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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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gespielt hatten, damals in den Dreißigern. Und wie ein Prinz blieb er nur so lange, um bewundert zu werden, dann ging er wieder seines Weges.
    Etwa zur Teestunde war sie endlich allein, lag hellwach und ließ sich diese Dinge durch den Kopf gehen. Einiges war ihr ziemlich klar.
    Das, was hier getan werden musste, brauchte seine Zeit. Und während dieser Zeit würde sie behandelt werden, als wäre sie von allen abhängig. Und Hat musste nur sein einnehmendes Lächeln aufsetzen, um sofort alles zu erfahren, was mit ihrer Diagnose zusammenhing.
    Sie stand auf und zog unter dem Bett die Reisetasche hervor, die Myra gebracht hatte.
    Die Stationsschwester rief den pubertären Arzt, aber Rye sagte nur: »Ich werde alles unterschreiben, solange Sie es mir innerhalb der nächsten sechzig Sekunden vorlegen.«
    Dann ging sie hinab zum Empfangsbereich, wo ein großer Krankenhausplan aushing, betrachtete ihn eine Weile lang und schritt daraufhin mit solcher Zeilstrebigkeit davon, dass niemand es für nötig befand, sich nach dem Zweck ihres Unterfangens zu erkundigen, noch nicht einmal, als sie die Bereiche betrat, die für die Allgemeinheit der Patienten nicht zugänglich waren.
    Schließlich stand sie vor einer Tür, auf der der von ihr gesuchte Name stand – Victor Chakravarty –, und ging hinein. Eine stämmige junge Frau hinter einem stämmigen alten Schreibtisch betrachtete sie ohne großen Enthusiasmus.
    »Ich möchte einen Termin mit Mr. Chakravarty vereinbaren«, sagte Rye. »Meine Name lautet Pomona, Vorname R. Er hat alle meine Unterlagen, zumindest sollten sie ihm auf Station siebzehn zugänglich sein.«
    »Ihre Behandlung erfolgt über den staatlichen Gesundheitsdienst?«, fragte die Frau, als wäre dies ein widerlicher Zustand. »Tut mir Leid, aber eigentlich haben Sie hier nichts verloren …«
    »Das war bislang so. Jetzt möchte ich Privatpatientin werden. Ich nehme an, ich habe mich verschiedenen Untersuchungen zu unterziehen. Ich hätte gern einen Termin bei Mr. Chakravarty sehr früh am Morgen, damit ich, nach der Konsultation, die Untersuchungen absolvieren und noch am selben Tag die Ergebnisse und seine Meinung dazu erhalten kann.«
    »Er ist wirklich sehr beschäftigt …«
    »Das habe ich bereits bemerkt. Ich will also nicht zu fordernd sein. Heute ist Mittwoch, der zweite. Sagen wir also Anfang nächster Woche. Montag, der siebte, würde mir sehr gut passen.«
    Die stämmige Frau, deren alarmierte Miene sich entspannt hatte, kam brüsk auf den wichtigsten Punkt zu sprechen.
    »Sie sind privat versichert?«
    »Nein. Ich werde für die Behandlung selbst aufkommen. Wollen Sie eine Anzahlung?«
    Der Blick der Frau brachte zum Ausdruck, dass sie dies für keine schlechte Idee hielt. »Nein«, kam es aus ihrem Mund, »natürlich nicht …«
    »Gut«, sagte Rye. »Sagen wir neun Uhr dreißig, Montagmorgen, den siebten Januar? Hier ist meine Privatnummer, falls was dazwischenkommen sollte. Hier die Nummer in meiner Arbeit. Ich bin dort ab morgen von neun bis siebzehn Uhr zu erreichen. Danke.«
    An der Tür blieb sie stehen.
    »Und natürlich erwarte ich mir als Privatpatientin absolute Diskretion. Sollten Informationen nach außen dringen, egal an wen – ob Freunde, Verwandte,
irgendjemanden
 –, werde ich Sie juristisch belangen.«
    Sie ging, ohne eine Antwort abzuwarten.
     
     
     m Samstagmorgen, dem 5. Januar, betrachtete Edgar Wield die über das gesamte Corpse Cottage gespannten Festtagsdekorationen und dachte mit Erleichterung daran, dass er sie am nächsten Tag nicht mehr würde sehen müssen. Er hätte sie bereits nach Neujahr entfernt, sein Lebensgefährte, der sich neuerdings als Traditionalist gab, hatte allerdings erklärt, es sei seit Alters her bekannt, dass es großes Unheil bringe, wenn man vor Ende der Zwölften Nacht Hand an sie lege.
    Nun sagte Digweed traurig: »Ohne sie wird das Haus nicht mehr dasselbe sein.«
    »Da hast du Recht«, sagte Wield mit unverhohlener Ironie.
    Sein Gefährte musterte ihn ernst.
    Vielleicht, ging es Wield durch den Kopf, denkt er sich, dass er es ist, der in unserer Beziehung immer wieder für was Neues sorgt, und wenn er mich dann mal bittet, alles mit Glöckchen und Nippes zu behängen, was ja nun wirklich keine große Sache ist, dann mach ich einen Riesenwirbel darum. Ich sollte mich vielleicht ein wenig bessern. Ich
werde
mich bessern!
    »Edgar«, sagte Digweed.
    »Ja?«
    »Wir gehen heute Abend aus.«
    »Okay«, sagte Wield. »Wohin?«
    »In

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