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Die Lanze des Herrn

Die Lanze des Herrn

Titel: Die Lanze des Herrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaud Delalande
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die Augen.
    »Solange es notwendig ist. Solange, bis es versteht. Und was uns betrifft, solange, bis wir in der Lage sind, es ihm zu erklären. Zu erklären, was die Menschen mit ihm gemacht haben, und dann muss es sein Schicksal in die Hand nehmen, wie jeder andere Mensch.«
    »Wie jeder andere! Das Schicksal des neuen Messias oder seiner Nachbildung.«
    »Das Schicksal eines Menschen, der sicher weder besser noch geringer ist als andere. Anders, aber ein Mensch. Haben Sie doch keine Angst! Haben Sie es denn nicht begriffen? Es gibt nur einen einzigen Jesus Christus, und es wird nie einen zweiten geben. Christus zu klonen, das ist eine Farce. Eine Lüge, eine Lüge des Geistes und eine wissenschaftliche Geistesverwirrung. Unerwarteterweise wird wegen dieser Lüge ein Opfer geboren, das Kind, auf das wir warten. Der Lauf der Welt, die Schnelligkeit der Ereignisse hat uns eine Falle gestellt. Ihr Plan, welchen Messias auch immer zu erschaffen, ist fehlgeschlagen, aber sie haben die Macht, ein Wesen zu erschaffen. Diese Macht ist eine ganz andere Sache. Wir haben das Feuer des Himmels in Händen. Es geht um unseren freien Willen. Wozu benutzen wir unsere Intelligenz? Zu welchem Zweck? Die Versuchung ist groß, falsche Wahrheiten zu glauben, und genau auf diesen Wahn hat Ernst Heinrich gesetzt. Er weiß, dass die Welt dafür bereit ist. Ein Virus nutzt die Schwäche seines Wirts, um ihm zu schaden. Das Übel ist geschehen, weil wir nicht aufmerksam genug waren, und so dürfen wir uns nicht beirren lassen, sondern müssen unsere Rolle annehmen und die schwierigen Umstände in Kauf nehmen.«
    Er hielt inne und sah seine Zuhörer an, die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Verstehen Sie, auch der Wunsch nach der Wiederkehr des Messias ist eine Falle. Selbst wenn wir uns gegenseitig klonen könnten, anstatt uns zu lieben, würde dies nicht genügen, um Gott zu zerstören. Es würde nur einmal mehr die ewige Eitelkeit des Menschen betonen und die Sinnlosigkeit solcher Unterfangen. Es würde nichts an der Tatsache ändern, dass jedes Wesen in Gottes schöpferischer Vision einzigartig ist. Selbst wenn es vollkommen wäre, wäre das Kind nicht Christus. Nicht einmal eine Kopie. Es wird ein unschuldiges Kind sein, ein Opfer der tragischen Dummheit seiner Väter. Ich sage Ihnen eines, haben Sie keine Angst! Eines steht allerdings fest. Es ist Zeit, die Welt daran zu erinnern, dass sie wieder kritischer werden muss. Die Menschen müssen wieder Interesse an der Vernunft bekommen und lernen, Unsinn zu verachten. Man kann ihnen in der gegenwärtigen Zeit jeden Unsinn erzählen, sogar dass unser Herr Jesus Christus in Form eines genetisch manipulierten Säuglings wiederkommt. Wir können uns nur auf eines verlassen, die wachsame Intelligenz unserer Zeitgenossen. Und auf ihr Herz natürlich. Und das müssen wir tun. Darin liegt unsere Aufgabe und der Sinn dieses Abenteuers.«
    »Das Kind zu schützen, kann Jahre dauern.«
    »Darum bin ich ja auch nicht davon ausgegangen, es zu verstecken.«
    Er sah sie wieder an.
    »Jedenfalls nicht so, wie Sie es sich vorstellen. Aber in einem Punkt bin ich Ihrer Meinung. Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Lösungen.«
    Sie schwiegen. Herr Gott, ich träume, dachte Kardinal Lorenzo.
    Er tauschte einen Blick mit seinem Kollegen. Judith wagte nichts zu sagen.
    »Was haben Sie im Sinn?«, rief nun Kardinal Lorenzo. »Das würde ich nur zu gerne wissen.«
    Clemens XVI. wandte sich ihm zu.
    »Die Welt hat es uns geschenkt? Ich schlage vor…«
    Er holte tief Atem.
    »… es der Welt zurückzugeben.«
    Kardinal Lorenzo blinzelte mehrmals. Kardinal Acquaviva verzog das Gesicht.
    Judith lehnte sich in ihren Sessel zurück.
    »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte sie.
    Der Papst antwortete: »Wir wissen nicht, was es sein wird, noch wie es sich entwickelt. Also betrachten wir es als ein normales Kind, ein Kind wie alle anderen. Seien Sie nicht zu streng, Eminenz. Wir müssen einen normalen Menschen aus ihm machen, es muss unter Leute kommen. Es muss unauffällig sein. Wenn wir es bei uns behalten, laufen wir Gefahr, die Aufmerksamkeit auf das Kind zu lenken. Das ist ein heikles Problem. Stellen Sie sich vor, das Kind rennt bei uns durch die Gärten oder spielt in einem Klosterhof. Behalten wir es bei uns, liefern wir einen lebenden Beweis für die ewigen Behauptungen, wir seien konspirativ und schmiedeten seit Jahrhunderten an einem Komplott. Seien wir menschlich, vertrauen wir auf

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