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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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gemacht hatte.
    »Man soll sich seine Freunde gut aussuchen
, das ist ein kluger Leitspruch«, sagte er. »Noch besser allerdings sollte man sich seine Feinde aussuchen. Das wäre noch klüger. Denn sie wird man nicht so leicht los wie Freunde.«
    Seine Ideen waren sorgfältig in die Sprache der Psychologie und Philosophie gebettet, nicht in die der Religion. Nur einmal wich er in Richtung eines christlichen Dogmas ab, als er mit seinen leuchtend blauen Augen ironisch blinzelnd auf den einzigartigen Trost zu sprechen kam, den das
Book of Common Prayer
seinen Lesern offerierte. »Den Trauernden bei der Beerdigung wird darin versichert, ›der Erdenmensch, vom Weib geboren, an Tagen arm und voller Leid, geht gleich der Blume auf und wird dahingemäht‹. Kein Wunder, dass sich die Tradition herausgebildet hat, nach dem Begräbnis sofort nach Hause oder ins Wirtshaus zu stürmen und so viel wie möglich zu bechern, um diese frohe Botschaft aus dem Gedächtnis zu tilgen!«
    Von Humor waren alle seinen Ausführungen über die Strategien und Disziplinen geprägt, mit denen die Third-Thought-Bewegung ihren Anhängern das Bewusstsein des Todes angenehmer zu machen versuchte, das, wie er argumentierte, grundlegend war, wenn man ein erfülltes Leben führen wollte. Sein Vortrag allerdings enthielt nichts Frivoles, Gekünsteltes oder gar leere Worthülsen. Er schloss mit den Worten: »Es ist ein Allgemeinplatz, wie viele große Wahrheiten Allgemeinplätze sind, vom Wunder des Lebens zu sprechen. Die Geburt ist nur eines der beiden großen Wunder, derer die Menschheit teilhaftig wird. Das zweite ist natürlich der Tod, ein Wunder, das in vielerlei Hinsicht noch größer ist. Der wunderbare schottische Dichter Edwin Muir hat das verstanden, die Eröffnungsverse seines Gedichts ›Das sterbende Kind‹ zeugen davon:
    Unschönes, schönes Universum,
    Ich pack deine Sterne in meinen Ranzen
    Und sag dir, sag dir Lebwohl.
    Dass ich dich verlassen, einfach
    Verlassen, abhauen kann,
    Ist, sagt mein Vater, das Wunder.«
    Er setzte sich. Der Applaus, angeführt von den nun alles andere als gelangweilten Mädchen, fiel enthusiastisch aus. Pottle erhob sich und verkündete, dass Frère Jacques nun Fragen beantworten und anschließend sein neues Buch signieren werde.
    Die Fragen wurden wie immer von den Jungakademikern angeführt, die eifrig bemüht waren, Fleißpünktchen zu sammeln. Einer zitierte mit starkem ironischen Unterton aus einer späteren Strophe von Muirs Gedicht, die von »der verborgenen Seite der Verzweiflung« und der »leeren Ewigkeit« handelte und fragte, was denn die religiösen Oberen des guten Bruders von dieser Alternative zum christlichen Himmel hielten, die er seinen Proselyten zu versprechen schien. Worauf eine von Pascoes Nachbarinnen sehr hörbar »blöder Hammel« raunte. Doch Jacques benötigte keine fremde Hilfe, leichthin parierte er den Schlag, indem er äußerte, der Fragesteller, ob Atheist, Christ oder was auch immer, müsse nicht fürchten, dass seine Überzeugungen angegriffen würden, denn der Third Thought sei eine nicht-säkulare, nicht-proselytische Bewegung und beschäftige sich nur mit den Lebenden.
    Das Mädchen, das »blöder Hammel« gesagt hatte, fragte dann in sehr ernstem Tonfall, welche Rolle der Sex mit seinem »kleinen Tod« in der Philosophie des Third Thought spiele, worauf Jacques ebenso ernsthaft antwortete, wenn sie sich die Mühe machte, Kapitel sieben seines Buches zu lesen, würde sie sicherlich eine Antwort darauf finden. Und daraufhin lächelte er, nicht in Richtung der Fragenden, sondern zu jemandem, der am anderen Ende von Pascoes Reihe saß. Pascoe beugte sich vor und entdeckte dort eine erstaunlich schöne blonde junge Frau, die das Lächeln des Mönchs erwiderte.
    Nachher kaufte Pascoe ein Exemplar des Buches und überlegte, ob er sich in die Signierschlange einreihen sollte (in der sich samt und sonders seine drei Nachbarinnen eingefunden hatten), als Pottle ihm auf die Schulter tippte und sagte: »Peter, schön zu sehen, dass der Drang des Polizisten nach Erkenntnis nicht im gerichtsmedizinischen Labor endet. Darf ich Sie Amaryllis Haseen vorstellen?«
    Rootes Beschreibung der Frau war wenig, nur ein klein wenig übertrieben, ging Pascoe durch den Kopf, als er ihr die Hand gab. Sie war auf ihre leicht aufgedonnerte, grelle Art und Weise definitiv sexy. Er konnte sich gut vorstellen, dass sie am St. Godric’s im holzgetäfelten Aufenthaltsraum der rangältesten Fellows

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