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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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Hermann lachte, als sich das Tier in Bewegung setzte und er alle Mühe hatte, nicht hinunterzufallen. Aber nach einem halben Tag im Sattel ging es schon besser.
    Unterwegs berichtete ihm Hermann von den Geschehnissen am Hofe. Er erwähnte auch den Kodex, den er durch Johannes Wohlfarth seinerzeit bei Ulrich abholen ließ.
    »Was ist das für ein merkwürdiger Kodex, wenn seinetwegen schon so viele Menschen sterben mussten?«, fragte Janus.
    Hermann schwieg einen Moment, dann entgegnete er: »Ach, was macht es schon, es ist ohne Belang. Für deinen Vater brach ich einst meinen Eid. Gott wird mir vergeben, wenn ich ihn nun für seinen Sohn ein zweites Mal brechen muss, denn ich hoffe darauf, dass es ein gerechter Gott ist.« Der Gleiberger Graf begann, ihm die ganze Geschichte zu erzählen, von dem Auftrag, den Janus´ Vater von dem alten Kaiser Heinrich erhalten hatte, von der Heiligen Lanze, die eine Fälschung war, und von der Mauritiusbruderschaft, der er nun nicht mehr angehörte.
    »Mauritiusbruderschaft?«, fragte Janus staunend.
    Hermann beugte sich zu ihm vor. »Diese mächtigen Männer lenken in Wahrheit die Geschicke des Reiches. Ich gehörte zu ihnen. Doch die Freundschaft zu deinem Vater bedeutete mir viel. Damals warb ich bei Siegmar für Verständnis und bat ihn, seine Suche aufzugeben, doch er hatte mit Hilfe von Ulrich längst diesen Kodex ausfindig gemacht. Der Inhalt hätte für den Kaiser sehr gefährlich werden können, und für die Mauritiusbruderschaft ebenso.«
    »Was steht in der Schrift?«
    Hermann zuckte mit den Schultern. »Nach deines Vaters Tod ließ ich den Kodex nach Bremen schaffen. Niemand fragte mehr danach.«
    Janus dachte nach. Sein Vater hatte die Antwort gewusst. »Deswegen musste er sterben und Ulrich auch«, sagte er leise.
    Hermann atmete tief durch. »Dein Vater hat in den Machtbereich der mächtigsten Fürsten des Reichs eingegriffen, doch bevor er dem Kaiser Bericht erstatten konnte, wurde er durch Wilfried von Breyde und Bernhard von Arnesberge der Häresie bezichtigt und kam zu Tode.«
    »Und was hat Rudolf von Rheinfelden mit all dem zu tun?«, fragte Janus.
    »Rheinfelden hat immer nach der Krone gestrebt. Als junge Ritter waren Siegmar, Rudolf und ich eng befreundet. Deine Mutter war Rudolf versprochen, doch sie verliebte sich in deinen Vater. Es kam zum Bruch zwischen Rudolf und Siegmar. Der Kaiser brauchte sie und verbot ihnen gegeneinander zu kämpfen. Beide gehorchten.«
    Sie ließen ihre Pferde wieder antraben. Janus musste an Asbirg denken. Was hatte sie damals am Feuer zu ihm gesagt? Eines Tages wirst du die Wahrheit über deinen Vater erkennen und dein Urteil über ihn wird ein anderes sein. Die ganzen Jahre über hatte er an seinem Vater gezweifelt, hatte gedacht, er könne vielleicht wirklich ein Häretiker gewesen sein, war geblendet von seinem Schmerz und seiner Enttäuschung. Alles, was sein Vater damals getan hatte, ergab plötzlich einen Sinn. So bat er Gott und seine Eltern still um Verzeihung.
    Als sie das südliche Sachsen erreichten, holte sie der Bote ein, den Hermann in Kaiserswerth zurückgelassen hatte. Neben Janus zügelte er sein keuchendes Pferd und verbeugte sich leicht vor Hermann. »Euer Gnaden, sie haben es getan. Gestern Abend nahm Bischof Anno von Köln den kleinen König mit zum Rheinufer. Unter einem Vorwand wurde er auf ein Schiff gelockt. Anno erzählte ihm, es sei das schnellste Schiff im Reich und er wolle es ihm vorführen. Als der König merkte, dass das Schiff nicht wieder anlegte und die Wahrheit erfuhr, sprang er über Bord. Einer der Grafen sprang ihm nach und rettete ihn aus den Rheinfluten. Um ein Haar wäre der König ertrunken.«
    Hermann blickte zu Janus und zog seine Stirn in Falten. »Sie haben es tatsächlich getan. Diese Hunde haben den König entführt.« Dann wandte er sich wieder dem Boten zu. »Wo befindet sich Heinrich jetzt?«
    »Bischof Anno nahm ihn mit nach Köln und man erzählt sich, er stehe nun unter der Obhut der Fürsten. Sie haben jetzt die Macht im Reich. Es heißt, die Kaiserin sei tieftraurig und wolle in ein Kloster gehen. Die Fürsten haben ihr gesagt, dass sie ihren Sohn vorläufig nicht wieder sehen wird. Manche munkeln auch, man wolle den kleinen König umbringen.«
    Hermann wandte sich an Janus. »Damit ist Rheinfelden der uneingeschränkte Herrscher im Land. Keiner der Fürsten kann ihm die Macht streitig machen. Wenn Rudolf herausfindet, dass du gar nicht tot bist, Janus, hast du dein Leben

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