Die lange Reise
von Joe-Jim Befehle entgegenzunehmen.
Ein vierschrötiger Bursche mit Zwiebelnase musterte die drei von oben bis unten. »Ich bin Nasenjack«, brummte er. »Mein Messer ist scharf, meine Augen sind es nicht weniger. Joe-Jim mit den klugen Köpfen sind mein Boß, und mein Messer kämpft für sie.« Er wandte sich an die anderen Muties. »Was sagt ihr? Wir erkennen keine Befehle von Fremden aus den unteren Decks an. Ist es nicht so?« Nasenjack schnaufte heftig.
Die Muties traten unruhig von einem Bein auf das andere und warfen nervöse Blicke auf Joe-Jim. Joe flüsterte Bobo etwas zu. Nasenjack öffnete den Mund, um weiterzusprechen. Doch ein Knirschen von eingeschlagenen Zähnen und das Bersten der Halswirbel verhinderten es.
Bobo lud seine Schleuder aufs neue. Der sterbende Nasenjack sank mit grotesker Langsamkeit zu Boden. Joe-Jim deuteten mit der Hand auf ihn. »Gutes Essen!« brummte Joe dazu. »Er gehört euch.« Die Muties warfen sich über den Toten, und jeder versuchte, sich ein möglichst großes Stück zu sichern.
Joe-Jim warteten geduldig, bis die Meinungsverschiedenheiten über die Aufteilung der Beute abgeklungen waren und von Nasenjack nur noch ein blutiger Fleck am Boden zeugte.
»Langarm, du und Einundvierzig und Axt, ihr geht mit Bobo, Alan und Bill zu den Unterdecks. Der Rest bleibt hier.
Bobo hüpfte mit langen federnden Schritten, die die geringe künstliche Schwerkraft hier in der Nähe der Rotationsachse möglich machte, auf den nächsten Treppenschacht zu. Drei der Muties lösten sich von der Gruppe um Joe-Jim und folgten ihm. Ertz und Alan Mahoney mußten sich beeilen, sie einzuholen.
Bobo sprang in den Schacht, und die Zentrifugalkraft trug ihn zum nächsten Deck. Alan und die Muties ließen sich ebenso fallen, nur Ertz blieb kurz stehen und blickte zurück. »Jordan beschütze euch, Brüder«, rief er.
Joe-Jim winkten. »Und dich«, erwiderte Joe.
»Gutes Essen!« fügte Jim hinzu.
Bobo führte sie vierzig Stockwerke hinunter in das Niemandsland, wo weder Muties noch Angehörige der Mannschaft lebten. Er deutete nacheinander auf Langarm, Einundvierzig und Axt. »Zwei-kluge-Köpfe sagen, ihr hier Wache halten. Du zuerst«, er tupfte Einundvierzig mit einem Finger an.
»Alan und ich kehren in die Schwerezone zurück«, erklärte Ertz. »Ihr drei sollt hier abwechselnd Wache halten, damit ich durch euch Nachricht an Joe-Jim weitergeben kann. Versteht ihr das?«
»Natürlich. Wofür hältst du uns?« antwortete Langarm.
»Joe-Jim wollen es so«, erklärte auch Einundvierzig sich einverstanden. Axt grunzte zustimmend.
Bobo klopfte Ertz und Alan freundschaftlich auf die Schultern. »Gutes Essen«, verabschiedete er sich. Bill dankte für den wohlgemeinten Wunsch und schwebte zum nächsten Stockwerk hinunter. Bis zur »Zivilisation« mußten sie noch viele Decks hinter sich bringen.
*
Commander Phineas Narby, der Adjutant des Kapitäns, grinste, als er unter den üblichen auch zwei unnötige Bücher in Ertzs Schreibtisch versteckt fand. Natürlich fehlten die heiligen Schriften nicht, wie das unersetzliche Buch, Pflege des vierstufigen Hilfskonverters und das Handbuch für die Energieversorgung, Sternenschiff Vanguard. Das waren die heiligsten Bücher überhaupt, die den Stempel Jordans trugen, und die nur der jeweilige Chefingenieur in Verwahrung haben durfte.
Commander Narby hielt sich für einen Skeptiker und Rationalisten. Der Glaube an Jordan war eine gute Sache – für die Mannschaft. Trotzdem empfand er so etwas wie eine Spur religiöser Ehrfurcht, als er auf der Titelseite die Worte »Jordan-Stiftung« las. Natürlich war ihm klar, daß dieses Gefühl irrational war – sicher hatte es irgendwann einmal einen oder auch eine Gruppe von Menschen gegeben, die Jordan hießen. Vielleicht war Jordan einer der ersten Ingenieure oder Kapitäne gewesen, der die Gebote für das Schiff ausgearbeitet hatte. Vielleicht reichte der Mythos jedoch auch noch viel weiter zurück und der Verfasser dieser Bücher hatte sich nur den Aberglauben der Mannschaft zunutze gemacht, um seinen Schriften größere Autorität zu verleihen. Narby wußte recht gut, wie so etwas getan wurde – er hatte selbst die Absicht, seiner neuen Politik in Bezug auf die Muties den Segen Jordans angedeihen zu lassen, wenn es erst soweit war. Ja, Gesetze, Disziplin und Autorität waren eine gute Sache – für die Mannschaft. Eine genausogute Sache war jedoch ein rationaler, kühler Verstand für die
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