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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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respektierte den Glauben der Nordmänner, denn der war dem Asbirgs nicht unähnlich, an die er immer wieder denken musste. Thengill schien dies zu bemerken, denn das anfängliche Misstrauen zwischen ihm und Adam wich gegenseitigem Interesse. Janus kannte seinen Freund gut und wusste, er konnte schnell aus der Haut fahren, wenn es gegen seinen Glauben ging, jedoch konnte Adam sich ebenso auf Neues einlassen, wenn es seinen Forschungen diente.
    An einem der langen Winterabende, an denen Janus von Thengill viel über die Geschichte dieses geheimnisvollen Volkes erfuhr, saßen die drei im Langhaus des Bootsbauers zusammen.
    »Warum hat sich dein Gott nicht gewehrt, wenn er so mächtig ist?«, fragte der Wikinger verständnislos.
    »Christus hat gesagt, du sollst nicht töten, und deinen Nächsten lieben wie dich selbst«, antwortete Adam.
    »Auch deine Feinde sollst du lieben?«
    »Auch die, ja!«
    »Er lässt sich einfach von seinen Feinden töten, ohne sie zu zerschmettern? Er hat keine Macht.«
    Adam lächelte, doch es war nicht das überlegene Lächeln wie bei ihrer ersten Begegnung, sondern es spiegelte sich Güte darin. »Seine Macht ist nicht von dieser Welt«, sagte er und bekreuzigte sich.
    Thengill blickte ihn an. »Thor hätte an seiner Stelle das Kreuz zermalmt und seine Feinde ebenso!«
    »Vielleicht, doch es ist nicht recht. Nicht durch Gewalt gelangt man ins Himmelreich.«
    »Was ist das Himmelreich?«
    »Nun, ihr würdet es wohl Walhalla nennen.«
    Thengill legte die Hände über seinem Kopf zusammen. »Aber in Walhalla ziehen keine Feiglinge ein.«
    »Liebe deine Feinde, Thengill, bekehre dich zum wahren Glauben, oder du wirst nicht ins Himmelreich gelangen«, erwiderte Adam.
    Der Nordmann schüttelte verständnislos den Kopf. »Es ist spät. Lasst uns schlafen gehen.«
    So vergingen die Wochen in dem kleinen dänischen Dorf. Der Winter lag in den letzten Zügen. Es war März und noch immer bitterkalt. Adam saß häufig mit einem scheibenartigen Instrument am Meeresstrand. Als Janus ihn auf das seltsame Ding ansprach, erklärte er ihm, es stamme aus Persien und handele sich um ein Astrolabium. Man könne mit seiner Hilfe Entfernungen abschätzen. Auf die Frage, wie er in den Besitz des merkwürdigen Gegenstandes gekommen sei, antwortete Adam, er habe in einer Schrift des Hermann von Reichenau etwas darüber gelesen und es einem byzantinischen Händler in Hammaburg abgekauft. Für ihre bevorstehende Reise könne es sich vielleicht als nützlich erweisen.
    An einem der letzten Abende des März beschloss Janus, Thengill den wahren Grund ihres Vorhabens zu erklären. Er hörte ihm aufmerksam zu, dann sagte er: »Ich glaube nicht, dass sich der Gegenstand, den ihr sucht, und der für euren Christengott so wichtig zu sein scheint, auf Island befindet.«
    »Wie kannst du das wissen?«
    Der Nordmann schnalzte mit der Zunge. »Ich kenne vielleicht jemanden, der euch weiterhelfen kann. Es handelt sich um eine heilige Frau. Nicht so, wie es euer Gott vorschreibt, jedoch unser Volk verehrt sie. Ihr Name ist Eringis. Sie ist sehr alt und lebt einen Tagesritt von hier entfernt in einer Hütte. Es gibt kaum eine Saga, eine Geschichte oder Begebenheit unseres Volkes, die Eringis nicht kennt. Vielleicht hat Thorvald die Lanze seinerzeit gar nicht mit nach Island genommen. Wenn er es jedoch tat, ist sie wohl für immer verloren. Ihr wisst nicht, wie es in Island aussieht? Ihr werdet Monate, vielleicht sogar Jahre benötigen, um jemanden zu finden, der die Geschichte Thorvalds kennen könnte. Selbst wenn es euch gelänge, in Island jemanden ausfindig zu machen, der etwas über den Verbleib des Speeres weiß, wie würde es weitergehen? Und was ist, wenn der Speer sich nicht auf Island befindet? Werdet ihr versuchen, nach Grünland zu kommen, welches noch um vieles größer ist? Gegen Grünland wäre euer Aufenthalt auf Island ein Spaziergang. Es ist das größte Land der Welt. Und wenn ihr auch dort nichts findet, so würdet ihr möglicherweise sogar versuchen, nach Vynland zu gelangen, wie einst der große Leif
    Erikson? Nein! Euer Plan scheint mir aussichtslos zu sein. Gebt ihn auf!«
    Janus blickte zu Adam und zuckte mit den Schultern. Er glaubte, dass Thengill wusste, wovon er sprach.
    Adam sagte schließlich: »Gut, wir werden mit dem Weib sprechen. Aber wenn sie uns nichts sagen kann, brechen wir in ein paar Wochen mit dir nach Island auf!«
    Thengill wandte sich ab. »Du bist genauso uneinsichtig, wie dein

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