Die Launen des Teufels
Gefahr. Schließlich ist es ein Badehaus!« Er lächelte dünn. »Und nicht nur wir treffen uns hier, um Geschäfte zu machen. Sollte er also Nachforschungen anstellen, werden genügend glaubwürdige Männer bestätigen, dass es ein Treffpunkt ist, an dem man den Körper von schädlichen Säften reinigen und gleichzeitig wichtige Dinge bereden kann – trotz des Empfangskomitees.« Das leise Wiegen seines Kopfes ließ erahnen, dass er sich bereits die Erklärung für Henricus zurechtlegte. »Etwas anderes bereitet mir viel mehr Sorge.« Ohne Vorwarnung unterbrach ihn ein solch heftiger Hustenkrampf, dass Conrad instinktiv einige Ellen von ihm zurückwich und trotz aller Arroganz die Pest betreffend zur Sicherheit die Luft anhielt. Heftig hob und senkte sich der mächtige Brustkorb des Franziskaners, dem deutlich anzusehen war, dass ihn die Gewalt des Anfalles selbst überraschte. Mühsam atmend lehnte er sich schließlich zurück und griff sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die behaarte Brust. »Heute ist eine junge Frau aus der Abtei verbannt worden, weil sie mit einem der Novizen Unzucht getrieben hat«, erklärte er immer noch schwer atmend. »Und diese Situation hat Henricus dazu genutzt, mir unverblümt zu drohen.« Der Hass, der in den im Feuerschein beinahe golden wirkenden Augen glomm, ließ Conrad Henricus‘ Mut bewundern. Denn keine Sekunde zweifelte er daran, dass Franciscus alles in seiner Macht Stehende unternehmen würde, um diese Bedrohung mit der Wurzel auszureißen. »Die Anwesenheit Eurer Tochter im Abthaus ist ihm nicht verborgen geblieben«, fuhr er etwas ruhiger fort und wischte sich die Stirn, auf der dicke Schweißtropfen glänzten. »Und er hat die folgerichtigen Schlüsse gezogen.« Ein erneuter Krampf schüttelte ihn. »Das wäre an sich kein Problem«, keuchte er. »Denn ich habe meine Augen und Ohren auch dort, wo Henricus denkt, seine schmutzigen kleinen Geheimnisse vor mir verbergen zu können.« Eine unschöne Grimasse verzerrte seine Züge. »Weshalb ich nur zu genau weiß, dass sowohl er als auch der Infirmarius regelmäßig die Zelle des Tonsors aufsuchen. Diese Heuchler!« Die scharfen Eckzähne blitzten auf, als sich seine Oberlippe verächtlich verzog, doch er ernüchterte umgehend wieder, als er zum Kern des Problems zurückkehrte. »Aber seit ich ihre Dienste in Anspruch nehme, hat Eure Tochter noch nicht ein einziges Mal geblutet!«
Die Implikation dieser Feststellung drang nur langsam in Conrads Bewusstsein vor, doch als ihm klar wurde, was dies bedeuten konnte, stieß er einen gotteslästerlichen Fluch aus.
»Ihr müsst dafür sorgen, dass sie mit Eurem Lehrling in eine Lage kommt, die nur eine Schlussfolgerung erlaubt«, forderte der Abt barsch. »Denn nur so kann ich mir diesen Schakal vom Leibe halten.«
»Das ist einfacher gesagt als getan«, brummte Conrad missfällig. »Sie geht ihm aus dem Weg. Seit der Nacht, in der ich ihr befohlen habe, Euren Wünschen zu entsprechen, schließt sie sich in ihrer Kammer ein und meidet jeden Kontakt.« Dieses Verhalten hatte ihn nicht sonderlich beunruhigt, da ihm nichts gleichgültiger war als das Wohlergehen seiner Tochter, doch wenn diese Grille seine Vereinbarung mit dem Abt gefährden sollte, würde er andere Saiten aufziehen müssen!
»Soweit ich informiert bin, schicken die Beginen sie morgen mit zwei weiteren Schwestern nach Söflingen, um von den Klarissen einige Kräuter und Tränke zu besorgen, die im Hospital fehlen«, spann Franciscus laut seine Gedanken fort. »Wenn Ihr den Burschen unter einem Vorwand mit auf diesen Ausflug schicken könntet, beauftrage ich den Zellerar mit einem Einkauf. Da die Äbtissin dort seine Leidenschaft für guten Wein teilt, wird er darauf bestehen, die Nacht dort zu verbringen.« Er räusperte sich und fasste sich mit einem irritierten Blinzeln an die Stirn.
Irgendetwas scheint mit ihm nicht zu stimmen, dachte Conrad, doch das war im Augenblick nebensächlich. Wollte er einen Sitz im Rat erringen, war es unerlässlich, Franciscus‘ Unterstützung zu genießen, da dieser von einer beträchtlichen Anzahl wahlberechtigter Meister einen Gefallen einfordern konnte. »Ich könnte ihm die Glocke für die Kapelle des Klosters mitgeben. Sie ist bereits fertig.« Und nicht besonders wertvoll, setzte er in Gedanken hinzu, da ihm nichts mehr widerstrebte als die Vorstellung, durch einen Überfall Geld zu verlieren. Seit Ausbruch der Seuche hatte das Rechtsempfinden der Menschen beträchtlichen
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