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Die Launen des Teufels

Die Launen des Teufels

Titel: Die Launen des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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der Brustverkleinerung durch Handauflegen war.
    Ein Stöhnen entrang sich Anabels Kehle, als ihr klar wurde, wofür die Freundin ihren sauer verdienten Lohn verschwenden wollte. »Vren!«, trompetete sie, als sie kaum mehr zehn Schritt von der Bäckertochter trennten, und als diese sich erstaunt umwandte, tippte sie sich mit hochgezogenen Brauen an die Stirn. »Bist du von Sinnen?«, zischte sie, als sie die dralle junge Frau erreicht hatte, und zog diese aus der Schlange der nervös von einem Bein aufs andere tretenden Frauen. »Dafür willst du bezahlen? Das ist doch Aberwitz!«
    »Lass mich!«, schimpfte die Ertappte und wollte sich wieder einreihen, doch als Anabel energisch die Hände auf ihre Schultern legte, senkte sie den Blick und seufzte resigniert. »Ich wollte es wenigstens mal versuchen«, murmelte sie, ließ sich jedoch widerstandslos von der Jüngeren in Richtung Wiese zurückführen.
    »Danke«, setzte sie nach einigen Augenblicken des Schweigens zerknirscht hinzu und starrte auf die silbernen Pfennige in ihrer Handfläche. »Ich kann es mir bei Gott wirklich nicht leisten.« Mit einem Schulterzucken vertrieb sie die beinahe komisch anmutende Reue, warf einen mehr als deutlichen Seitenblick auf Bertram, der sich in den Hintergrund zurückgezogen hatte, und lächelte anzüglich. »Gibt es etwas, das du mir mitteilen möchtest?« Ihre Mundwinkel schienen sich mit ihren Ohrläppchen vereinigen zu wollen.
    Obschon Anabel die flammende Röte in die Wangen schoss, gelang es ihr, gespielt würdevoll die Augen zu verdrehen und Vren auf Bertram zuzuschieben, um die beiden einander vorzustellen. Nachdem sie sich kurz beäugt hatten, schlenderte das Kleeblatt scherzend und lachend weiter durch die Menge, bevor es sich den in bunte Uniformen gekleideten Schützen anschloss. Diese hatten sich am Nachmittag zum festlichen Einzug in die Stadt geordnet, um dem neuen Schützenkönig zum Rathaus zu folgen, wo er von der Bevölkerung mit frenetischem Jubel empfangen wurde. Eine Zeit lang folgten sie dem bunten Treiben, bevor sie sich voneinander verabschiedeten, um in die düstere Wirklichkeit der Backstube und der Glockengießerei zurückzukehren.
     

Kapitel 11
     
    Heidenheim, November 1349
     
    »… Sobald ich von meiner Unterredung mit Eberhard zurück bin, werde ich dir Geleitschutz senden, der dich zurück nach Hohenneuffen bringen wird.
     
    Ulrich«
     
    Unschlüssig drehte Katharina von Helfenstein die Nachricht ihres Gemahls zwischen den Fingern hin und her, während sich in ihrem Kopf die Gedanken jagten. Instinktiv zuckten ihre Hände zu der prallen Wölbung ihres Bauches, die selbst dem unaufmerksamsten Beobachter ihren Zustand verraten hätte. Wie gut, dass sie sich mit einer vorgetäuschten Unpässlichkeit davor gedrückt hatte, den Boten ihres Gatten persönlich zu empfangen, da dieser seinem Herrn zweifelsohne die unschöne Neuigkeit ohne Umschweife mitgeteilt hätte. Wie um alles in der Welt sollte sie Ulrich vertrösten?, fragte sie sich bang, während sie nervös das dünne Pergament zerknüllte. Seufzend zog sie einen der Stühle von dem runden Tisch, um sich darauf niederzulassen.
    Da sich die Abreise der Männer durch eine Streiterei verzögert hatte, waren sowohl ihr Vater als auch ihre beiden ältesten Brüder noch in Heidenheim, was ihre Unsicherheit und Nervosität täglich verstärkte. Wie sie ihre männlichen Verwandten kannte, würden diese sie ohne mit der Wimper zu zucken an den Meistbietenden verschachern, und sollten sie sich einen Vorteil davon erhoffen, ihre Schwester zu verraten, wäre ihr Schicksal so gut wie besiegelt. Die offenkundige Verachtung ihres Vaters ließ sie immer häufiger den Schritt bereuen, den sie mit der Flucht auf seine Festung gewagt hatte. Wenn es nach ihm ginge, würde der Ehebruch einer Frau mit dem Tod auf dem Scheiterhaufen bestraft; und sie hatte es lediglich der Tatsache zu verdanken, dass er sich die Gunst des Grafen von Württemberg nicht verscherzen wollte, dass er seine Tochter noch nicht an ihn verraten hatte. »Ich lege keinen Wert darauf, den Rang eines Schwiegervaters zu verlieren«, hatte er sie mit einem zynischen Lächeln wissen lassen. Doch das bedeutete nicht, dass ihre Brüder ebenso dachten!
    Zögernd griff sie nach dem Gänsekiel, spitzte ihn an und tauchte ihn in die pechschwarze Tinte.
     
    » Liebster Gemahl«,
     
    begann sie, ließ die Feder jedoch sofort wieder sinken, um grübelnd an ihr zu kauen.
     
    » Die Angelegenheit, in der

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