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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Sensibilität seiner Seele zu tun, sondern a) mit seinen Schuldgefühlen, weil er Wields Beziehung zu dem Jugendlichen äußerst zwiespältig gegenübergestanden hatte, und b) mit der Tatsache, dass er eine lausige Nacht hinter sich hatte und sich ein wenig daneben fühlte. Es war zwei Tage her, dass er ins grippal verseuchte Sheffield gefahren war, genau die richtige Inkubationszeit, sein Frühstück hatte aus Orangensaft bestanden und einigen Grippetabletten, die zwar unter einem exklusiven Markennamen firmierten, sich bei Verbrauchertests jedoch als weniger wirksam als simples Aspirin herausgestellt hatten, dafür sechsmal so viel kosteten und deren Durchschlagskraft er ein geradezu abergläubisches Vertrauen entgegenbrachte.
    Dalziel starrte ihn finster an. »Was ist los mit dir? Hat dich Ellie letzte Nacht von der Bettkante gestoßen?«
    »Alles in Ordnung«, blaffte Pascoe. »Übrigens, werde ich jemals erfahren, was sich in Hinblick auf diese deutsche Journalistin und Rye Pomona ergeben hat? Oder betrifft das die nationale Sicherheit und ist nur für deine Augen bestimmt?«
    »Vielleicht. Vielleicht ist es genauso wie bei dir und Roote.«
    Das war ein vielsagender Gegenschlag. Er hatte Stillschweigen bewahrt über seine anhaltende Besorgnis wegen Franny Roote und war überzeugt, dass auch Wield nicht über seine Recherchen zur Vergangenheit des Ex-Sergeant Roote geplaudert hatte. Aber es war schwierig, in diesem Gebäude irgendwas zu tun, ohne an einen der Fäden zu stoßen, die in Kankras Höhle zusammenliefen.
    »Wenn du mir deins zeigst, zeige ich dir meins«, sagte er.
    »Du glaubst, das wäre ein fairer Tausch?«, sagte Dalziel skeptisch. »Ich schätze, ich bekomme dann noch was raus. Aber gut. Zwei Schwänze sind besser als einer, wie die Schauspielerin zu den siamesischen Zwillingen sagt.«
    Trotz seiner gespielten Zurückhaltung, musste sich Dalziel eingestehen, war es eine Erleichterung, die Einzelheiten seines Gesprächs mit Mai Richter mit jemandem teilen zu können. In der Woche, die seitdem nun vergangen war, hatte er alles, was er von ihr erfahren hatte, von allen Seiten betrachtet und feststellen müssen, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, worauf es hinauslaufen sollte. Er hatte sogar schon überlegt, Pascoe alles aufzutischen, aber jedes Mal, wenn er diesen Entschluss fasste, hatte sich ihm sofort das Gegenargument aufgedrängt – dass es nur das Eingeständnis von Schwäche war, wenn er eine Last, die er bereitwillig geschultert hatte, auf einen anderen ablud, und überhaupt war die Frau ja schon lange wieder ins Land des Siegfried und der Loreley zurückgekehrt.
    Eine seiner Stärken jedoch war, dass er um seine Schwächen wusste, die glücklicherweise und bis zu einem gewissen Grad wiederum Pascoes Stärken waren. Gut, manchmal war er bestrebt, sich auf diesen schwankenden, sensiblen Gefilden zu tummeln, wenn er zum Beispiel von Sauerarsch und Rostdumm und dem Aralsee schwadronierte. Der Unterschied aber war, dass er Gedichte zwar auswendig herzusagen wusste, aber keine Ahnung von Dichtung hatte, wie sie funktionierte, wofür sie stand. Pascoe kannte sich damit aus. Sensibilität, Intuition, Fantasie, das waren die Gaben, die dem kleinen Pascoe in die Wiege gelegt und die von den wuchtigeren Preziosen eines ehernen Willens und einer vorschlaghammerharten Unerschrockenheit erdrückt worden waren. Man konnte es drehen und wenden, wie man wollte, Pascoe war ein nützliches, vielleicht sogar notwendiges Komplement. Gott sei Dank hatte er nach einem etwas zähen Beginn den Mistkerl wirklich ins Herz geschlossen!
    Erleichtert also teilte er ihm alles mit, was er unternommen und entdeckt hatte.
    Pascoe hörte aufmerksam zu. Körperliches Unwohlsein, solange es sich nicht zu tatsächlichen Schmerzen auswuchs, schien seinen Verstand schon immer zu noch größerer Schärfe zugeschliffen zu haben. Der Dicke lieferte kaum Erklärungen zu dem, was ihm durch den Kopf ging, aber Pascoe füllte die nackte Beschreibung der Ereignisse schnell aus, erkannte gerührt die Bereitschaft seines Chefs, die alleinige Verantwortung für das »Aufräumen« zu übernehmen (oder »Verschleiern«, wie es zweifellos in den Schlagzeilen des Boulevards genannt worden wäre), wodurch sie die Ungereimtheiten von Dick Dees Tod, sowohl am Tatort als auch bei den späteren Zeugenaussagen, ausgemerzt hatten. Von dieser Seite jedoch schien nun keine Gefahr mehr zu drohen, was zu einem ganz anderen Problem führte, wobei

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