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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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nachdem er gefasst wurde und im Syke landete, bemerkte er, dass er nicht das Superhirn ist. Es musste ihn regelrecht schockiert haben, als ihm bewusst wurde, wie viel Haseen über ihn herausgefunden hat. Und weil er große Stücke auf Sie hält, nimmt er an, dass Sie nicht nur Haseens Buch lesen, sondern ihn darin auch erkennen werden. Also kommt er dem zuvor, indem er en passant Ihre Aufmerksamkeit darauf lenkt und sich dafür rühmt, Ms. Haseen übers Ohr gehauen zu haben, indem er ihr Sensationsgeschichten über seinen Vater auftischte. Haben Sie das Buch übrigens mittlerweile gelesen?«
    »Nie und nimmer werde ich es lesen«, sagte Pascoe. »Selbst wenn es mir zufällig in die Finger geraten wäre, hätte bereits ein halber Absatz ihres schwülstigen Stils gereicht, um es sofort wieder zuzuklappen. Er hält sich für überschlau.«
    »Nur weil er Sie für noch überschlauer hält.«
    »Das stimmt. Er hält mich für intelligent genug, um zwischen den Zeilen lesen und die eigentliche Botschaft erkennen zu können, weiß aber, dass ich nichts dagegen unternehmen kann. So kann er es genießen, sich damit zu brüsten, und muss nicht mit den negativen Folgen eines Geständnisses rechnen. Aber eines Tages wird er sich übernehmen, und dann habe ich ihn!«
    »Aber bislang sind Sie ihm doch keinen Schritt näher gekommen?«
    »Nein, aber eines Tages … irgendwas muss es geben … vielleicht Sam Johnsons toter Student in Sheffield … auf den kommt er immer wieder mal zu sprechen … ich bin mir sicher, irgendwas ist da …«
    »Vielleicht. Aber, Peter, Motive können sich ändern, das müsste Ihnen aufgefallen sein. Der Grund, etwas anzufangen, hat häufig nicht viel mit dem Grund zu tun, warum an einer Sache auch weiterhin festgehalten wird. Der Mittellose, der aus Notwendigkeit stiehlt, kann zu einem Wohlhabenden werden, der aus Habgier stiehlt. Oder die ehrgeizige Politikerin, die sich für Wohlfahrtsorganisationen einsetzt, weil sich das gut für die Publicity macht, wird vielleicht zu einer leidenschaftlichen Fürsprecherin einer ganz bestimmten Einrichtung, auch wenn es ihrer Karriere schaden könnte.«
    »Und der objektive Psychiater kann zum Pfaffen werden«, sagte Pascoe. »Ich schätze, meine zwei Minuten sind um. Tut mir Leid, dass ich schon vor dem Ende des Gottesdienstes gehe, aber Ihre Predigt habe ich sehr genossen.«
    »Die Unverschämtheit eines höflichen Menschen ist wie ein Sommergewitter; die Blumen werden erfrischt, der Staub legt sich«, murmelte Pottle.
    »Freud?«
    »Nein, hab ich gerade erfunden. Peter, lesen Sie noch einmal diesen Brief, lesen Sie alle noch einmal und versuchen Sie nicht nur das zu sehen, was Sie sehen wollen.«
    »Ich an Ihrer Stelle würde mich aufs Tagesgeschäft beschränken«, riet ihm Pascoe. »Ich muss los.«
    Er ging. Kurz darauf steckte er den Kopf noch einmal zur Tür herein.
    »Tut mir Leid«, sagte er.
    »Die Entschuldigung eines unverschämten Menschen ist wie winterlicher Sonnenschein …«
    »Ficken Sie sich doch ins Knie«, sagte Peter Pascoe.
     
     
     n diesem Freitagmorgen war ein Laster mit einem großen Container-Auflieger im Hafen von Hull von der aus Holland kommenden Fähre gerollt. Der Fahrer händigte die Papiere aus und fluchte wütend, als die Beamten ihn dazu einluden, sein Gespann auf einem abseits gelegenen Parkplatz abzustellen, wo bereits ein Durchsuchungsteam in voller Montur samt Ausrüstung und den Hunden wartete.
    »Der arme Kerl«, sagte der Fahrer des Kühllasters, der als Nächstes in der Schlange stand. »Der Vormittag ist für ihn wohl gelaufen.«
    »Mehr als der Vormittag, wenn das stimmt, was wir so gehört haben«, sagte der Beamte, der die Papiere prüfte. »Alles in Ordnung, Joe?«
    »Alles in Ordnung«, sagte der Beamte, der den Laster in Augenschein genommen hatte.
    »Gute Fahrt noch.«
    Der Kühllaster verließ in aller Ruhe das Hafengelände und röhrte bald darauf auf der Autobahn in Richtung Mid-Yorkshire. Der Fahrer griff nach seinem Handy und wählte eine gespeicherte Nummer.
    »Bin unterwegs«, sagte er. »Läuft wie geschmiert. Kein Grund zur Sorge.«
    Damit war er etwas voreilig. Eine halbe Stunde später bemerkte er, dass seine Ölanzeige in unregelmäßigen Abständen aufflackerte. Er schlug gegen das Armaturenbrett, das Flackern hörte auf. Nun leuchtete es durchgehend knallrot.
    »Scheiße«, sagte er, während er am Seitenstreifen anhielt.
    Und »Scheiße, Scheiße, Scheiße« fügte er an, als er aus der

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