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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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keinen Weg zurück.
    Adelheid atmete tief ein. »Eine Frau in meiner Position muss sehr vorsichtig sein, ich verbringe einen Großteil meines Lebens damit, zu überprüfen, wem ich vertrauen kann und wem nicht. Kann ich Euch Vertrauen, Graf von Esken?«, fragte sie.
    »Das könnt Ihr!«
    Sie musterte ihn eindringlich. »Ihr habt recht. Die Männer wollten wissen, wo sie versteckt ist. Die Heilige Lanze hat eine große Macht. Sie darf nicht in die falschen Hände gelangen. Dieses Kloster wurde von der heute als Heiligen verehrten Königin Mathilde gegründet. Sie hat es über dreißig Jahre lang selbst geleitet und bewahrte hier die heiligste aller Reliquien auf. Ich nehme an, Ihr kennt einen großen Teil der Geschichte schon?«
    Janus erzählte ihr von Adams Brief und der Reise nach Dänemark. Neugierig hörte sie ihm zu. »Adam von Bremen! Der alte Fuchs! Er besuchte mich und stellte mir ähnliche Fragen. Allerdings war er nicht so schonungslos offen wie Ihr.«
    »Würdet Ihr die Lanze Eurem Bruder überlassen?«
    Die Äbtissin sah ihn entsetzt an. »Niemals!« Sie schwieg einen kurzen Moment, dann sagte sie fest: »Ihr wisst nicht viel über die Seele der Könige. Mein Bruder hat mir zwar keine Gewalt angetan, doch er würde es ohne zu zögern tun, wenn er dadurch sein Reich festigen könnte, glaubt mir. Das gleiche gilt für alle Herrscher, die jemals auf dem Thron gesessen haben.«
    »Wo befindet sich die Lanze?«, fragte Janus ungeduldig.
    »Wir leisteten einen heiligen Eid, ich genauso wie meine Vorgängerinnen. Die Mächtigen wissen um die Kraft der Lanze und haben sie sich oft zunutze gemacht. Doch es gibt eine Macht hinter den Mächtigen, Jesus Christus, unser Herr und Gott. Die Lanze ist eine heilige Reliquie, kein Mordinstrument. Es ist Blasphemie, sie in eine Schlacht zu führen. Es kommt einer Verspottung dessen gleich, wofür Jesus Christus am Kreuz gestorben ist. In der Schrift steht geschrieben: Du sollst nicht töten! Und wir, die Äbtissinnen von Quedlinburg, schworen, zu verhindern, dass menschliche Machtgier die Lanze für menschliche Zwecke missbraucht.«
    Adelheid holte tief Luft und seufzte: »Aber ich weiß nicht, ob mir dies gelingen wird, da die Männer, die mir Gewalt antaten, möglicherweise wiederkommen werden. Vielleicht ist das der Grund, warum ich mich Euch offenbare, denn es kann sein, dass Euch Gott zu mir gesandt hat!«
    Die letzten Sätze sprach die Äbtissin sehr leise und nachdenklich.
    »Lasst mich Euch helfen, ehrwürdige Mutter.«
    »Wenn ich Euch die Lanze übergebe, bringt ihr sie zu meinem Bruder.«
    Janus ließ sich mit der Antwort Zeit und dachte nach. Er erinnerte sich plötzlich an die Worte seines Vaters, damals, als er mit ihm an der Rumia saß. Jesus hat das Wort benutzt, nicht das Schwert. Über das Wort sollst du nachdenken, mein Sohn, es steht nicht deshalb geschrieben, damit die Menschen mit dem Denken aufhören, sondern damit sie damit anfangen. König Heinrich durfte die Lanze nicht bekommen, auch wenn er sich dadurch selbst jeder Möglichkeit beraubte, die Ehre seines Vaters wiederherzustellen. Leise erwiderte er: »Nein, das werde ich nicht tun, aber ich kann sie in Sicherheit bringen.«
    Die Äbtissin blickte ihn lange eindringlich an und sagte schließlich: »Kommt mit!«
    Janus folgte Ihr die Tür hinaus und spürte sein Herz klopfen. War dies das Ende seiner Suche? War er am Ziel angekommen?
    Adelheid führte ihn in die Kellergewölbe des Klosters. Vor einer großen Eichentür blieb sie stehen, nahm eine Fackel aus der Halterung, öffnete die Tür und betrat einen länglichen Raum. Janus folgte ihr. Sie gelangten an eine Wand. Es schien, als sei das Ende des Gewölbes erreicht. Der Weg führte nur zurück. Die Mauern waren kahl. Die Äbtissin reichte ihm die Fackel. Dann zog sie einen Stein aus dem Mauerwerk. Eine steinerne Pforte bewegte sich aus der felsigen Wand. Janus´ Hände schwitzten, er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. So etwas hatte er niemals zuvor gesehen und er war sicher, die Lösung des Rätsels um die Heilige Lanze lag hinter diesem geheimnisvollen Tor.
    Sie gelangten in einen dunklen Raum. Die Äbtissin entzündete nach und nach Fackeln, die an den Wänden hingen, bis alles hell erleuchtet war. Am Ende des Gewölberaums befand sich auf einem steinernen Altar ein Schrein mit kostbaren Verzierungen. Janus´ Gedanken galten in diesem Moment seinem Freund Adam. Wenn er jetzt doch bei ihm sein könnte!
    Adelheid trat zu dem Altar,

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