Die Lanze Gottes (German Edition)
Köln für seine treuen Dienste in den letzten Jahren. Aber diese sind von nun an nicht mehr vonnöten. Er hat genug für mich und das Reich getan. Er mag sich zurückziehen nach Köln. Von heute an soll Bischof Adalbert von Bremen mein einziger Berater sein.«
Auch diese Geste des Königs überraschte den Bremer Bischof nicht. Er hatte in den letzten Jahren sehr viel dafür getan, das Vertrauen des jungen Herrschers zu gewinnen. Vereinzelt war Murmeln zu hören. Die Entscheidung des Königs für ihn würde die Machtverhältnisse im Reich entscheidend ändern, das wusste der Bremer Bischof.
XXII
In den letzten drei Jahren hatte Janus sich an das angenehme Leben am Hof König Estridssons gewöhnt. Auf dem Weg in den hohen Norden Dänemarks hatte er in den letzten Wochen wieder im Freien schlafen müssen und fühlte sich an alte Vagantenzeiten zurück erinnert. Im Spätherbst erreichten sie schließlich das Dorf des dänischen Schiffsbauers Thengill. Erste Schneeflocken kündeten von dem herannahenden Winter. Ein paar wenige Langhäuser standen um einen Dorfplatz.
Janus´ Blick fiel auf den Hafen, in dem zwei große Boote vor Anker lagen. Thengill stand in der Mitte des Dorfplatzes und erwartete sie bereits. König Estridsson hatte Boten vorausgeschickt, die ihre Ankunft angekündigt hatten. Als sie vor dem Schiffsbauer und Freund des dänischen Königs standen, fiel Janus zuerst ein silberner Hammer Thors auf, den Thengill um seinen Hals trug. Der Schiffsbauer war groß und eine ebenso imposante Erscheinung wie König Sven Estridsson.
Adam wechselte einige Worte in dänischer Sprache mit ihm und Thengill antwortete: »Ich verstehe eure Sprache, Mönch, und dein Dänisch ist grauenhaft.«
Adam rümpfte die Nase und Janus musste lächeln.
Christen schien es in dem Dorf nicht zu geben. Die Menschen schauten abschätzig auf Adam und schüttelten beim Anblick des Kreuzes, welches er trug, ihre Köpfe. Trotzdem hatte Janus nicht den Eindruck, sie seien ihnen feindlich gesonnen.
Adam berichtete Thengill von ihrem Vorhaben, nach Island zu reisen. Der Schiffsbauer musterte sie mit einer Mischung aus Verwunderung und Überraschung. »Das ist unmöglich«, sagte er und wandte sich zum Gehen.
Adam tauschte einen erstaunten Blick mit Janus, trat hinter Thengill und zog ihn an der Schulter zu sich herum. »Aber dein König hat es befohlen. Er hat gesagt, du würdest uns nach Island bringen! Wirst du dich dem Wunsch deines Königs widersetzen?«, fragte Adam scharf.
Thengill zog eine Augenbraue hoch. »Nein.«
»Nun denn, Gott wird uns beschützen, also reisen wir!«
Thengill lachte laut auf und griff an das große Kreuz, das Adam um seinen Hals trug. »Dein schwacher Gott, der sich von seinen Feinden an einen Balken hat nageln lassen, wird dir in den Nordmeeren gar nichts nützen, Mönch!«
Adam schob Thengills Hand unwirsch beiseite. »Du sollst keinen anderen Gott anbeten als den Herrn Jesus Christus, Heide!«
Janus mischte sich ein. »Adam, wir sind hier zu Gast!«
Thengill hob mit einer abwertenden Geste seine Hände und verzog das Gesicht, aber er blieb ruhig, was Adams Zorn nur steigerte. Er stemmte seine Hände in die Hüften. »Dein König hat es befohlen und du weigerst dich, uns zu helfen?«
Janus legte die Hand auf Adams Schulter. »Bleib ruhig, mein Freund, vielleicht hat Thengill seine Gründe.«
Er bemerkte, wie der Wikinger ihn musterte. »Es ist unmöglich, vor dem Winter aufzubrechen. Die Stürme in den Nordmeeren sind zu stark. Nicht einmal erfahrene Männer wagen um diese Jahreszeit die weite Reise. Ihr wisst nichts von den Nordmeeren! Aber ihr könnt einige Tage meine Gäste sein.«
Janus wusste, dass sie nichts tun konnten, als sich zunächst damit zufrieden zu geben. Er redete Adam zu und der lenkte schließlich ein.
Aus den Tagen wurden Wochen. Besonderes Interesse zeigten die Menschen an Adam. Sein langer Habit und dieser komische Gott, wie sie es nannten, erregte viel Aufmerksamkeit. Janus beobachtete oft, dass sein Freund keine Gelegenheit verpasste, den Einheimischen von seinem Glauben zu erzählen. Wohl mehr aus Neugier versammelten sich die Menschen immer wieder auf dem Platz unter einer großen Eiche, an dem der Mönch notdürftig einen Altar errichtet hatte. Thengill ließ ihn gewähren. Er meinte, es befänden sich genug Götter in Walhalla, da käme es auf einen mehr oder weniger nicht an.
Janus zuckte mit den Schultern, wenn der Wikinger so abwertend über Gott sprach. Er
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