Die Launen des Todes
Sicherheit. Je weniger davon wissen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass irgendein Idiot alles versaut. Wände haben Ohren, vergiss das nicht.«
Dieses Argument schien Rose zu beeindrucken. Vielleicht hatte er unter Gerede zu leiden gehabt.
»Du hast ja Recht«, sagte er. »Hier bei uns haben sie sogar auch noch Zungen.«
»Was Neues von deinem Informanten?«
»Noch immer keinerlei Spur von ihm. Seine Kumpel sagen, er sei noch in London, aber keiner hat eine Adresse. Ich wette, der hat zu viel Muffensausen, um zurückzukommen. Irgendjemand hat ihm ziemlich Angst eingejagt.«
»Jemand wie Matt Polchard?«, schlug Pascoe vor.
»So einer, ja.«
Sie vereinbarten, dass Rose vorsichtig die Fühler ausstrecken sollte, um zu sehen, ob Polchard wieder in der Stadt war, und, falls ja, ihn von der Ferne aus beschatten lassen würde.
»Kann alles oder nichts sein«, sagte Dalziel gereizt. »Dieser andere Typ, LB , der, den dein Spitzel für einen seiner ekligen Computer-Kumpel hält, wie geht’s bei dem voran, Wieldy?«
»Bin dran«, sagte Wield. »Aber diese geschlossenen Chatrooms sind nicht einfach. Ein Haufen Sicherheitskontrollen, Codes und Passwörter. Und wenn du mal drin bist, dann benutzt jeder ein Alias.«
»Wie Tobe? Was für ein bescheuerter Name ist das denn?«
»Ein ziemlich offensichtlicher, würde ich sagen«, erklärte Pascoe. »Er nennt sich wohl so in Anspielung auf Sir Toby Belch in
Die Zwölfte Nacht oder Was ihr wollt
. LB allerdings sagt mir nichts.«
»Dann solltest du dir mal deinen Shakespeare etwas genauer anschauen«, grummelte Dalziel, der nichts dabei fand, sich selbst in Szene zu setzen, auch wenn er es bei seinen Untergebenen nicht ausstehen konnte. »Dieser Chatroom – können wir den schmierigen Schleimer deswegen drankriegen, wenn alles andere nicht hinhaut?«
»Nicht solange sie das Forum nicht zum illegalen Download von obszönem Material verwenden. Oder Minderjährige für illegale Handlungen einspannen. Aber wenn es nur ein Haufen gleichgesinnter Seelen sind, die ein Forum suchen, wo sie die Sau rauslassen und ihre dreckigen Sprüche abziehen können, dann sind sie kaum zu belangen.«
»Wenn er da dabei ist, gehört er dann nicht mit gewisser Wahrscheinlichkeit einem der großen Hardcore-Ringe an?«, sagte Pascoe.
»Möglich.« Wield zögerte, bevor er fortfuhr. »Ich schätze Belchamber jedoch so ein, dass er viel zu vorsichtig ist, um sich auf etwas einzulassen, das er im Grunde nicht kontrollieren kann.«
»Was ist daran vorsichtig, wenn er am Telefon quatscht, während der Stricher ihm am Schwanz baumelt?«, sagte Pascoe.
»Meiner Meinung nach gehört das mit zum Spiel«, sagte Wield. »Für viele ist Gefahr ein wesentlicher Bestandteil von Sex. Wir alle haben ungewöhnliche, extreme Gelüste, die wir gern ausprobieren würden. Wenn wir Glück haben, finden wir jemanden, der uns auf dieser Reise begleitet. Belchamber will die Gefahr, er will das Extreme, aber er ist Anwalt. Also versucht er, den beruflichen Profit zu maximieren, das persönliche Risiko aber zu minimieren. Das gefällt ihm so gut an Lee. Er sieht aus wie zehn, und Belchamber lässt ihn wie einen Zehnjährigen agieren, in Wirklichkeit aber ist er neunzehn. Wenn alles schief geht, was haben wir dann? Kein Gesetz verbietet den Geschlechtsverkehr mit einem Neunzehnjährigen. Belchamber bekommt also völlig risikolos seinen Pädophilen-Kick. Und genau darum geht es auch, wenn er seinen Geschäften nachgeht, während er sich einen Blowjob verpassen lässt. Ein irres Gefühl, gegenüber dem Jungen aber hält er sich für so mächtig, dass er glaubt, er könne nicht aufgedeckt werden.«
Pascoe war es gewohnt, Wields kühlen eingehenden Situations- und Fallanalysen zu lauschen, doch obwohl dessen Ton so leidenschaftslos wie immer klang, schwang unter der Oberfläche etwas mit, was er bis dahin nur selten wahrgenommen hatte.
»Auch eine Möglichkeit«, sagte Dalziel. »Und wir sind uns sicher, dass dieser Junge nicht nur an Belchambers Pimmel lutscht, sondern dich auch nicht an deinem herumführt?«
»Gewiss, Sir«, sagte Wield. »Nach dem Linford-Fall und der Sache mit Praesidium spricht doch vieles dafür, dass es stimmt, was er sagt.«
»Das Ding mit dem Geldtransporter, erzähl uns noch mal davon. Passt doch irgendwie nicht zum alten Belchy, dass er was mit so einer Gurkentruppe zu tun hat.«
»Vielleicht ist es eine Gurkentruppe«, sagte Pascoe. »Seitdem aber sind sie spurlos
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