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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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billigen Schreibpapiers, das von seinem kindlichen Gekrakel bedeckt war.
    Zerreiß es einfach, sagte sich Wield. Sag ihm, du willst es nicht wissen, es ist alles vorbei, du lässt die Finger von ihm. Er hat sein eigenes Leben zu leben, und wenn du es schon nicht besser machen kannst, dann solltest du es wenigstens nicht noch verschlimmern.
    Der Polizist in ihm aber überflog bereits die Worte auf dem Papier.
    B sagt, das alles okay ist und der Mann in Sheffield soll sich keine Sorgen machen und der Mann in Sheffield sagt, dass entscheidet schon er und dass es jetzt schon eine Menge Dinge gibt, über die man sich Sorgen machen muss, wie reimt sich das B zusammen? Und B sagt Zufall und es spielt keine Rolle, oder? und alles verläuft so wie es für Januar geplant war und die Vorauszahlung würde wie vereinbart angewiesen werden. Und der Mann in Shef sagt, das will er ihm auch geraten haben und legt auf.
    Und jetzt war Wield ganz der Bulle.
    »Dieser B …«, sagte er, »das ist deine Quelle, oder? Ist er dein Kunde?«
    »Ja, richtig. Ein Stammkunde. Er steht auf mich. Und er hat so ein Telefon mit Freisprecheinrichtung, er spricht gern mit Leuten, wenn wir, na ja, wenn wir es tun … nicht darüber, obwohl er das auch macht, im Netz, sondern richtige Geschäftsgespräche, und die anderen haben keine Ahnung, dass ich da bin und ihm …«
    Mein Gott. Das Oval-Office-Syndrom. Ein Typ, der sich so verdammt wichtig nimmt und den es anmacht, wenn …
    Etwas in ihm sträubte sich, es bildlich vor sich zu sehen, so wie Lees unangebrachtes Feingefühl sich widersetzt hatte, es in Worte zu fassen.
    »Also«, sagte er, »dieser Typ in Sheffield, wurde da kein Name genannt?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    War da was dran? Vielleicht. Aber konzentrier dich auf die Fakten, bevor du deinen Hirngespinsten hinterherjagst.
    »Woher weißt du, dass er in Sheffield war?«
    Lee verdrehte nachdenklich die Augen. »Weil Belchy ihn fragte, ob er noch in Sheffield ist, und da sagte er ja.«
    Belchy?
    B für Belchy.
    O Scheiße. Wenn es stimmte, was er sich gerade dachte, dann würde Andy Dalziel diesen Jungen auf keinen Fall hergeben wollen.
    Er packte den Stier bei den Hörnern. »Belchy ist Marcus Belchamber, richtig?«
    Lee antwortete nicht, aber das war auch nicht nötig. Der Schreck stand ihm unübersehbar in sein jungenhaftes Gesicht geschrieben.
    »Richtig?«, insistierte Wield.
    »Das hab ich dir nicht gesagt!«
    Wield verspürte eine Mischung aus Mitleid und Wut. Der dumme Junge glaubte, er könne unbedenklich Informationen weitergeben, solange er keine Namen nannte. Als würde es für Belchamber irgendeinen Unterschied machen, ob sein Name geraten oder verraten wurde. Aber es machte für Lee einen Unterschied, etwas, worauf ein guter Bulle aufbauen konnte.
    Wield verabscheute sich selbst, als er tröstend sagte: »Natürlich hast du das nicht, Lee. Das werden wir klarstellen, egal was geschieht. Wir haben das schon gewusst, verstehst du? So ist es immer, wir wissen immer mehr, als wir zugeben.«
    Wenn er den Eindruck der Allwissenheit vermittelte, hatte das nicht nur den Vorteil, dass er dem Jungen ein wenig die Angst nahm und ihn gefügiger machte, vielleicht begann er dadurch Wield auch als Teil einer gewaltigen Gesetzesmaschinerie zu sehen und nicht mehr als Individuum.
    »Du hast also schon alles gewusst, was ich dir zugesteckt habe?«
    »Das meiste«, sagte Wield. »Aber was du uns erzählt hast, konnten wir wunderbar verwerten, um noch einige Ungereimtheiten zu klären. Eigentlich weiß ich nicht, was wir ohne dich getan hätten. Du warst wirklich gut.«
    Der Junge wirkte so zufrieden, dass Wield erneut das schlechte Gewissen packte. Wie immer das Spiel ausgehen mochte, es war definitiv das letzte, redete er sich ein.
    Allerdings ertappte er sich dabei, wie er in Gedanken schon beim nächsten war.
    Er sagte: »Also, du meintest, keine Namen? Was ist, wenn sie sich verabschieden?«
    »Der Typ in Sheffield hat einfach aufgelegt. Dann ging Tobe ins Netz …«
    »Tobe? Wer zum Teufel ist Tobe?«
    »Das ist Belchys Web-Name, den, den er verwendet, wenn er mit seinen Kumpeln im Netz plaudert.«
    »Woher weißt du das?«
    »Manchmal ist er online, wenn wir … du weißt schon. Schickt gern Nachrichten raus und erzählt, was gerade passiert.«
    Belchamber, du bist ein kleines Stück Scheiße!, dachte Wield.
    »Das ist ein Chatroom, oder?«
    »Ja, aber es ist ziemlich kompliziert, da reinzukommen, Passwörter und so ein Mist. Soll

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