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Die Launen des Teufels

Die Launen des Teufels

Titel: Die Launen des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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die Einladung an und folgte den Reitern in Richtung Osten, wo sich nach etwa einer Stunde scharfen Rittes die Umrisse des Grafensitzes abzeichneten. Kaum waren die Pferde an die herbeieilenden Knechte übergeben worden, fand Wulf sich in einer riesigen Halle wieder, in der schon bald der Wein in Strömen floss. Mit zunehmendem Alkoholkonsum begann das Jägerlatein Gestalt anzunehmen, und nur mit Mühe verkniff sich der Katzensteiner einige schneidende Bemerkungen. Da er die Gastfreundschaft Hartmanns nicht ausschlagen konnte, hatte er sich von dessen Marschall eine Schlafkammer zuweisen lassen, und als schließlich auch die Süßspeisen verzehrt waren, entschuldigte er sich und zog sich leicht angetrunken zurück.
    Er hatte gerade seine Schecke auf einen Hocker geworfen und die Beinlinge abgelegt, als es schüchtern an der Tür klopfte. Mit hochgezogenen Brauen schob er den Riegel zurück und versank augenblicklich in dem freizügigen Ausschnitt eines blonden Mädchens. Die dicht bewimperten Lider senkten sich über die blauen Augen, nur um sofort darauf in einem betörenden Aufschlag zu flattern.
    »Der Graf schickt mich«, flüsterte sie und schob sich an ihm vorbei in sein Schlafgemach, wo sie ohne Umschweife begann, die Schnürung ihres eng geschnittenen Gewandes zu lösen. Bevor Wulf die Sprache wiedergefunden hatte, stand sie vollkommen entblößt vor ihm – die Brustwarzen vor Kälte keck aufgerichtet.
    Mit trockenem Mund sah er zu, wie sie sich umwandte, um sich auf sein Bett zu knien und die Laken zu lüften. Der knospenförmige Mund verzog sich zu einem verführerischen Lächeln, als sie das beinahe knielange Haar aus einem Knoten löste und freischüttelte.
    »Gefalle ich Euch nicht?«, fragte sie, nachdem Wulf keine Anstalten machte, sich zu ihr zu gesellen. Doch anstatt einer Antwort bückte er sich, las ihr Kleid auf und drückte es ihr zurück in die Hand.
    »Ich benötige deine Dienste nicht«, stieß er gepresst hervor und wies auf den Ausgang. »Geh.«
    Während Verwirrung und Erleichterung auf den Zügen des Mädchens Widerstreit hielten, warf sie sich das Gewand über, band das Haar in einer losen Schlaufe und huschte lautlos aus dem Raum.
    Da seine Männlichkeit protestierend gegen die leinene Brouche ankämpfte, ließ Wulf sich mit einem Fluch auf die Matratze fallen und krallte die Finger in die Oberschenkel. Welcher Teufel wollte ihn versuchen?! Am ganzen Leib bebend sprang er wieder auf und trat einen Schemel zur Seite, der polternd an der Wand landete. Egal, welche Wege das Böse wählen würde, um ihn vom Rechten Weg abzubringen, er würde Katharina niemals betrügen! Eher würde er sich zurückziehen und das Leben eines Einsiedlers führen!
     

Kapitel 50
     
    Ulm, 18. Januar 1350
     
    »Nicht so träge. Heute ist Euer großer Tag!«
    Raue Stricke schlangen sich um Conrads Handgelenke, bevor er von zwei Bewaffneten gepackt und aus der fensterlosen Zelle gestoßen wurde, in der er die vergangenen Tage und Nächte mit dem Tod gerungen hatte. Die schlampig verbundene Wunde in seinem Bauch hatte sich bereits wenige Stunden nach dem erzwungenen Geständnis entzündet, und bereits in der ersten Nacht hatte der Wundbrand begonnen, ihn von innen her aufzufressen. Der süßlich-faulige Gestank hatte schon bald Conrads Geruchssinn beeinträchtigt, und als Atemnot und Fieber die beängstigenden Symptome ergänzt hatten, hatte er um ein schnelles Ende gefleht. Was den Kerkermeister, der ihm einmal am Tag eine Schale Hafergrütze in sein Gefängnis brachte, jedoch wenig beeindruckt hatte.
    »Ich schicke Euch einen Priester, vielleicht erhört Gott Eure Bitte«, hatte dieser ungerührt erwidert. »Aber darauf würde ich mich nicht allzu sehr verlassen.«
    Von Schüttelfrost und Hitzewallungen gemartert, hatte Conrad auf die Erfüllung dieses Versprechens gehofft, doch es war niemand erschienen, um ihm die Beichte abzunehmen.
    »Schafft ihn auf den Karren!«
    Der Befehl des mit einer schwarzen Kapuze verhüllten Henkers drang wie aus dem Nebel zu ihm vor, und als sich kurz darauf starke Hände unter seine Achseln schoben, ließ er sich entkräftet fallen. Nachdem jemand seine Beine gepackt und man ihn die Treppe hinaufgeschafft hatte, schleuderten ihn die Soldaten unsanft auf die hölzerne, von einem Gitterkäfig überspannte Ladefläche des Henkerskarrens und schlugen die Tür hinter ihm zu. Mit einem Schnalzen der Zunge trieb der Wagenlenker die Zugtiere an, und als die Ochsen den kurzen Anstieg zum

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