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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Haarschopf des Schriftstellers und hob dessen Kopf an. Zu seiner Erleichterung zeigte das schlaffe, schwammige Gesicht mit den trüben Augen keinerlei Anzeichen körperlicher Gewaltanwendung, dafür sämtliche Spuren alkoholischer Beeinträchtigung.
    Den nächsten Ansturm gegen die Tür unterband er, indem er den DC festhielt.
    »Du solltest lieber dein Köpfchen benutzen, Bursche«, sagte er. »Dein Mädel hat das Schloss ausgewechselt, oder?«
    »Ja, und es ist abgesperrt und der Riegel vorgeschoben, das heißt, sie ist drin, oder?«, schrie Hat.
    »Aye, und wahrscheinlich hat sie Angst, weil dieser Idiot hier rumgehämmert und rumgebrüllt hat. Warum glaubst du also, dass sie sofort aufmacht, wenn ein anderen Idiot anfängt, rumzuhämmern und rumzubrüllen?«
    Ein gutes Argument, das Hat einzuleuchten schien, bis die Tür zu Mrs. Gilpins Wohnung aufging und die rot-gelbe Papiermütze zum Vorschein kam.
    »Ist es jetzt sicher?«, sagte Mrs. Gilpin. »Ich hab es ja gesagt, als ich bei der Polizei anrief, da ist wahrscheinlich eine bewaffnete Sondereinheit nötig, einen solchen Radau hat er veranstaltet. Sie haben ihn doch nicht erschossen, oder?«
    »Nur einen Betäubungspfeil abgegeben, Liebes«, sagte Dalziel.
    »Sie haben angerufen? Nicht Rye?«, brüllte Hat.
    Und erneut hämmerte er gegen die Tür, bis Dalziel ihn in den Schwitzkasten nahm.
    »Missus«, sagte er, »würden Sie so freundlich sein und sacht gegen die Tür klopfen und Ms. Pomona sagen, wer Sie sind, und sie bitten, aufzumachen, falls sie nichts dagegen hat. Danke.«
    Vorsichtig trippelte Mrs. Gilpin um die zusammengesackte Gestalt von Penn herum und tat wie ihr geheißen.
    Nach einer geraumen Weile hörten sie das Schloss schnappen, langsam schwang die Tür auf.
    Rye stand vor ihnen; Dalziels erster Gedanke war, dass sie nichtsdestotrotz angegriffen worden war.
    Sie trug einen Bademantel und, soweit er sehen konnte, sonst nichts. Ihr Gesicht war so blass wie der Tod, mit Ausnahme der beiden schwarzen Höhlen, aus denen ihre Augen stierten wie die einer Gefangenen, die nicht wusste, ob sie in die Freiheit oder zur Hinrichtung geführt wurde.
    Dann erkannte sie Hat, und ihre Gesichtszüge begannen derart zu strahlen, dass sogar Dalziels hyperboreisches Herz dafür empfänglich war und er sich ein warmes Glühen eingestehen musste.
    Er lockerte seinen Griff und sah mit neidischem Bedauern, wie der Junge vorwärts stürzte und die Arme um das Mädchen schlang.
    »Ich wusste, dass du kommst«, sagte sie und brach in seinen Armen zusammen. »Ich hatte solche Träume … es war so schrecklich … aber ich wusste, dass du kommst …«
    »Ich werde immer kommen«, sagte Hat inbrünstig. »Ich bring dich rein.«
    Halb trug er sie in die Wohnung.
    »So geht’s mir immer«, sagte Dalziel zu Mrs. Gilpin. »Ich bekomm den Anruf und ein anderer das Mädel. Danke für Ihre Hilfe, Liebes. Sie können jetzt zur Ihrer Party zurück. Fröhliche Weihnachten.«
    Widerstrebend zog sich die Frau hinter ihre Tür zurück, die sie einen Spaltbreit offen ließ, bis Dalziel sie mit seinem finsteren Blick schloss. Dann wandte er sich an Charley Penn, der Anzeichen von Wiederbelebung zeigte. Der Dicke zerrte ihn zur Treppe und kettete ihm den linken Arm mit einer Handschelle an das Metallgeländer.
    Er richtete sich auf, von unten hörte er Schritte. Als er hinabblickte, sah er eine Frau hochkommen. Sie war in den Dreißigern, hatte modisch kurzes Haar und ein freundliches rundes Gesicht, das wie geschaffen schien, Besorgnis auszudrücken, was sie auch tat, als sie den Gefesselten und seinen bedrohlichen Wärter erblickte.
    »Polizei«, sagte Dalziel. »Wer sind Sie?«
    »Mrs. Rogers, Myra Rogers. Ich wohne hier …« Sie zeigte auf die Tür gegenüber Ryes Wohnung, neben Mrs. Gilpin. »Was ist los?«
    »Nur ein Betrunkener, der hier ein wenig Wirbel veranstaltet hat. Sie haben nichts gehört?«
    »Nein. Ich war unterwegs …« Ihr Blick schweifte zu Ryes offener Tür. »Mit Miss Pomona ist alles in Ordnung?«
    »Glaube schon. Kommt Ihnen dieser Mann hier bekannt vor?«
    »Vage. Könnte der sein, den ich an diesem Samstagmorgen gesehen habe – nach dem der junge Polizist bereits gefragt hat, Ryes Freund, das habe ich aber erst später erfahren. Mit ihr ist bestimmt alles in Ordnung?«
    »Aye, geht ihr großartig«, sagte Dalziel. »Der junge Hat ist bei ihr. Sie kennen sie gut?«
    »Halbwegs … noch nicht sehr lange … eigentlich erst seit dem Tag, Sie

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