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Die Lanze des Herrn

Die Lanze des Herrn

Titel: Die Lanze des Herrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaud Delalande
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genügt, um das Leben von Tausenden oder Millionen in Gefahr zu bringen… Es gab Menschen, die durch keine Therapie vom Satanskult geheilt werden konnten oder von Hexen-Sekten wie Abraxas oder Wicca. Die riefen zwar nicht zu rituellen Verbrechen auf, aber im Namen der absoluten Freiheit zu allen Formen von Vergnügungen und sexuellen Orgien. Diese Scheußlichkeiten waren Realität und das nicht nur in den USA. Auch in Brasilien, Argentinien und Ungarn gab es sie. Vor zehn Jahren hatte ein französischer Werftarbeiter in Rouen im Namen Satans eine Büroangestellte, einen seiner Freunde und einen Gefängniswärter getötet, nachdem er vorher an Tieren geübt hatte. Es war noch nicht lange her, dass die Illustrierte  Paris-Match  ausführlich von okkulten Zeremonien auf dem Friedhof PèreLachaise berichtet hatte. Es war manchmal nur ein Schritt, und schon wurde bitterer Ernst aus dem grotesken Spaß. Es gab seelisch Gestörte, die ihn mühelos taten.
    Und trotzdem… Judith schürzte die Lippen. Auch wenn sie sich Sorgen um den Zustand der Welt machte, fiel es ihr schwer zu glauben, dass hinter dem Gemetzel in Megiddo Satanisten standen. Satanismus und Esoterik reichten nicht aus, um die Geschehnisse zu erklären. Sie blieb skeptisch.
    Was nur konnte das Tatmotiv gewesen sein? Gewiss, da waren die vielen apokalyptischen Botschaften, mit denen der Vatikan in letzter Zeit überschwemmt worden war, aber die Operation in Megiddo war so eiskalt geplant worden – die Vorgehensweise passte einfach nicht zu diesen Sekten. Die Mittel der meisten waren zudem doch sehr begrenzt und nur lokal einsetzbar. Der Lanzenraub hatte sich hingegen mitten in Israel abgespielt, unweit von Nazareth. Man hatte weder ein rituelles Symbol noch sonst ein besonderes Zeichen gefunden. Nur das Mosaik des Drachen und die blasphemische Pietà kamen Judith in den Sinn.
    Allerdings gab es einen Bezug zwischen dem Okkultismus und der Lanze. Das war Judith nicht entgangen, als sie sich mit dem Thema befasste. In der okkultistischen Überlieferung war die Lanze ein Symbol der Macht und ging, wie das Schwert Excalibur, auf die Bibel zurück. Es gab auch eine Verbindung zu den Rittern der Tafelrunde und der Suche nach dem Gral, dem wahren Blut Christi, das am Abend der Kreuzigung von Joseph von Arimathia in einem Kelch aufgefangen worden war. Hitler, dessen esoterische Neigungen bekannt waren, hatte sich angeblich für die Legende der Lanze begeistert. Er hatte 1913 zum ersten Mal davon gehört, als er sich umgeben von astrologischen Stichen und rituellen Zeichnungen im Hinterzimmer einer kleinen Buchhandlung in den Altstadtgässchen Wiens befand. Zur selben Zeit hatte sich auch der spätere Berater Churchills, Dr. Walter Johannes Stein, mit der Gralslegende befasst. Er ging von dem ursprünglichen Text aus, von dem Wagner sich hatte inspirieren lassen, und der seines Erachtens weitaus mehr als nur ein Ritterroman war. Stein stieß in besagter Wiener Buchhandlung auf ein Exemplar der alten Versdichtung Parzival. Es war von Hitler persönlich mit Anmerkungen versehen worden, als er seine Wahnideen von der arischen Abstammung zu entwickeln begann, von der Bestimmung des deutschen Volkes und der Wiederbelebung der Idee des Pangermanismus. Das Buch war bei dem Okkultisten versetzt worden, es hätte gar nicht verkauft werden dürfen. Stein erwarb außerdem noch drei Aquarelle Hitlers. Auf ihnen sind Stücke aus dem Schatz in der Hofburg dargestellt, darunter auch die berühmte Heilige Lanze.
    Es hieß, dass die Lanze, nachdem erst Longinus und dann Joseph von Arimathia sie besessen hatten, den Kaisern von Karl dem Großen bis Friedrich Barbarossa als Talisman diente. Einige Zeit später lernte Stein den politischen Schriftsteller von List kennen, der einer Loge angehörte, deren Mitglieder dem Pangermanismus nahestanden und unter einer linksdrehenden Swastika, die das Kreuz ersetzte, fröhlich satanischen Ritualen und sexuellen Perversionen frönten. Mit Hitler wurde Stein angeblich durch von List in die Schatzkammer der Hofburg vor die angeblich echte Lanze geführt, die dort in einer Vitrine zur Schau gestellt wurde.
    Wenn man einigen zweifelhaften Quellen Glauben schenkte, fiel Hitler in ihren Bann. Er fiel in jene Zustände der Trance, die man später bei ihm erlebte, wenn er das Tausendjährige Reich beschwor. Es heißt, dass er sich der Heiligen Lanze bemächtigt habe und einen Pakt mit den Mächten der Finsternis eingegangen sei, um auf seiner Suche

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