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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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Wenn Mathilde die Wahrheit sprach, musste er alles herausfinden, was sie wusste. Er nahm sie in seine Arme und flüsterte: »Meine Mathilde, sage es mir und wir beide werden aufsteigen im Reich. Wir werden zu den Mächtigsten gehören. Sei gewiss, der Lohn des Rudolf von Rheinfelden wird unsagbar groß sein. Wenn wir die Reliquie in unseren Besitz bekommen, stehen uns alle Tore offen.«
    »Nun, so sei es. Janus von Esken hat sie. Die Äbtissin von Quedlinburg hat sie ihm übergeben.«
    Für einen kurzen Augenblick verspürte Wilfried einen Stich im Herzen. Seine Lüge gegenüber Rheinfelden war zur Wahrheit geworden. Wie konnte das sein? Die Nachricht wühlte ihn auf. Janus von Esken kam einem Fluch gleich. »Bist du dir dessen
    sicher?«
    »Ja«, antwortet Mathilde.
    Wilfried ließ sie los. Er ging ein paar Schritte hin und her und fasste sich am Kinn. Wie schaffte es dieser kleine Spielmann nur immer, ihm zu entkommen und schneller zu sein als er. Diesmal würde ihm kein glatzköpfiger Söldner mehr helfen und auch kein Hermann von Gleiberg. Er würde Janus von Esken endgültig in die Hölle schicken.
    »Janus von Esken! Diese Familie verfolgt mich mein ganzes Leben lang. Es ist fast so, als habe Gott unsere Schicksale miteinander verwoben. Ich werde ihn töten und die Heilige Lanze Rudolf von
    Rheinfelden überreichen.«
    Am nächsten Tag brach Wilfried nach Tribur auf. Er musste sich beeilen, um dem Treffen der Fürstenopposition noch beiwohnen zu können. Diese Versammlung der mächtigsten Männer im Reich wollte darüber beraten, wie man sich nach dem Bann durch Papst Gregor verhalten sollte. Viele Fürsten, die immer schon das Handeln des Königs in Zweifel gezogen hatten, sahen nun die Stunde gekommen, Heinrich abzusetzen. Von ihrem einst geleisteten Treueeid wurden sie durch Papst Gregor entbunden. Da der Papst Heinrich auch exkommuniziert hatte, wurde sogar jedem Christen der Umgang mit dem König verboten.
    In der Nacht vor der Beratung der Fürsten kam die Mauritiusbruderschaft im Wohnturm Rheinfeldens zusammen. Rudolf versuchte, alle Mitglieder der Gemeinschaft einzuschwören, sich gegen den König zu stellen. Wilfried beobachtete die Versammlung mit versteckter Freude. Rudolf stellte es sehr schlau an, fand er. Diese Narren, sie tanzten an seinem Seil, wie die Puppen eines Gauklers. Er dachte an Heinrich, der auf der gegenüberliegenden Rheinseite in Oppenheim lagerte und die Entscheidung der Fürsten abwartete.
    Am nächsten Morgen begann die Beratung und dauerte den ganzen Tag. Einige meinten, man solle sich offen gegen den Papst stellen und König Heinrich unterstützen, um den Papst abzusetzen. Doch der Großteil sah es anders, weil sie den Zorn Gottes fürchteten. Wilfrieds Augen ruhten auf Rudolf, der schließlich das Wort ergriff. »Viele von euch wissen, ich habe Heinrich ebenso treu gedient, wie seinem Vater. Ich zog mit ihm gegen die Sachsen und stand treu an seiner Seite. Doch einige der Älteren erinnern sich noch an meinen Schwur, damals, als er noch ein Knabe war. Nur wenn er sich als gerechter König erweisen sollte, würde ich ihm die Treue halten. Ein König, der sich offen gegen Gottes Stellvertreter auf Erden stellt, kann nicht gerecht sein. Der Papst hat ihn gebannt und exkommuniziert, daher fühle ich mich an meinen Eid ihm gegenüber nicht mehr gebunden. Es ist Häresie, sich gegen den Papst zu stellen. Es gibt eine Macht, die größer ist als die Macht hier auf Erden: Gottes Macht. Papst Gregor repräsentiert diese Macht. Ein König, der das nicht anerkennt, ist nicht mehr mein König!«
    Wie so oft an diesem Tag ging ein Raunen durch die Menge der Fürsten. Es wurde viel geredet und am Ende der Verhandlungen einigte man sich darauf, Heinrich noch eine Schonfrist von knapp vier Monaten zu geben. Im nächsten Jahr, am Tag der Darstellung des Herrn, würden sich die Fürsten erneut zusammenfinden, diesmal in Augsburg. Wenn es Heinrich bis dahin gelänge, sich vom Bann des Papstes zu lösen, wolle man davon absehen, einen neuen König zu wählen. Weiterhin solle sich Heinrich dazu verpflichten, die Absetzungsaufforderung an den Papst zu widerrufen und Gehorsam zu leisten.
    Wilfried empfand die Entscheidung der Fürsten als Zeitverschwendung. Warum zögerten sie? Sie hätten doch gleich einen neuen König wählen können. Am liebsten hätte Wilfried Rudolf auf dem Thron gesehen. Sein Lehnsherr stand der Krone am nächsten, er wäre der würdigere Herrscher.
    Ein Schreiber wurde

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