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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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in Zukunft dem König anschließen? Wer sich auf die Seite des Grafen von Northeim schlagen? Er fragte Hermann nach seiner Einschätzung. Sein Freund erhob sich und wanderte nervös durch die große Burghalle. »Janus, wenn du die Wahrheit wissen willst, ich kann es dir nicht sagen. Der König hat sich verändert. Es gibt viele, die an seiner Gottesfürchtigkeit zweifeln. In ganz Sachsen erzählt man sich schauerliche Geschichten über ihn. Niemand weiß, was davon wahr ist und was erfunden. Otto von Northeim tut alles, um den König in Verruf zu bringen. Und Heinrich ist uneinsichtig. Ich habe alles versucht, Otto zum Einlenken zu bringen, ohne Erfolg.«
    Janus betrachtete Hermann. Seine blonden Haare waren mittlerweile ergraut. Tiefe Furchen zogen sich durch das Gesicht des immer noch hageren Mannes. Die Jahre hatten merkliche Spuren hinterlassen. Doch er schwächelte oder kränkelte nicht, ganz im Gegenteil. Er war immer noch eine imposante Erscheinung und nach wie vor schnell mit dem Schwert. Ein gefürchteter Gegner, dem seine Feinde Respekt zollten, und doch schien er so langsam des Kämpfens müde zu werden, auch wenn seine Königstreue nach wie vor unerschütterlich war.
    »Glaubst du, Otto von Northeim will selbst den Thron besteigen?«
    Hermann schüttelte den Kopf. »Nein, das denke ich nicht. Soweit würde er nicht gehen. Jedoch träumt er von einem Reich Sachsen und er will das Herzogtum Bayern zurück, welches der König ihm nahm.«
    »Was erzählt man sich über den König?«
    Hermann zog seine Stirn in Falten. Sein linkes Auge zuckte nervös. Die Frage war ihm sichtlich unangenehm, doch er hatte das Thema selbst angesprochen. »Der König ist mittlerweile ein Mann geworden. Und er kann zuweilen …«, Hermann kam ins Stocken, dann sprach er weiter. »Sagen wir es einmal so, er gibt sich vielerlei Ausschweifungen hin. Er feiert die Feste, wie sie kommen, und vernachlässigt sein Reich. In Sachsen wird erzählt, seine Schwester Adelheid habe ihm ins Gewissen geredet. Die Äbtissin von Quedlinburg verfügt über großen Einfluss. Der König soll seinen Männern daraufhin befohlen haben, ihr Gewalt anzutun.«
    Janus sprang auf. »Was sagst du da?«
    Hermann hob beschwichtigend den Arm und erwiderte: »Nun ja, es sind Gerüchte. Eigentlich schenke ich solcherlei Geschwätz keinen Glauben. Ich war fast immer mit dem König zusammen. Andererseits weiß ich wohl, dass der junge Herrscher sehr lasterhaft sein kann. Allerdings hat sich die Äbtissin vollends von ihm
    zurückgezogen. Niemand hat sie seitdem wieder gesehen, sie hält sich völlig von der Außenwelt fern, ist sozusagen hinter den Mauern des Klosterstifts Quedlinburg verschwunden.«
    »Ja ich weiß, ich habe versucht zu ihr vorzudringen?«
    »Du warst bei der Äbtissin?«, fragte Hermann erstaunt. »Warum?«
    »Wie gesagt, ich habe es versucht. Doch man hat mich nicht zu ihr vorgelassen.«
    »Was wolltest du von ihr?«
    Janus ging zu der Truhe, holte Adams Schreiben heraus und las es Hermann vor. Schweigend hörte dieser zu. Als Janus geendet hatte, schüttelte er verständnislos den Kopf. »Suchst du immer noch nach der Lanze?«
    Janus nickte. »Die Äbtissin von Quedlinburg hat ein Geheimnis. Etwas mit dieser angeblichen Vergewaltigung stimmt nicht. Wahrscheinlich bringt Rudolf von Rheinfelden derlei Gerüchte in Umlauf, um dem König zu schaden.«
    Hermann sah ihn an. »Rudolf steht treu zum König. Er mag zwar nach der Krone streben, doch er ist kein Sachse. Rheinfelden ist Schwabe und seine Königstreue ungebrochen. Ich traue ihm vieles zu, jedoch nicht die Vergewaltigung der Schwester des Königs, oder das Gerücht in die Welt zu setzen, der König selbst habe seine Schwester vergewaltigt. Nein, das passt nicht zu ihm!«
    »Nun, vielleicht nicht Rheinfelden selbst, es gibt jedoch einen Mann, der zu einer solchen Niedertracht fähig wäre.«
    »Wen meinst du?«
    »Wilfried von Breyde.«
    Hermanns Blick verfinsterte sich. Die Wochen und Monate der Auslieferung in den Händen dieser Bestie hatten sich in sein Gedächtnis gefressen. Er verzog das Gesicht und erwiderte: »Wenn es der König nicht verboten hätte, Janus, ich schwöre dir, Wilfried würde schon nicht mehr unter uns weilen! Ich hätte ihn längst getötet!«
    Janus wusste, solange von Breyde lebte, würde Hermann niemals Ruhe finden. Er hatte selbst schmerzvoll lernen müssen, dass die Geister der Vergangenheit immer wieder an die Türe klopften und um Einlass baten. Jedem Menschen

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