Die Lanze Gottes (German Edition)
Mut, Adam von Bremen! Ich werde Euch vier meiner besten Männer mitgeben. Sie werden Euch zum nördlichsten Teil meines Reiches begleiten. Dort liegt ein kleines Dorf. Die besten Seefahrer und Schiffsbauer des Königreiches leben dort. Wendet Euch an einen Mann namens Thengill. Teilt ihm meinen Wunsch mit, Euch nach Island zu bringen, und, wenn möglich, auch heil wieder zurück!«
Das war mehr, als Janus erwartet hatte. Offenkundig hatte sie der König in den letzten Monaten in sein Herz geschlossen, denn diese Hilfe war für sie von unschätzbarem Wert.
»Ich danke Euch, König Sven«, sagte Adam.
»Dankt mir nicht, Mönch, denn vielleicht habe ich damit Euer Todesurteil besiegelt. Wann wollt Ihr aufbrechen?«
»So bald wie möglich.«
»Dann geht mit Gott, Adam von Bremen, mein Freund, und auch Ihr, Spielmann! Gebt acht auf diesen seltsamen heiligen Mann. Ich wünsche euch Glück!«
XXI
Die Wichtigkeit dieses Tages war Bischof Adalbert von Bremen durchaus bewusst. Die Fürsten, Bischöfe und viele der hohen Adeligen des Reiches waren zum Mainzer Hoftag zusammengekommen, um der Schwertleite des jungen Königs beizuwohnen. Auch seine Mutter, Kaiserin Agnes, war zugegen.
Nach und nach füllte sich der Saal und die Zeremonie begann. Der junge König saß neben seiner Mutter auf dem Thron und einer nach dem anderen kamen die Fürsten herein, knieten vor dem König und wurden von ihm begrüßt.
Bischof Adalbert stand in der Menge, während sein Widersacher, Bischof Anno von Köln, zur Rechten des Königs saß. Heinrich hat sich gut entwickelt, aus dem schüchternen Jungen von einst ist ein junger Mann geworden, dachte Adalbert zufrieden. Kaiserin Agnes lächelte ihrem Sohn zu und Adalbert konnte ihr ansehen, wie stolz sie war. Heinrich war überdurchschnittlich groß und hatte breite Schultern bekommen. Lange schwarze Locken umrahmten sein Gesicht. Die Augen waren klar und sein Blick wirkte unerschütterlich.
Unter lautem Fanfarenspiel wurde das Reichskreuz hereingebracht. Der König saß regungslos auf seinem Thron. Seine Miene verriet nicht, wie er sich fühlte. Die letzten Jahre hatte er unter der Vormundschaft Annos gestanden. Selbst seine Mutter sah ihn heute zum ersten Mal seit drei Jahren. Sie schloss ihn kurz in die Arme und Bischof Adalbert konnte die Tränen sehen, die ihr über die Wange flossen. Dann stand der junge König auf und verfügte, dass ein weiterer Stuhl auf das Podest getragen werden solle. Er blickte Bischof Adalbert an und machte eine einladende Geste. »Ich bitte Euch, Eure Eminenz, erweist mir die Ehre und nehmt neben mir Platz!«
Adalbert verwunderte die Geste des Königs keineswegs und kam seiner Aufforderung gerne nach. Er sah, wie die Augen Heinrichs strahlten, als das Reichskreuz vor ihm aufgestellt wurde. Der junge Herrscher zeigte sich tief beeindruckt, beugte sich zu Adalbert herüber und flüsterte: »Im Querbalken des Kreuzes befindet sich die Heilige Lanze, Eure Eminenz?«
»Ja, mein König«, antwortete Adalbert. Dann vernahm er lautes Murmeln und Stimmengewirr. An der Tür bemerkte er einen kleinen Tumult. Rudolf von Rheinfelden hatte sich einem gerüsteten Mann in den Weg gestellt.
Heinrich stand auf. »Was ist dort los?«
Rheinfelden eilte zu ihm und sank auf ein Knie. »Verzeiht, mein König. Es ist Hermann von Gleiberg. Wie Ihr wisst, besteht eine Anklage gegen ihn wegen Hochverrats, unterzeichnet von den wichtigsten Fürsten im Reich. Die Anklage existiert schon seit einigen Jahren, doch bisher konntet Ihr noch nicht selbst entscheiden.«
Heinrich schaute zur Tür, wo Hermann von Gleiberg stand. Bischof Adalbert blieb nicht verborgen, dass ein Lächeln des Königs Lippen umspielte, doch er schien sich sofort wieder unter Kontrolle zu haben. »Nun, solange wir über die Anklage noch nicht entschieden haben, mag er vortreten. Er ist ein Adeliger wie alle hier und bis seine Schuld bewiesen ist, darf er mir sein Schwert anbieten, ebenso wie Ihr, Herzog von Schwaben.«
»Aber mein König!« Rudolf schaute zu Bischof Anno. Als geschultem Beobachter der Vorgänge am Königshof entging Adalbert von Bremen das leichte Kopfschütteln Annos nicht. Rheinfelden verstand das Zeichen wohl, senkte sein Haupt und sagte: »Wie Ihr wünscht, mein König!«
»Teurer Herzog von Schwaben, Eurer Tapferkeit, Weisheit und Freundschaft wegen, die Ihr schon meinem Vater entgegenbrachtet, verfüge ich, den Schlag der Schwertleite von Euch zu empfangen«, verkündete Heinrich. Rudolf
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