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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Fällen hat es einfach keine Rolle gespielt, abgewiesen zu werden, meine ich. Manchmal verliert man, manchmal gewinnt man, so ist das eben. Aber bei dir hatte ich Angst, ich würde alles verlieren, wenn ich zu sehr dränge. Ich wollte sichergehen, dass du mich magst.«
    »Das Mädel organisiert einen dreitägigen Urlaub in einem romantischen Landhotel, und du bist dir nicht sicher?«, sagte sie ungläubig.
    »Na ja, ich dachte … und dann waren wir hier, und du hast zwei Zimmer gebucht.«
    »Sicherheitsmaßnahme, für alle Fälle … jedenfalls war es deine Rolle, enttäuscht auszusehen und zu sagen, ›hey, brauchen wir wirklich zwei Zimmer?‹«
    »Oh, ich war enttäuscht«, sagte er grinsend. »Wäre ich im Dienst gewesen, wäre ich sofort raus, hätte die ersten zehn Personen, die es gewagt hätten zu lächeln, vom Fleck weg verhaftet und sie angeklagt, weil sie glücklich sind. Also, enttäuscht ja, aber nicht richtig überrascht.«
    »Das heißt?«
    »Das heißt, in den vergangenen Wochen hast du mich umsorgt, du hast dich um mich gekümmert, es hat viel Spaß gemacht, mit dir zusammen zu sein, trotzdem hatte ich immer das Gefühl, dass es eine Art Grenze gibt, du weißt schon: Bis hierhin ist alles in Ordnung, aber nur einen Schritt weiter, und du kannst dich verziehen, Kumpel! Drücke ich mich verständlich aus?«
    Sie hörte ihm stirnrunzelnd zu.
    »Du glaubst, ich wollte es dir bewusst schwer machen?«
    »Ist mir so durch den Kopf gegangen«, gestand er. »Aber es schien nicht zu dir zu passen. Obwohl, vor ein paar Wochen, als alles so toll lief … du erinnerst dich? Und ich dachte, diese Nacht, jetzt klappt es! Und dann hast du Kopfschmerzen bekommen! Mein Gott!, dachte ich. Kopfschmerzen! Wie abgedroschen!«
    »Du treibst dich mit zu vielen unehrlichen Leuten rum, Hat«, sagte sie. »Wenn ich sage, ich habe Kopfschmerzen, dann habe ich Kopfschmerzen. Du meinst also, weil ich nicht bei der ersten Gelegenheit mit dir ins Bett springe, müsse ich … was sein? Was hast du dir in diesen letzten Wochen nur gedacht, Hat?«
    Er sah weg, dann blickte er ihr direkt in die Augen. »Manchmal dachte ich, na ja, vielleicht bist du dankbar für das, was geschehen ist. Vielleicht ist das die Grenze, bis zu der du in deiner Dankbarkeit gehen willst, aber nicht weiter. Nun, auf Dauer hätte mir das nicht gereicht, aber ich war noch nicht bereit, das Risiko einzugehen, dass du es auch offen aussprichst. Also, so sieht der schlaffe Wichser aus, auf den du dich eingelassen hast.«
    »Schlaff, vielleicht, aber das Wichsen kannst du dir jetzt sparen, was, Constable?«, sagte sie und zog ihn zu sich heran. »Ich liebe dich, Hat. Von jetzt an bist du bei mir in Sicherheit.«
    Was Hat selbst in Zeiten der Gleichberechtigung als eine etwas seltsame Formulierung erschien. Doch er wollte sich nicht beschweren, und tatsächlich fühlte er sich in ihren Armen so rundweg unverwundbar gegenüber allem, was das Schicksal ihm entgegenschleudern wollte – und sollte es in Gestalt des berserkerhaft tobenden, fetten Andy Dalziel daherkommen –, dass sie vielleicht sogar das Recht hatte, so etwas zu sagen.
     
     
     in Schneesturm tost über die öde Landschaft, Donner grollt, Wölfe heulen. Weit in der Ferne eine Bewegung. Langsam teilt sich das Schneetreiben, der Betrachter erkennt ein Pferd, nein, drei Pferde, die einen Schlitten ziehen. Als dieser sich nähert, werden die Insassen sichtbar, ein Mann und eine Frau und zwei Kinder, alle lächeln, und während der tobende Sturm abflaut und von den anschwellenden Tönen von Prokofjews »Troika« abgelöst wird, ändert sich die Perspektive, über den auf und ab hüpfenden Köpfen der Pferde sieht man die Türme und Kirchen einer Kleinstadt, die aus der weißen Ebene auftaucht, und darüber spannt sich leuchtend wie ein Nordlicht das Wort ESTOTILAND .
    »Weihnachten beginnt im Estotiland«, intoniert eine Stimme, als wäre sie die Stimme einer transatlantischen Gottheit. »Hier im Estotiland macht das Shoppen so viel Spaß, dass man es gar nicht mehr lassen kann. Und nicht vergessen, Estotiland ist von acht bis zweiundzwanzig Uhr geöffnet, am Sonntag ebenfalls ganztags. Also, Kinder, sagt eurer Mom und eurem Dad, sie sollen das Pony vor den Schlitten spannen und gleich morgens rausfahren. Aber passt auf! Es könnte sein, dass ihr nie mehr nach Hause wollt!«
    Die Musik schwillt an, während der Schlitten, der nun an der Spitze einer breiten Kolonne vieler anderer Schlitten steht,

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