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Die Last der Schuld

Die Last der Schuld

Titel: Die Last der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon K. Anja; Butcher Hackländer
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bewegen. Harte Plastikfesseln schnitten sich in ihre Handgelenke, während sie vorwärtszukriechen versuchte. Vergeblich. Ihre Beine waren so oft gebrochen, dass sie sich nicht einmal hinknien konnte.
    Der Schmerz bohrte sich bis tief ins Mark, kriechend und windend wie ein lebender Organismus, der sich mit jedem angsterfüllten Schlag ihres Herzens durch ihr Blut fraß. Sie hätte nie geglaubt, derartige Schmerzen ertragen zu können, ohne zu sterben. Es schien ihr unmöglich, und doch war es nur eine weitere grausame Foltermethode, die man sich ausgedacht hatte, um sie zu bestrafen. Ihre Peiniger weideten sich an ihrem Schmerz; sie schwelgten darin.
    Sie lachten, wenn sie schrie.
    Sie lachten auch jetzt, und ein winziger Teil ihres Verstandes, der noch klar und unverletzt war, verriet ihr, dass sie demzufolge erneut schreien musste, auch wenn es ihr selbst nicht bewusst war. Sie hatte so lange und laut geschrien, dass es ihr ebenso natürlich vorkam wie zu atmen. Doch sie wollte ihnen dieses Vergnügen nicht gönnen, daher versuchte sie, still zu sein. Sie versuchte, sich so weit zu beruhigen, dass sie zu einem normalen Atemzug fähig wäre. Ihre Lungen brannten, ihr Herz trommelte. Sie konnte nicht denken. Sie konnte nicht atmen. Sie geriet in Panik, als sich die eisige Schwärze um sie herum schloss und sie zu verschlingen drohte.
    Sie konnte sich nicht wehren. Sie war nicht stark genug. Man hatte sie fortwährend und vollends zermürbt. Ihr blieb keine Kraft zum Kämpfen.
    Dann spürte sie, wie Caleb ihre Hand ergriff. Spürte die raue Wärme von Haut auf Haut. Hitze jagte ihr durch die Glieder und attackierte die kalten, schwarzen Klauen ihrer Angst, die sie in die Tiefe zu reißen drohten. Sie konzentrierte sich auf diese Wärme, weil sie wusste, dass sie sie schon einmal gerettet hatte und es wieder tun würde. Sie konnte nicht sterben. Nicht, wenn Caleb bei ihr war.
    Seine tiefe, eindringliche Stimme riss sie sanft aus ihrem Albtraum. »Wach auf, Lana! Komm schon! Wach auf, Süße! Du bist in Sicherheit.«
    Ihr Körper zitterte, doch ihr Atem beruhigte sich allmählich, bis sie endlich einen vollständigen Atemzug einsaugen konnte, nur um ihn im nächsten Moment krampfhaft wieder auszustoßen. Ihr war vage bewusst, dass Calebs tiefe, ruhige Stimme ihr sanfte Worte des Trosts gegen die Schläfe hauchte. Sein harter, heißer Körper umfing sie. Er wiegte sie wie ein kleines Kind und streichelte ihr mit einer Hand über den Rücken, während die andere in ihrer verzweifelten Umklammerung ruhte.
    Sie roch den Duft seiner Haut – jenes heiße, maskuline Aroma, an das sie sich noch von jenem Tag erinnern konnte, als er sie aus der Höhle ins Sonnenlicht getragen hatte. Er hatte sie gerettet. Sie war in Sicherheit.
    Lana schauderte sanft und entspannte sich in seiner Umarmung. Sie war zu müde, um zu kämpfen, doch das musste sie auch gar nicht. Caleb war hier, sie konnte sich entspannen. Er würde nicht zulassen, dass sie starb.
    ***
    Caleb hatte unzählige Male sein Leben riskiert. Er war bei Nacht und Nebel aus einem Flugzeug in feindliches Gebiet abgesprungen. Er war in Gebäude eingedrungen, in denen es von Männern mit Waffen und maßlosem Hass nur so wimmelte. Er hatte sich durch Kriegsgebiete gepirscht und gefühlt, wie die Kugeln so nahe an ihm vorbeiflogen, dass sie ihm die Haut versengten. Doch er hatte nie wahre Panik empfunden, bis er Lanas Schreie über das Mikrofon der versteckten Kamera hörte.
    Vollgepumpt mit Adrenalin, die gezogene Waffe in der Hand, hatte er Lanas Haustür eingetreten, noch ehe sie die Gelegenheit hatte, Atem zu schöpfen, um einen weiteren Schrei auszustoßen. Er war in ihr Schlafzimmer gestürmt, um verblüfft festzustellen, dass der Raum taghell erleuchtet war, da jede einzelne Lampe brannte.
    Im Bruchteil einer Sekunde hatte er begriffen, dass sich niemand Fremdes in Lanas Zimmer befand, sondern das Ganze nur ein Traum war. Obwohl nur ein Traum nicht einmal annähernd beschreiben konnte, was Lana in diesem Moment durchlebte.
    Ihr Körper wälzte sich auf dem Bett hin und her, verstrickt in einen Kokon aus Laken und Decken. Der Schweiß lief ihr in Strömen herab, durchnässte ihr Haar und den Kragen ihres weiten Nachthemds. Sie hatte den Kopf in den Nacken geworfen und ihren Hals seltsam verdreht, als wollte sie vor irgendetwas

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