Die Launen des Todes

erinnern mögen, ein verurteilter Straftäter. Hegten die amerikanischen Einwanderungsbehörden nicht starke Vorbehalte gegen solche Personen? Stockend trug ich Dwight diesen Einwand vor. Er sagte, ja, er sei sich dessen bewusst, doch könne Dispens gewährt werden, er habe auch schon mit einem alten Kumpel in Washington gesprochen sowie mit einem seiner ehemaligen Schüler, der sich gegenwärtig in ihrer Londoner Botschaft aufhalte, und es schien, dass, solange ich seit der Freilassung meine Weste sauber gehalten habe und Dwight für meinen Aufenthalt dort bürge, ich unter stillschweigender Duldung ins Land gelassen werden könne. Dazu müsse ich lediglich einen formellen Visumantrag stellen und dann, wenn aufgefordert, zu einem persönlichen Gespräch am Grosvenor Square erscheinen. Ob dies okay sei?
    Meine Stimmung schoss wie eine Rakete nach oben! Ich sagte, das sei mehr als okay, das sei großartig! Der Meinung, sagte er, sei er ebenfalls, und er würde mich so gegen Ende Januar erwarten.
    Ich muss zugeben, als ich das Telefon auflegte, warf ich wie ein jubelnder Fußballspieler die Arme in die Luft!
    Während unseres Gesprächs glaubte ich wahrgenommen zu haben, die Eingangstür wäre geöffnet und wieder geschlossen worden, was ich Frère Jacques zuschrieb. Da ich meine emotionale Überspanntheit mit jemandem teilen musste, stürmte ich in sein Schlafzimmer, das jedoch leer war. Ich musste mich geirrt haben, meinte ich, und da ich Bewegung brauchte, um den freudvollen, durch meinen Körper strömenden Energieüberschuss abzubauen, ging ich in mein Zimmer, um zu packen.
    Auf meinem Kissen lag ein Kopf, zwei Augen sahen mich sehr nervös an, ein Mund versuchte sich in einem einladenden Lächeln.
    Es war Mouse.
    Ich blieb wie angewurzelt stehen, dann machte ich einen halben Schritt nach hinten.
    Vielleicht aus Angst, ich könnte mich umwenden und fliehen, schlug sie das Laken zurück. Sie war splitterfasernackt. So wie sie es tat, eine schnelle verkrampfte Bewegung statt eines verführerischen Entblätterns, dazu die in jedem Muskel sichtbare Anspannung sowie ihre Beine, die sie fest zusammenpresste, zeigten mir, wie nervös und unsicher sie war.
    Ich hätte mich natürlich umwenden und das Zimmer verlassen sollen. Doch nachdem sie weiß Gott welche seelischen und geistigen Krisen ausgestanden hatte, um sich an diesen Punkt heranzuwagen, welche Auswirkungen hätte eine solche Zurückweisung auf die arme Mouse gehabt?
    Bitte verzeihen Sie mir, dies klingt nun, als versuchte ich meine Tat zu rechtfertigen. Ich gebe freimütig zu, ohne Dwights Anruf wäre ich so schnell wieder aus dem Zimmer gewesen, dass sie mich für eine Fata Morgana hätte halten können! Aber wie ich schon sagte, ich sprühte vor Freude, die ich mit jedem teilen wollte, und ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, geschweige denn einen zweiten (und ganz bestimmt nicht diesen Third Thought, der mein Grab ist!), war ich aus meinen Kleidern und in meinem Bett.
    Meine Lust und Freude waren vielleicht ansteckend, denn sie entspannte sich schnell, auch wenn es für sie mit Schmerzen verbunden gewesen sein musste, war sie doch so unerfahren, wie sie aussah. Doch der seltsame Schrei, den sie ausstieß, als ich in sie eindrang (der in meinen zugegebenermaßen nicht sehr aufmerksamen Ohren wie
aainundet AAA chzii!
klang), schien eher von Triumph statt von Pein zu zeugen.
    Von meinem eigenen egoistischen Standpunkt aus genoss ich es sehr, sicherlich wesentlich mehr, als ich erwartet hatte. Doch
post coitum timidum est
, und so schnell das körperliche Vergnügen aus meinen Nervenenden schwand, so schnell wurde mein nun nicht länger anästhesierter Verstand von den möglichen Folgen meines Tuns heimgesucht.
    Als Erstes und am unmittelbarsten der Gedanke, Jacques könne jeden Moment zurückkehren, und erst jetzt bemerkte ich, dass ich in meiner Eile, Mouse zu Diensten zu sein, noch nicht einmal die Tür geschlossen hatte! Ich wollte mich vom Bett rollen, aber wir waren noch immer ineinander verflochten, und da sie geneigt schien, sich an mir festzuhalten, was zu einem nicht wenig stimulierenden Ringkampf führte, hätte ich die offene Tür beinahe wieder vergessen, wenn ich nicht in diesem Moment aus den Augenwinkeln heraus eine Gestalt wahrgenommen hätte, die wie der Tod auf der Schwelle stand.
    Es war Dierick. Er lächelte, das erste Mal, dass ich ihn lächeln sah. Es war kein schöner Anblick. Dann schloss er langsam die Tür.
    Mouse hatte ihn nicht