Die lange Reise
leitenden Offizier zum Gefangenen der Muties hatte ihn ganz schön mitgenommen. Außerdem war er noch völlig verwirrt. Zu viel Neues war zu schnell auf ihn eingestürzt. Man hatte ihn entführt, zur Kapitänsaussichtswarte geschleppt und ihm dort die Sterne gezeigt. Die Sterne!
Etwas, woran er nie geglaubt hatte!
Außerdem war ihm durchaus klar, daß sein Leben an einem seidenen Faden hing. Joe-Jim waren der erste Mutant, mit dem er je, außer im Handgemenge, zusammengekommen war. Ein Wort von einem der beiden Köpfe, und der häßliche Zwerg würde ihn umbringen.
»Ich glaube«, fuhr er schließlich fort und wählte die Worte sorgfältig, »daß die Mannschaft, wenn sie es jetzt versuchte, Erfolg haben würde. Wir – sie haben schon alles vorbereitet. Wenn ihr nicht zahlreicher und besser organisiert seid, als wir schätzen, dann dürfte es nicht einmal sehr schwierig sein. Ich weiß es deshalb so genau, weil ich ... ich habe den Plan selbst ausgearbeitet.«
»Du?«
»Ja. Viele der Ratsmitglieder sehen es schon lange nicht mehr gern, daß die Muties tun und lassen können, was sie wollen. Es gefällt uns absolut nicht, wenn sie uns immer wieder Schweine stehlen und schon gar nicht, daß auch hin und wieder Kinder verschwinden.«
»Was glaubt ihr denn, wovon die Muties leben sollen?« knurrte Jim angriffslustig. »Von der Luft vielleicht?«
»Natürlich nicht. Außerdem ist unsere neue Politik auch nicht unbedingt auf Vernichtung ausgerichtet. Muties, die sich ergeben und unserer Zivilisation anpassen können, sollen eingegliedert werden und die Arbeit von normalen Mannschaftsmitgliedern ausführen. Das heißt, jene, die nicht ...« Hastig unterbrach er sich und nahm den Blick von der zweiköpfigen Monstrosität vor ihm.
»Du meinst, alle die nicht mißgestaltet sind wie wir?« warf Joe beißend ein. »Habe ich recht? Auf unseresgleichen wartet der Konverter, nicht wahr?« bohrte er. Nervös spielte Joe-Jims Hand mit dem Messer.
Ertz machte einen Schritt rückwärts. Seine Hand fuhr automatisch an den Gürtel, aber da war nichts. Ohne sein Messer fühlte der ehemalige Chefingenieur sich wehrlos.
»Einen Moment«, verteidigte er sich. »Ich habe nur eure Frage beantwortet. Die Sache als solche ist mir ja nun aus der Hand genommen.«
»Laß ihn in Ruhe, Joe. Er hat recht. Es ist genau, wie ich's dir gesagt habe. Entweder wir machen bei Hughs Plan mit, oder warten, bis man uns jagt. Und laß dir nicht einfallen, ihn umzulegen – wir brauchen ihn!« Während er sprach, versuchte Jim, das Messer in die Scheide zurückzustecken. Joe wehrte sich dagegen. Jeder versuchte die Muskeln ihres gemeinsamen rechten Arms unter seine Gewalt zu bringen. Joe mußte schließlich nachgeben.
»Na schön«, brummte er verärgert. »Aber wenn ich in den Konverter wandern muß, möchte ich mir ihn zur Gesellschaft mitnehmen.«
»Wozu? Du hast ja mich?« grinste Jim.
»Ich möchte wissen, warum du ihm überhaupt glaubst«, murrte Joe immer noch.
»Weil Lügen ihm nichts einbringen. Frag Alan.«
Alan Mahoney hatte bisher nur den schweigenden Beobachter gespielt. Auch ihm hatte der Anblick der Sterne einen Schock versetzt, aber sein ungeschulter Verstand vermochte nicht die gleichen Schlußfolgerungen zu ziehen wie Ertz. Der Chefingenieur hatte sofort erkannt, daß allein die Existenz einer Welt außerhalb des Schiffes seine ganzen Pläne und alles, woran er geglaubt hatte, über den Haufen warf. Alan dagegen erfüllte lediglich ehrfürchtige Scheu.
»Was weißt du über den Plan, gegen die Muties vorzugehen, Alan?«
»Ich? Gar nichts. Ich bin ja kein Wissenschaftler. Aber, einen Augenblick! Das könnte damit zusammenhängen ... Vor kurzem wurde Leutnant Nelson ein junger Offizier beigegeben. Der hat alle jüngeren Männer in unserem Dorf zusammengerufen und bildet uns seither im Schleuder- und Messerwerfen aus. Doch einen Grund hat er dafür nicht angegeben.«
»Glaubst ihr mir jetzt?« fragte Ertz.
Joe nickte. Hugh Hoyland blickte ihn drängend an. »Macht ihr jetzt mit?«
»Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig«, murrte Joe. Jim grinste. »Natürlich machen wir mit«, versicherte er Hugh.
Hoyland musterte Ertz. »Und du, Bill?«
»Habe ich denn eine andere Wahl?« fragte er bitter.
»Doch, die hast du. Ich will, daß du dich uns aus Überzeugung anschließt. Mein Plan ist folgender: Wir müssen die Offiziere auf unsere Seite bekommen. Die Mannschaft zieht dann später von selbst nach. Wir werden mit jenen
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