Die Last der Schuld
Kaffee zu besorgen.
Offenbar hatten diese fünf Minuten ausgereicht, um ihn sich stehlen zu lassen.
Ein quälender Verdacht beschlich Kara. Während sie sich erneut hinters Lenkrad setzte, lieà sie ihren Blick aufmerksam schweifen. Sie konnte niemanden entdecken. Wer auch immer das Gerät entwendet hatte, war längst verschwunden. Doch sie hatte keinen Zweifel, wer es gewesen war â oder zumindest, wer den Auftrag dazu erteilt hatte.
Marcus war über das Video von sich selbst alles andere als erfreut gewesen. Es hätte ihn zur WeiÃglut getrieben, wenn er gewusst hätte, dass sie eine weitere Kopie am Schlüsselbund mit sich herumtrug. Im Grunde hätte sie das Ganze für sich behalten sollen, doch wenn es um Marcus ging, lieà ihre Selbstbeherrschung mehr als zu wünschen übrig. Sie war unablässig bemüht, ihn zufriedenzustellen.
Vielleicht war das der Fehler. Vielleicht bemühte sie sich einfach zu sehr.
Oder vielleicht bemühte sie sich nicht genug.
Das musste es sein! Marcus hatte sie bei sich aufgenommen, ihr zu essen und Kleidung gegeben und ihr seinen Schutz geboten, als sich kein anderer Mensch um sie scherte. Jetzt musste sie ihm beweisen, wie dankbar sie ihm war. Sie musste sich noch mehr bemühen.
Wenn sie Lana schon nicht erledigen konnte, solange Caleb sie bewachte, dann musste sie Caleb eben zuerst erledigen. Ihn und die anderen Wachhunde â alle auf einen Streich.
Je gröÃer die Explosion, umso besser.
22
Lana saà auf ihrer Wohnzimmercouch und wartete darauf, dass Caleb auftauchte. Ihre Finger führten derweil ein Eigenleben und kritzelten müÃig auf einem Blatt Papier herum. Erst als sie für einen Moment innehielten, wurde Lana bewusst, was sie da zeichnete. Das Gesicht des Mannes, der sie verprügelt hatte. Das Gesicht des Mannes, den Caleb getötet hatte.
In einem Anfall von Panik zerriss Lana das Blatt Papier in tausend Stücke und spülte sie im Klo hinunter. Sie musste dringend vorsichtiger sein. Wenn sie so etwas in der Ãffentlichkeit zeichnete, wäre sie vermutlich tot, noch bevor sie das Beweismaterial vernichten könnte.
Lana legte den Block auÃer Reichweite und kauerte sich auf dem Sofa zusammen, in der Hoffnung, Caleb möge sich beeilen. Sie wollte die Sache hinter sich bringen.
Es war fast Mitternacht, doch sie wusste, er würde kommen. Was sie hingegen nicht erwartete, war, dass er sich selbst die Tür aufschloss, so als wohnte er bei ihr. Er trat ein und lieà den Schlüssel in der Hosentasche verschwinden. Wo er ihn herhatte, war ihr schleierhaft, doch er würde garantiert nicht mit diesem Schlüssel hier herausspazieren.
Seine dunklen Augen schweiften über ihren weiten Bademantel und ihre nackten FüÃe, die darunter hervorragten. »Du bist noch wach.«
»Ich habe auf dich gewartet«, erwiderte sie.
Ein erleichtertes Lächeln breitete sich über seine Lippen, und Lanas Herzschlag beschleunigte sich bei der Vorstellung, welches Vergnügen ihr diese Lippen bereiten konnten. »Ich hatte gehofft, dir genug Zeit gegeben zu haben.«
»Das ist nicht der Grund, weshalb ich auf dich gewartet habe. Ich wollte etwas klarstellen. Was letzte Nacht zwischen uns passiert ist, war eine einmalige Sache. Du bist ein netter Kerl, aber ich habe im Moment einfach keine Zeit für eine Beziehung. Selbst wenn es dabei nur um Sex geht.«
Sie sah, wie sich seine Bauchdecke verkrampfte, als hätte sie ihm einen Schlag verpasst. Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Er starrte sie finster an. »Das war es also für dich? Nur Sex?«
Zieh einen klaren Schlussstrich! Es ist besser so. »Ja. GroÃartiger Sex, aber eben nur Sex.«
Caleb trat näher an sie heran, als wollte er sie in die Enge treiben. Er überragte sie um ein Vielfaches. Lana sah sich gezwungen aufzustehen, um ihre Position ein wenig zu verbessern. Es war auch ohne den zusätzlichen Nachteil schon schwer genug, die Sache mit Caleb zu beenden.
»Ich glaube dir kein Wort«, sagte er. »Du hast dich letzte Nacht in meinen Armen völlig vergessen. Du kannst mir nicht erzählen, dass so etwas GroÃartiges eine einmalige Sache war.«
»Ich brauchte lediglich ein Ventil, mehr nicht. Ich weià deinen Drang, mich beschützen zu wollen, wirklich zu schätzen, aber ich glaube, wir wären beide besser dran, wenn du ganz einfach verschwindest.«
»Ich werde
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