Die Last der Schuld
als sie zugab. Verdammt, diese ganze Lügerei war echt anstrengend! Sie hatte Mühe, die vielen losen Fäden der Wahrheit sicher zusammenzuhalten, damit nicht irgendwer daran zog und ihre ganze schöne Lüge aufriffelte.
Lana nahm all ihren Verstand zusammen und zuckte mit den Schultern. »Ich gehe nicht davon aus. Es ist reine Vermutung.«
»Hm-hm. Reine Vermutung. Was verheimlichst du mir?«
»Nichts.«
Calebs Lippen spannten sich und verloren jene runde Fülle, die sich so weich und warm gegen ihren Mund gepresst hatte. Sie hoffte insgeheim, dass sie irgendwann erneut ein Liebespaar spielen mussten. Es war der einzige Grund, den sie sich vorstellen konnte, weshalb ein Mann wie er eine Frau wie sie küssen sollte.
»Ich kann dir nicht helfen, wenn du mich anlügst.«
»Du musst mir nicht helfen. Mir gehtâs gut.«
»Unfug. Du bist zu Tode verängstigt. Nur seltsamerweise nicht, weil jemand nachts bei dir in der Wohnung war. Diese Tatsache hätte dir weitaus mehr Angst machen sollen, als sie es offenbar tut. Warum, Lana?«
»Ich habe Angst.«
»Ja, aber nicht mehr als die ganze Zeit, seit ich in der Stadt bin. Du lebst in ständiger Angst, und ich kann mir verdammt noch mal nicht erklären, warum du dir nicht helfen lässt.«
»Du kannst mir nicht helfen.«
»Nur weil du nicht ehrlich zu mir bist. Zumindest nicht in dieser Hinsicht.«
»Was soll das denn bitte heiÃen?«
»Das einzige Mal, als du wirklich ehrlich zu mir warst, war vorhin unter der Dusche. Da hast du mir zur Abwechslung mal nichts vorgemacht.«
»Nein, aber du.« Ihre Stimme klang gedämpft und war über den Verkehrslärm hinweg kaum zu hören.
Calebs Hände schlossen sich noch fester um das Lenkrad. »Ich hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen. Tut mir leid.«
»Vergiss es einfach! Das habe ich auch.«
»Eine weitere Lüge für die Sammlung?«
Lana wandte sich ab. Sie blickte aus dem Fenster und lieà die Gebäude in der Dunkelheit an sich vorüberziehen. Vielleicht sollte sie ganz einfach von hier verschwinden. Die Stiftung konnte ein anderer übernehmen, und sie würde irgendwo untertauchen, wo sie niemand fände. Nicht einmal Caleb. Wer weiÃ, vielleicht konnte sie sogar ein ganz neues Leben beginnen und ein wenig Glück finden. Sie brauchte nicht viel zum Glücklichsein â eine vernünftige Arbeitsstelle, ein paar Freunde, ein Zuhause, wo sie sich sicher fühlte. Das war nicht gerade viel verlangt.
Caleb steuerte ein Hotel an und parkte den Wagen. »Ich weiÃ, du hast keinerlei Grund, mir zu vertrauen, aber ich verspreche, ich kann dir helfen. Was auch immer dich belastet, du bist nicht allein.«
Und genau das machte ihr zu schaffen. Wäre sie allein, wäre die Sache erheblich einfacher. Die Menschen, die sie liebte, fesselten sie an ihre Lügen, an ihre Geheimnisse. Sie durfte nicht zulassen, dass diese Menschen verletzt wurden. Doch statt Caleb all das zu erklären, schenkte sie ihm lediglich ein Nicken und stieg aus dem Wagen.
***
Kara wischte einen Blutspritzer vom Bildschirm der Ãberwachungskamera, um Calebs Bild besser erkennen zu können. Das kleine Büro im hinteren Bereich des Drugstores war eng und stickig, doch es war der einzige Ort, an dem sie sich die Aufnahmen ansehen konnte. Sie bewiesen nur allzu deutlich, wie mühelos Caleb sie ausgetrickst hatte.
Er hatte all ihre hübschen Spielsachen von Lanas Körper entfernt und sie neben einem Flakon von billigem Parfum ausgesetzt. Nicht gerade nett. Wenn sie nicht ohnehin schon beschlossen hätte, ihn umzubringen, wäre diese kleine Aktion ein guter Grund gewesen.
Marcus hatte recht. In Calebs Gegenwart war es eindeutig schwieriger, an Lana heranzukommen. Kara hatte Marcus versprochen, die Sache heute noch zu beenden, doch sie wusste nicht einmal, wo Lana steckte. Zumindest nicht in ihrer Wohnung. Alle Kameras und Mikrofone waren nach wie vor aktiv, doch es war eindeutig niemand zu Hause.
Kara trat vor lauter Frust gegen die Leiche des Sicherheitsangestellten. Er fiel vom Stuhl und landete als schlaffer Haufen am Boden, die Hose immer noch bis zu den FuÃgelenken heruntergezogen. Seine Frau würde vermutlich sauer werden, wenn man ihn so fand. Aber es war schlieÃlich seine eigene Schuld, wenn er sich so leicht verführen lieÃ.
Mit Gummihandschuhen entfernte Kara die
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