und dass sie, allem Anschein nach, nur darauf warteten, von uns in Besitz genommen zu werden. Bei dieser Nachricht hat so mancher hier die Ohren gespitzt! Es ging um Land! Auf dem Land kann man mit Land immer Aufmerksamkeit erregen.« Er schaute in sein Brandyglas, sah, dass es leer war, und zuckte die Achseln. »Kurz gesagt, ich muss gestehen, dass ich mich damals gefragt habe: ›Was hat Gott erschaffen?‹«
    »Viertes Buch Mose«, sagte Nelson automatisch.
    »Sehr gut, Nelson! Außerdem waren es, erfreulicherweise, die ersten offiziellen Worte, die Samuel Morse 1838 über den elektrischen Telegrafen geschickt hat.« Er füllte sein Brandyglas wieder auf und erkundigte sich bei Nelson mit einer komplizierten kleinen Geste, ob er sich auch noch einen genehmigen wolle.
    Aber der jüngere Mann war mit den Gedanken woanders. »Was hat Gott erschaffen? Ich will Ihnen sagen, was Gott erschaffen hat, David. Am Wechseltag erfuhren wir von der Langen Erde, und auf einmal war die Welt voller neuer Fragen. Damals hatte ich alles über Louis Leakey gelesen, und über das, was er und seine Frau in der Olduvai-Schlucht geleistet haben. Die Idee, dass im Grunde jeder Mensch auf der Welt Afrikaner war, faszinierte mich. Also sagte ich der Corporation, dass ich wissen wolle, wie der Mensch zum Menschen wurde. Ich wollte wissen, warum. Vor allem wollte ich wissen, was wir hier eigentlich

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