Die Launen des Teufels
wolle dieser nichts mit den Folgen ihres Abenteuers zu tun haben!
Ein Stich in ihrem Unterleib ließ sie mit einem scharfen Einsaugen der Luft die Arbeit niederlegen und die Beine anziehen. Wie seit etwa einer halben Woche trieb ihr die Welle des Schmerzes, die sich von ihrem Bauch ausgehend in ihr ausbreitete, die Tränen in die Augen und ließ sie befürchten, sich übergeben zu müssen. Als triebe jemand einen scharfschneidigen Dolch in ihre Eingeweide und drehe diesen in der Wunde, flammte der Schmerz von einem Zentrum aus sternförmig bis in ihre Brust, die sich krampfartig verengte. »Heilige Mutter Gottes, beschütze mich«, presste sie mühsam hervor, während sie sich mit schweißnasser Stirn auf den Boden gleiten ließ, um auf dem Rücken liegend auf ein Abflauen der Pein zu hoffen. Immer und immer wieder durchzuckten sie die furchtbaren Krämpfe, doch als sie bereits fürchtete, die Gewalt über ihre Blase zu verlieren, ebbte die Übelkeit genauso plötzlich ab, wie sie gekommen war, und ließ sie ermattet und flach atmend zurück. »Vergib mir meine Sünde, Heilige Mutter«, betete Katharina weiter, während sie darauf hoffte, dass die Qual zu Ende war. Doch als sie sich gerade wieder aufrichten wollte, ließen sie ein spitzer Schrei und das blecherne Poltern eines zu Boden gehenden Kruges in ihrem Rücken zusammenfahren. »Herrin!«, gellte ihre Zofe, aus deren einfachem Gesicht alle Farbe gewichen war. »Ihr blutet!«
Während ihr Verstand noch versuchte, die Bedeutung der Worte zu verarbeiten, folgte Katharinas Blick dem bebenden Finger ihrer Magd, der anklagend auf einen sich ausbreitenden, rostroten Fleck zwischen ihren Beinen wies, der den elfenbeinfarbenen Stoff ihres kostbaren Bliauds hässlich entstellte. Als handle es sich um einen anderen Körper als den ihren, betrachtete sie wie in Trance, wie die dunkle Farbe Faser um Faser das helle Leinen fraß; und als sie sich gerade fragen wollte, warum sie keine Schmerzen mehr verspürte, kroch ein dunkler Schleier in ihr Blickfeld und raubte ihr die Besinnung.
Als sie mehrere Stunden später in ihrem prächtigen, von einem Baldachin überspannten Bett aufwachte, schwamm das Gesicht der städtischen Hebamme über ihr, deren breite Stirn sich sorgenzerfurcht runzelte.
»Wie geht es Euch?«, fragte die alte Frau mit einem behutsamen Griff an den Puls der Patientin, und als Katharina sich mit einem entsetzten Einatmen aufrichten wollte, drückte diese sie mit sanfter Gewalt zurück in die Kissen. »Ihr hattet beinahe eine Fehlgeburt«, informierte sie die heilkundige Frau, deren Züge durch den strengen Wimpel – ein weißes, eng unter dem Kinn anliegendes Kopftuch – merkwürdig eckig erschienen. »Und Ihr habt viel Blut verloren.«
Die Furcht, die bei diesen Worten einen eisigen Schauer durch Katharinas geschwächte Glieder sandte, ließ sie die Zähne aufeinanderbeißen.
»Die nächsten Tage müsst Ihr absolute Bettruhe halten«, fuhr die Hebamme fort und zwang Katharina einen Becher mit einer ekelhaft stinkenden Flüssigkeit an die Lippen. »Trinkt das. Es wird die Blutung von innen stillen.«
Widerwillig öffnete Katharina den Mund und nahm einen Schluck des nach Schwefel schmeckenden Trunkes, und wenngleich sie das Gebräu am liebsten sofort wieder ausgespuckt hätte, leerte sie den Becher folgsam wie ein Kind.
Als die Hebamme mit einem zufriedenen Nicken das leere Gefäß auf dem Nachttisch abgestellt hatte, griff sie ermutigend nach der Hand der Kranken. »Ich muss Euren Unterleib noch einmal abtasten.« Die Sanftheit in ihrer Stimme machte Katharina mehr Angst als der Schmerz, dessen Erinnerung bereits zu einem Schemen verblasst war. Doch sie nickte tapfer und ballte die Fäuste, als die alte Frau vorsichtig die Decke hob, um die Hand, welche sie vorher in einer Schale heißen Wassers gewärmt hatte, unter das Nachtgewand zu schieben. Stechend gruben sich Katharinas Fingernägel in die Handflächen, als sie verkrampft darauf wartete, dass die heilkundige Frau ihr Urteil verkündete.
»Das Kind liegt nicht richtig«, murmelte diese schließlich, nachdem sie die Schwellung mehrere Male von oben bis unten abgetastet hatte. »Sein Kopf zeigt bereits in Richtung Muttermund.« Die steile Falte zwischen ihren Brauen ließ Katharina erstarren. »Aber das heißt nicht, dass Ihr nicht einen gesunden Sohn zur Welt bringen könnt«, fuhr die Hebamme gezwungen zuversichtlich fort und tätschelte der Patientin den Arm. »Denn es wird ganz bestimmt
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