Die Launen des Todes
ich mehr darüber herausfinden?«
»Nein«, sagte Wield entschieden. »Du darfst nichts tun, was sein Misstrauen erregen könnte. Als er online ging, hatte das irgendwas mit dem Typen in Sheffield zu tun, mit dem er telefoniert hat?«
»Ich glaube schon. Ich hab seine Nachricht gesehen, die er im Board hinterlassen hat.
LB , ruf mich an, Tobe.«
» LB ?«
»Ja, das ist einer der Perversen im Chatroom, aber den kennt Belchy persönlich, und manchmal hinterlässt er ihm dort eine Nachricht.«
»Und hat dieser LB angerufen?«
»Ja. Ein wenig später. Musste dazu nichts aufschreiben, es war wirklich kurz. LB sagte was. Und Belchy sagte, er habe seinem Kumpel gesagt, das Geld sei durch, stimmt das? Und LB sagte, er tue immer das, was man ihm sagt, das sollte Tobe eigentlich wissen. Das war’s.«
»Klingt nicht sehr freundlich.«
»Nein«, sagte der Junge. »Und wenn ich so darüber nachdenke, da haben sie sich, Belchy und LB , meine ich, vorher eigentlich immer viel freundlicher unterhalten.«
»Und der Typ in Sheffield klang, nach allem, was du sagst, nicht wie ein enger Freund?«
»Der? Nein, ganz bestimmt nicht.«
»Aber du sagtest, Belchamber hat in der Unterhaltung mit LB vom ›Geld seines Kumpels‹ gesprochen. Wieso das, irgendeine Vorstellung?«
»Keine Ahnung. Aber es klingt wirklich ein wenig komisch. Ich meine, Belchy ist ein stinkfeiner Typ. Keiner von denen, die rumlaufen und andere einfach so Kumpel nennen, du verstehst, was ich meine? Aber den Typen in Sheffield hat er einige Male Kumpel genannt. Vielleicht wollte er ihm in den Arsch kriechen, könnte doch sein?«
»Ja«, sagte Wield leise. »Vielleicht. Lee, gut gemacht, wie du das alles aufgeschnappt hast.«
Der Junge strahlte.
»Wirklich? Na ja, weißt schon, das lenkt einen vom Job ab, was?«
»Und wie lange arbeitest du schon für Belchy?«
»Einige Wochen mittlerweile. Ziemlich regelmäßig. Gutes Geld, keine Probleme.«
»Du klingst, als würdest du ihn mögen.«
Lee sah Wield mit ausdrucksloser Miene an. »Ihn mögen? Er ist ein Freier. Ich meine, jemanden wie dich, den kann ich mögen, aber einen Freier … das hat da nichts zu suchen … außerdem behandelt er mich wie ein Kind …«
»Wie?«
»Na ja, er tut so, als sei ich noch ein Kind, du weißt schon, elf oder zwölf Jahre alt oder so. Er hat so Sachen für mich, die ich anziehen soll, Schuluniformen, grüner Blazer mit gelbem Saum, graue Shorts mit einer Kappe, den ganzen Scheiß, und er wird ziemlich wütend, wenn ich was sage, was nur Erwachsene sagen. Manchmal verkleidet er sich auch wie die Soldaten in dem Film
Gladiator
, und ich muss mit nacktem Arsch rumlaufen wie ein Sklave oder so. Trotzdem, es geht um die Kohle, und du machst eben, wofür du bezahlt wirst, so funktioniert das, oder?«
»Es ist leider so, Lee«, sagte Wield unendlich traurig. »Leider ist es so.«
ass mich das noch mal auf den Punkt bringen«, sagte Dalziel. »Der Knabe unterm Tisch mümmelt an seinem Schwanz rum, während Belchamber oben am Telefon mit seinem niederträchtigen Klientenpack plaudert? Oder er sitzt am Computer und unterhält andere mit seinen Live-Kommentaren? Mein Gott, was ist das nur für ein kranker, aufgeblasener Wichser!«
»Wichser würde ich ihn nicht nennen«, sagte Wield. »Es geht um Macht. Der Junge, der ihn bedient, ist für ihn ein römischer Sklave. Oder ein zehnjähriger Schuljunge. Die Uniform, die Lee erwähnt hat, erinnerte mich an jene der Thistle Hall Prep School. Ich hab’s nachgeprüft. Belchamber hat die Schule besucht. Vielleicht ist ihm da was Schlimmes untergekommen.«
»Konnte nicht schlimm genug gewesen sein. Er ist wirklich ein ganz armseliger, ekelhafter Drecksack«, sagte Pascoe heftig. »Ich hab ihn nie gemocht. Wird ein Vergnügen sein, ihn wegzusperren.«
»Mal halblang«, sagte Dalziel. »Wir wollen nicht voreilig sein. Okay, eine Lesart des Ganzen ist, Belchamber hat seine Zeh über die Grenze gesetzt und fungiert als Verteiler von Schmier- oder Schutzgeldern seines Klientenpacks. Obwohl ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, warum er das tun sollte. Im Grunde erscheint das so unwahrscheinlich, dass wir es uns gut und unvoreingenommen überlegen sollten, bevor wir dazwischenrauschen und dabei nichts anderes vorweisen können als das Gekritzel, das ein Stricher unserem Quentin Crisp hier gegeben hat.«
Eines musste man dem Dicken lassen, er verpackte nichts in buntes Geschenkpapier. Oder (ein Gedanke, bei dem
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