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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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ausrichten lassen, mich fortan aus seiner Politik gegenüber den Sachsen herauszuhalten. Daher verbringe ich die Tage nunmehr hier in Gandersheim und lasse kaum jemanden zu mir vor.«
    »Dennoch habt Ihr bei mir eine Ausnahme gemacht?«
    »Unter den Mächtigen des Reiches gibt es nur einen Menschen, dem ich bedingungslos vertraue, und das ist Hermann von Gleiberg. Seid gewiss, ohne seine Fürsprache würde dieses Gespräch nicht stattfinden«, antwortete Adelheid bissig.
    Janus ließ sich nicht beirren. »Nun, Äbtissin, da haben wir etwas gemeinsam, denn auch ich vertraue Hermann über alle Maßen.« Er bemerkte, dass ihr eine Träne über die Wange rann. Und plötzlich verstand er, dass die Äbtissin und Hermann wohl noch mehr verband als Vertrauen. »Ich verstehe«, sagte er leise und senkte den Blick.
    Adelheid schluckte und versuchte, die Tränen zu unterdrücken. »Ihr versteht mich, weil Ihr lieben könnt. Meine Liebe musste ich für das Reich opfern. Nichts ist brennender als das Verlangen, das sich nie erfüllt. Hermann war verheiratet und ich zu jung und Gott versprochen. Das Schicksal wollte es anders.« Sie schüttelte traurig den Kopf. »Ich habe Euch schon viel zu viel erzählt. Hermann würde es jedoch billigen. Ich hoffe, ich habe das Bild, das Ihr von ihm habt, nicht zerstört, doch er ist nur ein Mensch, ebenso wie Ihr und ich.«
    Janus fragte sich, warum sein Schwiegervater ihm davon nichts erzählt hatte, auf der anderen Seite spielte es keine Rolle. Ihm stand es nicht zu, darüber zu urteilen.
    »Ich bitte Euch, Janus von Esken, hütet dieses Geheimnis. Es ist lange her und würde nichts am Heute ändern.«
    »Ich verspreche es. Ihr sagtet, Ihr verzeiht Eurem Bruder diese Tat?«, bohrte Janus weiter.
    Die Äbtissin ging zur Tür. »So ist es. Und jetzt geht bitte, Graf von Esken, ich habe Euch gesagt, was Ihr wissen wolltet, grüßt Hermann von mir.«
    Janus sah in ihre graublauen Augen und erkannte, dass Adam recht hatte: Die Äbtissin konnte wirklich nicht besonders gut lügen. Offensichtlich wollte sie ihn loswerden. Sie hatte ihm viele Dinge aus ihrem Leben anvertraut. Warum beendete sie das Gespräch so plötzlich? Versuchte sie die Heilige Lanze zu schützen?
    »Nur noch einen Augenblick, Äbtissin!«
    Sie hielt inne.
    »Ihr habt mir eine sehr große Ehre erwiesen, indem Ihr mir soviel über Euch und Hermann von Gleiberg erzählt habt. Vieles verstehe ich nun besser. Seid gewiss, meine Lippen sind versiegelt. Doch ich will Euch mit ebenso viel Offenheit begegnen.«
    Sie sah ihn fragend an.
    »Ich glaube, die Männer, die Euch Gewalt angetan haben, wollten etwas anderes, als Euch an die Loyalität zu Eurem Bruder zu erinnern.« Er beobachtete sie und es entging ihm nicht, dass die Äbtissin ihn erschrocken anblickte.
    Sie kehrte um und ließ sich auf den Schemel sinken. »Was meint Ihr?«
    Er setzte sich ihr gegenüber.
    »Ist es nicht so, dass die Männer von Euch ein Geheimnis erfahren wollten? Ein Geheimnis, welches nur Ihr kennt? Ein Geheimnis, das Ihr hütet und von dem Ihr bei unserem Herrn Jesus Christus geschworen habt, es niemals zu verraten? Habt Ihr es den Männern preisgegeben?«
    Entsetzt blickte sie ihn an. »Wovon sprecht Ihr?«
    Janus senkte sein Haupt. »Ich rede von der Heiligen Lanze, Äbtissin Adelheid.«
    »Beim Allmächtigen! Von welcher Lanze?« Fast flüsternd kamen die Worte über ihre Lippen.
    Janus hob langsam seinen Kopf und blickte ihr in die Augen. »Die Lanze, die sich einst in die Brust unseres Herrn Jesus Christus bohrte. Die Reliquie Eures Bruders ist eine Fälschung. Das Original ist seit Jahrhunderten verschollen. Ich glaube, dass Ihr den Aufenthaltsort kennt. Und ich glaube ebenso, dass die Männer, die Euch überfielen, mitnichten von Eurem Bruder kamen, sondern Euch das Geheimnis entlocken wollten. Als Ihr ihnen nichts verraten wolltet, war ihnen jedes Mittel recht, Euch zum Sprechen zu bringen.«
    Die Äbtissin erbleichte. Janus spürte, dass er der Lösung näher gekommen war denn je.
    Sie musterte ihn und ihr Blick verriet, dass sie überlegte, ob sie ihm vertrauen konnte, dann fragte sie schließlich: »Woher wisst Ihr davon, junger Graf?«
    »Ich weiß es, weil ich einen großen Teil meines Lebens damit verbracht habe, sie zu suchen, ebenso wie mein Vater es tat.«
    Die Äbtissin beobachtete ihn mit dem Blick eines Rehs, das nicht weiß, ob es fliehen oder starr stehen bleiben soll. Allerdings hatten sie schon zu viele Geheimnisse offenbart, es gab

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