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Die Launen des Teufels

Die Launen des Teufels

Titel: Die Launen des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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ihrem Rücken zurecht und zog die Beine unter den Körper, um einige Augenblicke auf das beruhigende Prasseln des Feuers zu lauschen. Bereits kurz nach ihrer Ankunft auf der Burg hatte die örtliche Hebamme sie vor möglichen Komplikationen gewarnt, da es sich bei der Schwangerschaft um ihre erste handelte.
    »Die erste und die achte Geburt bergen die meisten Risiken«, hatte die alte Frau gemahnt. »Viele sterben am Kindbettfieber.«
    Diese Worte hallten oft in Katharinas Gedanken wider, doch da sie ohnehin schon mit genügend Sorgen zu kämpfen hatte, versuchte sie diese so gut als möglich zu verdrängen. »Bring mir ein wenig Honigwein, Truthwin«, bat sie, und sobald die junge Frau die Kammer verlassen hatte, stemmte sie das Kinn in die Hände und starrte auf das vor dem Kamin ausgebreitete Bärenfell. Wie täuschend weich es wirkte!, dachte sie und erinnerte sich daran, wie sie als Kind ihre bloßen Füße in das dichte Haar gegraben hatte, nur um mit einem enttäuschten Ausruf zurückzuspringen. Wie so viele Dinge in ihrem Leben hatte auch dieser einfache Einrichtungsgegenstand nicht gehalten, was sein Äußeres versprach!
    Ganz wie Ulrich! Eine Grimasse entstellte ihre feinen Züge. Wie hatte ihr Herz geklopft, als vor etwas über einem Jahr der Graf von Württemberg begonnen hatte, ihr den Hof zu machen! Und wie sehr hatten sie die feinen Kleider und der geschliffene Umgang des schlanken jungen Mannes beeindruckt, der auf alles eine Antwort zu haben schien. Geistreich und witzig hatte er sie umgarnt, ihr das Gefühl gegeben, die schönste Frau zu sein, der er jemals in seinem Leben begegnet war, und ihr fremdländische Lieder und Gedichte vorgetragen. Wie oft hatte er sie mit seinen Geschichten zum Lachen oder Weinen gebracht, dachte sie wehmütig, als sie sich an die Abende in der Halle ihres Vaters erinnerte, in der der junge Graf ein und aus gegangen war. Und erst der Stolz, der ihre Brust hatte schwellen lassen, als er verkündet hatte, dass er vorhatte, Heidenheim zu einer der bedeutendsten Festungen ganz Württembergs ausbauen zu lassen!
    Sie lachte freudlos. Unerfahren und unschuldig hatte sie bei der Nachricht, dass er um ihre Hand angehalten hatte, heiße Freudentränen vergossen und sich mit goldenen Wunschträumen auf den Weg nach Hohenneuffen gemacht. Wo sie die ernüchternde Realität hart ins Gesicht geschlagen hatte! Zwar hatte sich Ulrich die ersten Tage und Wochen bemüht, den Schein zu wahren, doch hatte der Besitz des Ersehnten offensichtlich jegliches Verlangen danach im Keim erstickt.
    Eine Bewegung in ihrem Augenwinkel ließ sie den Kopf wenden. Mit weit gespreizten Schwingen kämpfte eine perlgraue Taube um Halt, bevor es ihr schließlich gelang, sich auf dem schmalen Sims vor dem Fenster niederzulassen und den Kopf unter den Flügel zu stecken.
    Wenn ihr eigenes Leben doch nur auch so einfach wäre! Sobald die Männer in den nächsten Tagen endlich Heidenheim verließen, würde sie sich aktiv um ihre weitere Zukunft kümmern. Da sie das Risiko, einen weiteren Boten nach Katzenstein zu schicken, so lange wie möglich hatte hinauszögern wollen, wusste sie nicht, ob Wulf inzwischen von seiner Reise nach Schwäbisch Hall zurückgekehrt war oder immer noch dort verweilte. Ein Zustand, der sich bald ändern würde. Und wenn ihr Geliebter erst von ihrem Zustand Kenntnis hatte, würde ihm sicherlich ein Plan einfallen, wie das Leben ihres gemeinsamen Kindes vor den Übergriffen Ulrichs geschützt werden könnte, sollte dieser jemals davon erfahren.
    Das Quietschen der Klinke kündigte die Rückkehr ihrer Zofe an, die mit einem silbernen Tablett, auf dem ein Krug und ein edelsteinbesetzter Becher lockten, erneut die Kammer betrat. Mit geübten Bewegungen setzte sie das Gewünschte auf dem Tisch ab, goss die goldgelbe Flüssigkeit in den Kelch und reichte diesen ihrer Herrin, die ihn mit einem dankbaren Nicken entgegennahm. Sie würde alles unternehmen, um ihrem Sohn ein Leben zu sichern, das seinem Stand angemessen war. Koste es, was es wolle!

Kapitel 12
     
    Ulm, November 1349
     
    » Dii?! Du wagst es, einen Plural von deus zu bilden?«
    Die keifende Stimme des Novizenmeisters überschlug sich vor Empörung, während er wie eine Furie auf den mit eingezogenem Kopf an seinem Pult stehenden Knaben zuschoss, diesen brutal am Ohr packte und ihn nach vorne schleifte, um mit dem Rutenbündel auf ihn einzudreschen. »Es. Gibt. Nur. Einen. Gott!«
    Entsetzt von der Gewalt, mit welcher der fette

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