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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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rationalen Denkens. Vielleicht gab Linford Belchamber nun die Schuld dafür, dass er seinen Sohn aus der Untersuchungshaft herausgeholt hatte.
    »Sie sprachen also miteinander?«
    »Ja. Und ich sag dir noch was. Ich weiß jetzt, wer LB ist. Es ist Wally Linford, der Dad von diesem Wichser Liam, der letztes Wochenende umgekommen ist.«
    Das sagte er mit solch triumphierender Begeisterung, dass Wield es nicht übers Herz brachte, ihm zu offenbaren, dass er es bereits wusste.
    »Woher weißt du das?«
    »Er hat sich mit ›Linford‹ gemeldet. Und Belchy hat ihn von da an ebenfalls Linford genannt. Sie stritten sich fürchterlich. Linford hat gebrüllt. Belchy brüllt nie, aber es war zu spüren, wie angespannt er war. Sein Schwanz war ganz lusch.«
    Wield fühlte sich von Lee eindringlich beobachtet.
    Er weiß, dass es mich mitnimmt, wenn er erzählt, was er mit Belchamber wirklich treibt, dachte er. Und wenn es mich mitnimmt, impliziert es, dass wir eine Beziehung haben. Nicht gut. Aber seine Stimme klang gleichmütig und neutral, als er fragte: »Worüber haben sie sich gestritten?«
    »Über Geld. Belchy macht sich Sorgen wegen irgendeiner Zahlung, die er leisten muss, und Linford brüllt, er will mit diesem ganzen Scheiß nichts zu tun haben, und Belchy sagt, das sollte er aber lieber, denn wenn sein Kumpel die nächste Zahlung nicht bekommt, dann würde der ziemlich aufgebracht sein, und Linford sagt, was seinen Kumpel angeht, mit dem hat er verdammt noch mal überhaupt nichts zu tun, er ist nur ein Investor und hält sich schön von seinen beschissenen Kunden fern, genau wie so ein beschissener Anwalt, und wenn die Sache den Bach runtergeht, dann ist er raus aus dem ganzen Scheiß, ich lass mir doch nicht die Haut abziehen, steck dir das verdammt noch mal an deine Krone, du beschissene Majestät!«
    Es klang, als zitierte er wörtlich. Wields Gedanken rasten. Linford, noch ganz durcheinander vom Tod seines Sohns, ließ in Ermangelung eines anderen alles an Belchamber aus. Aber es ging nicht nur darum, dass ein Klient seinen Anwalt niedermachte. Ihre Vermutung, dass Belchamber aus irgendeinem Grund die Grenze zum Illegalen überschritten hatte, schien richtig zu sein. Er war hier involviert, und nicht als Anwalt, der sich im Hintergrund bereithielt und erst dann in Aktion trat, wenn etwas schief lief, noch nicht mal als widerstrebender Geldeintreiber, sondern als eine der Hauptfiguren, als Initiator. Aber wovon? Und warum zum Teufel sollte er diesen gefährlichen Schritt wagen, wenn es ihm doch zur zweiten Natur geworden sein müsste, auf der legalen Seite zu bleiben?
    Und was sollte überhaupt dieses »Majestäts«-Gerede?
    Nur ein Witz? Von einer Dragqueen zur anderen? Oder …
    »Na, taugt das was?«, sagte Lee.
    »Was? Tut mir Leid. Ja, es ist sehr hilfreich. Noch mehr?«
    »Nein, das ist alles. Aber keine Sorge, wenn ich wieder was erfahre, meld ich mich sofort.«
    »Lee«, sagte Wield. »Ich finde, es ist an der Zeit, dass du Belchamber sein lässt.«
    »Ja? Warum denn? Willst du wieder meine Seele retten, Mac?«
    Seine großspurige Abgeklärtheit versetzte Wield einen Stich.
    »Nicht deine Seele. Aber vielleicht deinen Arsch. Wenn er herausfindet, dass du mir Informationen weitergibst …«
    »Nie und nimmer! Ich hör nur zu. Ich brech nicht in Safes ein oder so was. Außerdem komm ich mit Belchy schon zurecht. Er ist ein ziemliches Weichei.«
    »Vielleicht. Aber er hat mit Leuten zu tun, die das nicht sind, die sind doppelt so widerlich.«
    »Meinst du? Ich habe viel mit widerlichen Typen zu tun, Sergeant Mac. Kein Grund, sich um mich Sorgen zu machen.«
    »Aber ich mach mir Sorgen, Lee.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich.«
    »Na, dann bist du der Erste.« Er versuchte, es beiläufig und abgebrüht klingen zu lassen.
    »Ich glaube nicht«, sagte Wield. »Deine Mam würde sich auch Sorgen machen.«
    »Vielleicht. Und mein Dad auch. Wahrscheinlich hätte er sich Sorgen gemacht, wenn er davon gewusst hätte.«
    Er hält noch immer an der Vorstellung fest, dass sein Vater seiner schwangeren Mutter nicht aus Gleichgültigkeit, sondern aus Unwissenheit den Laufpass gegeben hat, ging es Wield durch den Kopf.
    Leise sagte er: »Ich bin mir sicher, dass er das getan hätte, Lee.«
    »Ja. Ich hätte gern ein Bild von ihm oder so was. Mam hatte nichts. Obwohl er wahrscheinlich nicht viel hergemacht hat, äußerlich, wie sie immer gesagt hat. Für die meisten war er wohl ein ziemlich hässlicher Kerl. Aber Aussehen ist

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