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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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wissen schon, als sie zurückkam und diese ganze Aufregung war … es ist für uns beide wohl ganz gut, wenn wir als allein stehende Frauen wissen, dass eine Freundin nebenan wohnt … damit man sich sicher fühlen kann …«
    Sicherer als mit Mrs. Gilpin, schätzte Dalziel. Hinter ihrer Schüchternheit lag eine gewisse Kompetenz. Eine Witwe? Geschieden? Spielte keine Rolle. Jedenfalls lebte sie wohl lange genug allein, um zu wissen, dass sie damit zurechtkam. Nicht dass man ihr keine Angebote machte. Sie hatte kein Gesicht, das einem im Gedächtnis haften blieb – auch wenn an ihr etwas war, was ihm bekannt vorkam –, bei näherer Betrachtung jedoch fehlte es ihren sanften braunen Augen und ihren weichen, runden Gesichtzügen nicht an Attraktivität.
    »Geht nichts über gute Nachbarschaft, wenn man sich sicher fühlen will«, sagte er. »Schön, Sie kennen gelernt zu haben, Missus. Frohe Weihnachten.«
    Die Frau erreichte den Treppenabsatz, schob sich argwöhnisch an Penn vorbei und ging in ihre Wohnung.
    »Rühr dich nicht vom Fleck, Charley«, sagte Dalziel.
    Er schritt durch Ryes Tür.
    Nichts deutete auf Unordnung hin, was seine Überzeugung bekräftigte, dass Penn die Wohnung nicht betreten hatte. Hat hatte Rye auf einem Sofa abgelegt und versuchte eine volle Flasche Wodka in ein Weinglas zu schütten. Das Mädchen hatte sich so weit erholt, um unter dem anerkennenden Blick des Dicken den Morgenmantel schützend zurechtzuziehen.
    »Kein Grund zur Beunruhigung, Liebes«, sagte er. »Wenn du eine gesehen hast, hast du auch zwei gesehen. Danke, Junge.«
    Er nahm Hat das Glas aus der Hand, leerte es mit einem Zug, schüttelte sich und sagte: »Kein Wunder, dass die Russkis nur Stuss reden. Mach dem Mädel eine Tasse Tee. Einen starken, mit viel Zucker.«
    Eine Sekunde lang sah Hat aus, als wollte er sich dem Dicken widersetzen, doch es reichte, dass Dalziel ein wenig die Augen zusammenkniff, um ihn in die Küche verschwinden zu lassen.
    »So, Ms. Pomona«, sagte der Dicke und verhalf sich zu einem weiteren Schluck Wodka. »Nur ein paar Fragen auf die Schnelle. Hat Charley Penn heute Ihre Wohnung betreten?«
    »Penn?« Verwirrt sah sie ihn an. »Nein. Wieso?«
    »Es wurde an Ihre Tür gehämmert. Haben Sie jemanden gegen Ihre Tür poltern gehört?«
    »Ich habe geschlafen … ich habe mich heute Morgen nicht besonders wohl gefühlt, ich hatte wieder diese fürchterlichen Kopfschmerzen, deshalb nahm ich einige Tabletten und ging ins Bett. Ich habe Lärm gehört, ja, aber ich dachte, es war in meinem Traum … Ich träumte davon, wieder draußen am Stang Tarn zu sein … alles ging durcheinander, der Lärm, alles … sogar als ich aufwachte, wusste ich nicht, ob ich nur träumte, dass ich aufwache … aber dann hörte ich Mrs. Gilpin … es war doch Mrs. Gilpin, oder?«
    »Aye. Sie haben sich also nicht besonders wohl gefühlt, sind ins Bett, hatten einen Albtraum, so kann man das zusammenfassen?«
    Sie schüttelte den Kopf, nicht um ihm zu widersprechen, sondern um die Gedanken zu ordnen, und sagte mit festerer Stimme: »Ja, ich glaube schon. Mr. Dalziel, es tut immer gut, Sie zu sehen, aber warum sind Sie hier?«
    Allmählich erwachte sie aus ihrer Benommenheit.
    Hat kam mit einer dampfenden Tasse zurück.
    »Das wird der junge Bowler erklären«, sagte Dalziel. »Ich hab draußen noch jemanden warten.«
    Hat blickte dankbar zum Dicken, der ihm tonlos »fünf Minuten« zuraunte und dann ging.
    Draußen musste er feststellen, dass Penn sich übergeben hatte.
    Dalziel löste ihm die Handschellen und halb führte, halb zerrte er ihn die Treppe hinab. Auf der Straße traf der schneidende Ostwind den Romanschreiber wie ein Kübel kalten Wassers. Er schwankte einen Moment, dann versteifte er sich gegen die Brise.
    Dalziel nickte zustimmend. »Wieder im Reich der Lebenden, Charley?«
    »Zumindest in diese Richtung unterwegs. Du hast nicht zufällig einen Flachmann in der Tasche, Andy?«
    »Aye, und da bleibt er auch.«
    »Können wir uns nicht wenigstens in deinen Wagen setzen?«
    »Mit der Kotze, die dir überall am Jersey klebt? Du machst Witze.«
    »Dann verhaftest du mich also nicht?«
    »Hast du was angestellt, weswegen ich dich verhaften sollte?«
    Penn versuchte zu lachen, änderte es zu einem Husten um und dann zu einem trockenen Würgen.
    »Woher soll ich das wissen?«, keuchte er. »Kann mich seit dem Mittagessen nicht mehr an viel erinnern.«
    »Das du wo zu dir genommen hast?«
    »Geht dich

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