Die Launen des Todes
Tönung der Schwärze verwandeln, damit Rosie in das elterliche Schlafzimmer geplatzt kam und wissen wollte, ob sie denn den ganzen Tag hier liegen bleiben wollten.
Danach verliefen die Dinge mehr oder weniger nach ihrem Fahrplan, wobei Pascoe das Gefühl beschlich, dass sein Beharren, Kaffee und Toast zu sich zu nehmen, bevor die Geschenke ausgepackt wurden, ein manifester Verstoß gegen die Europäische Erklärung der Menschenrechte war.
Unter dem Baum stapelten sich hoch die Päckchen, nicht weil die Pascoes im Luxus schwelgende Eltern waren, sondern weil ihre Tochter ein starkes Gerechtigkeitsgefühl besaß und darauf bestand, dass jeder, inklusive des Hundes, so viele Pakete auszupacken hatte wie sie.
Ihre selbstlose Freude, als sie zusah, wie ihre Mutter und ihr Vater ihre Geschenke in Empfang nahmen, entschädigte für die von Pascoes Schauspieltalent erzeugte Missstimmung, als er enthusiastisch erklärte, die in dem Metallicblau gehaltenen Baumwollsocken seien alles, was ihm zu seinem vollkommenen Glück noch gefehlt hätten.
Natürlich waren andere seiner Geschenke exquisiter und/oder interessanter.
»Lass mich raten«, sagte er zu Ellie, als er ein Päckchen in Buchform hochstemmte. »Du hast mir eine Bibel gekauft? Nein, dafür ist es zu leicht. Witziges und Weises von Prinz Charles? Nein, zu schwer. Oder ist das das intellektuelle Zuckerstückchen, auf das ich schon seit Jahrzehnten warte:
Der Pirelli-Kalender: die glorreichen Jahre?«
»Das kannst du dir abschminken«, sagte Ellie.
Er riss das Geschenkpapier weg und sah sich konfrontiert mit einem Buch in einem kohlrabenschwarzen Schutzumschlag, der in der oberen Hälfte nur von einem schmalen weißen Fenster durchbrochen war, in dem Titel und Verfasser standen:
Dunkle Zellen
von Amaryllis Haseen.
»Ich hab’s in diesem Ramschladen in der Market Street gefunden«, sagte Ellie. »Und dachte mir, wenn du dich schon so in die Sache mit Roote hineinsteigerst, dann könntest du ja auch lesen, was die Experten über ihn sagen.«
»Nun, danke«, sagte Pascoe, der nicht recht wusste, was er davon halten sollte. Dann bemerkte er Rosies Blick und wurde daran erinnert, was sich gehörte. »Das ist einfach toll. Ich hab es überall gesucht, wunderbar, dass du es auftreiben konntest, und noch dazu so stark herabgesetzt.«
Zufrieden richtete Rosie ihre Aufmerksamkeit auf Tig, dessen Freude über seine Präsente, solange sie sogleich essbar erschienen, aufrichtig und uneingeschränkt war.
Die Bescherung war schließlich vorüber. Rosie sah sich nun der schwierigen Aufgabe gegenüber, auf welches ihrer zahlreichen Geschenke sie sich als Erstes konzentrieren sollte. Ihre Wahl, die, wie Ellie mit Freude sah, nichts mit dem Preis zu tun hatte, fiel zu gleichen Teilen auf einen Suche-deine-Vorfahren-Genealogie-Kasten und eine stumme Hundepfeife, die ihr laut beiliegender Anleitung bis zu einer Entfernung von achthundert Metern sofort die Herrschaft über ihr Haustier ermöglichen würde. Schließlich und da, wie sie sagte, auch für Tig Weihnachten sei, optierte sie für die Hundepfeife, ignorierte den wenig verlockenden, schneidenden Ostwind und nahm den Hund mit nach draußen in den Garten, um sein Leben zu verändern. Ellie ging nach oben, um mit ihrer Mutter zu telefonieren, die morgen zu Besuch kommen wollte, allerdings darauf bestand, den Weihnachtstag mit ihrem an Alzheimer leidenden Ehemann im Pflegeheim zu verbringen. Auf den Vorschlag ihrer Tochter, dass sie sich alle auf die zweistündige Autofahrt begeben würden, um den Nachmittag dort zu verbringen, hatte Mrs. Soper brüsk beschieden: »Sei nicht albern, Liebes. Ich weiß, du hast Schuldgefühle, aber es besteht nicht der geringste Anlass, dass du deswegen anderen das Fest verdirbst. Eine schlechte Angewohnheit, die du, hoffte ich, schon längst abgelegt hättest.«
Als Ellie protestierte, erinnerte ihre Mutter sie an ein ruiniertes Weihnachten, an dem Ellie, damals zwölf Jahre alt, beschlossen hatte, alle ihre Geschenke samt Weihnachtsessen an Oxfam zu vermachen.
»Und das war nur eines von vielen«, schloss sie. »Dein Vater ist jenseits von Gut und Böse. An Weihnachten ist mein Platz bei ihm. Deiner ist zu Hause.«
Das wollte er ihr auch geraten haben! Pascoe hatte seiner Schwiegermutter innerlich applaudiert, wenn er auch bemüht gewesen war, es sich nicht anmerken zu lassen.
Nun saß er allein bei einer weiteren Tasse Kaffee, blickte auf seine Uhr, stöhnte, als er sah, dass es erst
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