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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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warum tust du es? Ich dachte immer, du seiest ein ehrenwerter Mann, der die Regeln achtet und seinen König liebt. Das habe ich immer geglaubt, schon als ich dir als Kind zum ersten Mal begegnete.«
    Er schwieg und Mathilde beobachtete ihn. Regungslos stand er am Fenster und starrte hinaus. Sie trat hinter ihn und umschlang ihn mit ihren Armen.
    »Du hast recht, Mathilde, ich bin ein ehrbarer Mann, auch wenn ich mich gerade wie Judas fühle, der soeben die dreißig Silberlinge erhalten hat. Manchmal müssen auch ehrbare Männer Endscheidungen treffen, die Opfer fordern. Der König vernichtet Sachsen. Ich kann nicht länger mitansehen, wie er seine Burgen ausbaut und das Land ausblutet, das ich liebe. Wenn er mit seinem Gefolge in Goslar einzieht, leiden die Menschen. Sie geben ihr Letztes. Und für wen? Für einen König, der sie nicht liebt.« Er drehte sich zu ihr um und blickte sie verbittert an. »Ich hasse den König! Sein Vater hätte sein Verhalten niemals geduldet!«
    Mathilde zog sich an, wandte sich ihm zu und strich mit einer Hand sanft über seine Wange. »Ich verstehe deinen Hass gegenüber dem König, denn ich teile ihn. Du musst nun gehen. Ich erwarte meinen Gemahl bald zurück. Sei gewiss, dass deine Kunde bei mir in guten Händen ist.«
    Er verbeugte sich vor Mathilde und verließ ihr Gemach. Sie beobachtete vom Fenster, wie er den Burghof betrat und sein Pferd entgegennahm. Sie wusste, dass er ihr verfallen war, wie so viele vor ihm, doch mit ihm war es anders. War es Liebe? Doch dann verbot sie sich diese Gedanken. Sie beschloss, nicht lange zu zögern, und entsandte einen Boten nach Schwaben.
    Zwei Wochen später kehrte der Bote zurück, begleitet von einem Ritter des Schwabenherzogs. Die Heimreise ihres Gemahls verzögerte sich wieder einmal. Er konnte den Hof des Königs nicht verlassen. Umso besser, dachte Mathilde. Konrad hätte nur ihre Pläne behindert, wäre er auf der Rüdenburg anwesend. Sie empfing den Fremden in der Burghalle. Ein ansehnlicher Ritter, wie sie fand. Sie schaute an ihm herab. Seine wachen Augen strahlten eine Verschlagenheit aus, die ihr Furcht einflößte, sie aber auch zugleich
    auf eine merkwürdige Art und Weise erregte. Er kniete vor ihr nieder.
    »Seid mir gegrüßt, Gräfin Mathilde von Arnesberge. Mein Name ist Wilfried von Breyde. Mein Dienstherr Rudolf von Rheinfelden schickt mich zu Euch. Er sagte mir, Ihr habt wichtige Aufgaben für mich.«
    Mathilde lächelte ihn an. »Erhebt Euch, Graf von Breyde. Ich habe eigentlich angenommen, der Herzog von Schwaben käme selbst.«
    »Er ist am Königshof, doch seid gewiss, dass Eure Neuigkeiten bei mir in guten Händen sind.« Dann reichte er ihr ein Pergament mit Rudolfs Siegel.
    Mathilde öffnete es und las. »Wie es aussieht, kann ich Euch vertrauen. Ihr scheint hoch in der Gunst Eures Herrn zu stehen, so schreibt er es jedenfalls.«
    Von Breyde verbeugte sich. »Zu Euren Diensten, Gräfin von Arnesberge.«
    »Wir haben viel zu besprechen. Und wenn ich Euch so ansehe, weiß ich gar nicht, ob ich enttäuscht oder erfreut darüber sein soll, dass Rudolf sich nicht selbst herbemüht hat. Sicherlich habt Ihr viel zu berichten aus der großen, weiten Welt und seid in der Lage, einer einsamen Frau wie mir den Abend ein wenig zu versüßen. Und morgen, verehrter Wilfried, werdet Ihr dann Eurer Wege gehen. Vielleicht könnt Ihr Eurem Dienstherren bald von einem Erfolg berichten, der dem ganzen Reich neue Wege ebnen wird!«
    Wilfried blickte sie erstaunt an. »Ihr erweckt meine Neugier, Gräfin. Ich werde Euch nicht enttäuschen.«
    Mathilde lächelte. »Da bin ich sicher. Sagt, Wilfried, kennt Ihr meine Burg?«, fragte sie und hielt ihm ihren Arm hin.
    Er nahm ihn an und erwiderte: »Ich war vor Jahren schon einmal hier. Ja, ich kenne die Rüdenburg.«
    »Aber sicher nicht alle Gemächer!«

XXXII
    Am morgigen Tag wollte Janus sich auf den Weg nach Quedlinburg machen, doch vorher würde er noch einmal nach Konstanze sehen. Obgleich sie unweit der Burg wohnte, kam sie nicht oft zu ihm, was ihn etwas betrübte. Er konnte nicht verstehen, warum sie allein am Fuße der Festungsmauern in einem kleinen Haus lebte. Janus hatte ihr schon oft Geld angeboten, doch sie lehnte es immer ab. Sie meinte, sie könne alleine für sich sorgen. Konstanze wurde als Heilerin und Hebamme in ganz Gleiberg geachtet und hatte ihr Auskommen.
    Es dämmerte schon, als er durch das Haupttor schritt und die steilen Treppenstufen zu der Ansammlung von

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