Die Launen des Teufels
ein Sohn.«
Katharina öffnete den Mund, um die eine Frage zu stellen, die ihr mehr auf der Seele brannte als alles andere. Doch als habe die Frau ihre Gedanken gelesen, beantwortete sie sie, bevor die Burgherrin sie äußern konnte. »Egal, was geschieht. Das Kind wird höchstwahrscheinlich überleben«, erklärte die Heilerin. »Ihr seid bereits am Anfang des achten Monats. Und selbst wenn Ihr zu früh niederkommen solltet, besteht große Hoffnung, dass Euer Sohn unversehrt zur Welt kommt.« Sie lächelte aufmunternd und zupfte die Decke zurecht. »Wenn Ihr Euch ausruht und meinem Rat folgt, werdet auch Ihr diese Geburt unbeschadet überstehen«, versprach sie und strich der jungen Frau eine der verschwitzten Strähnen aus dem bleichen Gesicht.
Obschon Katharina sich am liebsten unter der warmen Decke verkrochen hätte, erwiderte sie das Lächeln der alten Frau tapfer und schluckte die Tränen, die ihr in den Augen brannten. Solange ihr Kind unbeschadet das Licht dieser Welt erblickte, würde sie frohen Herzens aus ihr scheiden!, dachte sie matt und schloss einen Moment lang die brennenden Lider. Als sie sie wieder aufschlug, war die Hebamme verschwunden, und außer dem Knistern des Kaminfeuers und dem Heulen des Windes, der an den Fensterläden rüttelte, herrschte Totenstille in der in warmen Farben eingerichteten Schlafkammer.
Mit einem gepressten Stöhnen schob sie sich ein wenig höher, sodass sie mit dem Rücken an der hölzernen Kopfstütze des Bettes lehnte, und starrte auf die Wölbung ihres Bauches hinab, die sich im Rhythmus ihres Atmens hob und senkte. Wenn doch nur Wulf hier wäre! Die Sehnsucht, die sie nach dem raubeinigen Ritter ihres Gemahls empfand, war beinahe körperlich spürbar, und ohne an die Folgen ihres Tuns zu denken, griff sie nach dem kleinen Glöckchen auf ihrem Nachttisch und läutete nach ihrer Zofe. »Führ Baldewin zu mir«, befahl sie knapp – das Aufflammen der Besorgnis in den Augen der jungen Frau geflissentlich ignorierend. »Heute noch!«, setzte sie etwas schärfer hinzu, als die Bedienstete keine Anstalten machte, ihren Auftrag auszuführen. »Aber Herrin«, hub diese an, doch Katharina unterbrach sie mit einer zwar schwachen, aber unmissverständlichen Geste der Ungeduld. »Keine Widerrede. Tu, was ich dir sage.«
Mit einem gehorsamen Knicks und niedergeschlagenem Blick raffte die Magd die Röcke und verschwand durch die Tür, um wenige Minuten später mit einem breitschultrigen, mit einem einfachen Waffenrock bekleideten Mann zurückzukehren, der sich tief vor der Tochter des Grafen von Helfenstein verneigte.
»Was habt Ihr für Neuigkeiten?«, fragte Katharina, deren Stimme kaum mehr als ein Flüstern war, ohne Umschweife. Als der Angesprochene den dunklen Schopf senkte, um ein Aufflammen der Verachtung zu verbergen, drängte sie weiter. »Sagt es mir. Ganz egal, wie die Nachricht lautet.« Ihr Blick hing wie gebannt an den schmalen, aufeinandergepressten Lippen ihres Boten, die sich schließlich zögernd öffneten, um ihr die Antwort auf ihre kompromittierende Botschaft zu überbringen.
»Herrin«, hub er an und nestelte an dem breiten Gürtel, an dem sein Schwert befestigt war. »Wenn Ihr es mir gestattet, kehre ich noch heute nach Katzenstein zurück und fordere ihn zum Zweikampf«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. Der Rest Farbe, der noch nicht aus Katharinas Wangen gewichen war, verblasste zu einem durchscheinenden Alabasterton.
»Wie meint Ihr das?«, fragte sie schließlich nach einigen Augenblicken erdrückender Stille. »Was hat er Euch mitgeteilt?«
Zwei flammend rote Punkte tanzten auf den eingefallenen Wangen des ihr treu ergebenen Kämpfers, und das Auf und Ab seines Adamsapfels verriet deutlich, wie schwer es ihm fiel, die Worte des Herren von Katzenstein zu wiederholen. »Er lässt Euch ausrichten«, presste er mühsam hervor, »dass es ihn mitnichten etwas angehen kann, ob Ihr ein Kind erwartet oder nicht.« Er räusperte sich. »Und dass er jederzeit dem Ruf Eures Gemahls folgen wird, jedoch keinerlei Veranlassung sieht, Euch ohne dessen Anwesenheit aufzusuchen.«
Die Ungeheuerlichkeit dieser Worte ließ Katharina den Ritter mit offenem Mund anstarren, bevor sie das volle Ausmaß der Nachricht begriff und gedemütigt den Blick senkte.
»Lasst mich zurückkehren und ihn lehren, was es bedeutet, ein Ritter zu sein!« Ohne nachzudenken war Baldewin zu ihr getreten und vor ihrer Bettstatt auf ein Knie gesunken. »Herrin?« Als sie keine
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