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Die langen Schatten der Erleuchtung

Die langen Schatten der Erleuchtung

Titel: Die langen Schatten der Erleuchtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirti Peter Michel , Klaus-Jürgen Leimann
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aus!“ Lore Swoboda-Schimmelpfennig war die erste gewesen, die ihm gegenüber Platz nahm. Mit Unbehagen dachte sie an seinen kühlen und ironischen Blick, als sie nun den Blickkontakt aufnahm. Sie visierte das rechte Auge von Dr. Dürrig an. Und zu ihrer Erleichterung war es kein spöttischer Blick mehr, sondern eine harmlose blaue Glasmurmel, in die sie schaute. Während Dr. Dürrig sprach, hatte sie zustimmend geschmunzelt, ließ ihren Blick kurz über seinen Schreibtisch wandern, um ihm dann in die linke Glasmurmel zu blicken! - Es klappte! Vergessen war alle Unsicherheit und für alle Zeiten befreit, verließ sie später das Seminar!
     
    Lore Swoboda-Schimmelpfennig blickte Gary in die rechte braune Glasmurmel. Und erschrak über Garys einäugigen Blick, in dem aus tief liegender Augenhöhle der wild wuchernde Wahnsinn sie ins Fadenkreuz seiner Wahrnehmung nahm. Mit zitternder Hand tippte sie Gary auf den Arm, um ihren Blick für einen Augenblick abwenden zu können. Dann versuchte sie einen erneuten Anlauf und visierte Garys linke braune Glasmurmel an. Vergeblich! Sie spürte, wie ihr ein Schauer des Entsetzens über den Rücken lief und senkte den Blick.
     
    „Gary können wir irgend etwas für dich tun?“
     
    „Besorgt mir Toblerone!“, war alles, was Gary mit krächzender Stimme hervorbringen konnte.
     
    „Das ist eindeutig der Durchbruch!“, frohlockte Lore Swoboda-Schimmelpfennig. „Es ist mir tatsächlich gelungen, die Kommunikation zu ihm wieder herzustellen. Wie eine defekte Telefonleitung, die jetzt wieder funktioniert. Der Rest ist Routine. Doch, was meint er mit Toblerone?“
     
    „Eine Schweizer Schokolade in Dreiecksform“, wusste Marlies auszuhelfen, „praktisch eine Stange aus Dreiecken. Ich besorge sie!“
     
    „Dreiecke, Dreiecke.......“, sinnierte Lore Swoboda-Schimmelpfennig, „symbolisch verschlüsselt ist das sein Bedürfnis nach einer umhüllenden Vagina … und die Stange ist natürlich sein Penis! Naja, das weiß heutzutage ja schon jedes Kind. Doch, doch ein wirklich interessanter Fall, ....... das wäre eigentlich ein guter Stoff für eine Diplomarbeit!“
     
     
    Von da an aß Gary nur noch Toblerone. Das Obst rührte er nicht mehr an. Marlies und Jutta richteten fantastische Obstteller an: Dunkle Weintrauben neben rotbackigen Äpfeln, Bananen, Feigen, Datteln und duftenden Birnen. Es half nichts. Gary aß nur noch Toblerone, wann immer er Hunger verspürte.
     
    Bei ihrer nächsten Visite setzte sich Lore Swoboda-Schimmelpfennig zu Gary auf die Bettkante, der sie mit Schokolade verschmiertem Mund aus glühenden Augen anstarrte. Sie versuchte das ängstliche Zittern in ihrer Stimme zu kontrollieren, indem sie die eigenwillige Dreiecksverpackung der Toblerone wie einen Stock fest in die Hand nahm: „Gary, wir möchten gerne wissen, was für dich diese Toblerone bedeutet?“
     
    Gary öffnete seinen Schokoladenmund und krächzte ehrfurchtsvoll: „Ich habe das magische Dreieck gesehen!“
     
     
    „Ich sag’s doch, ich sag’s doch … Vagina … Vagina!“, stammelte Lore Swoboda-Schimmelpfennig erregt, noch während sie die Treppe nach unten stieg, „ein klassischer Fall von Sehnsucht nach der Urmutter – durch die magische Öffnung zurück in den Mutterleib! Ich war auf der richtigen Spur! Er lässt sich von dieser Urmutter säugen, in dem er diese Schokolade zu sich nimmt! Fantastisch!“
     
    Gerade kam Gotti durch den Garten geschlendert, als man sich um den Küchentisch setzte. Er schaute jetzt hin und wieder vorbei, um sich nach Garys Zustand zu erkundigen. „Gotti, du bist doch so ein Schlaumeier“, fragte ihn Jutta gleich, als sie ihm die Terrassentür öffnete, „sagt dir der Ausdruck `Magisches Dreieck´ etwas?“
     
    „Ja, natürlich! Wie lang soll mein Vortrag werden?“
     
    „Gary isst nur noch diese Toblerone-Schokolade, weil er das magische Dreieck gesehen hat!“
     
    „Ach, du dickes Ei! Aber das erklärt alles! Die Dreiheit oder Dreifaltigkeit gilt als höchster Ausdruck der Gottheit. In der ägyptischen Mythologie als Osiris, Isis, Horus, bei den Indern als Brahma, Vishnu und Shiva. Im Christentum als Trinität von Gottvater, Sohn und Heiligem Geist! - Kurz, Gary meint, Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen zu haben!
     
    „Und was rätst du uns?“ Lore Swoboda-Schimmelpfennigs Gesicht vereiste in messerscharfer Aufmerksamkeit.
     
    „Alles, was ihr ihm zum Essen anbietet, muss die Form eines Dreiecks haben. Schneidet fürs

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