Die Launen des Todes
sich dem zweiten Teil des Gedichts zu.
The curtain falls, the play is done,
And, yawning, homeward now they’ve gone
My lovely German audience.
These worthy folk don’t lack good sense.
They’ll eat their supper with song and laughter
And never a thought for what comes after.
[3]
Ein wenig frei, aber es brachte die Stimmung rüber, was in einem Gedicht schon die halbe Bedeutung ausmachte. Er betrachtete sich seinen Entwurf der letzten sechs Verse. Spielte es eine Rolle, dass er Stuttgart in Frankfurt geändert hatte, weil der Main besser zu seinem Reim passte als der Neckar? Er hatte nichts finden können, was darauf hinwies, dass die Bewohner Stuttgarts im Ruf standen, ausgeprägte Philister zu sein. Frankfurt andererseits war selbst um 1850 herum eine große deutsche Metropole gewesen. Goethe hatte sie »die heimliche Hauptstadt« genannt. Heines kurzer Aufenthalt dort, erst in einem Bankkontor, dann in einem Kolonialwarenladen, war keine glückliche Zeit gewesen. Zum Teufel, wenn irgendein Gelehrter ihm nach der Veröffentlichung des Buches schreiben sollte, um ihm die besondere Bedeutung von Stuttgart zu erklären, dann hatte der Pedant seine Freude daran und er einen kleinen Erkenntnisgewinn!
Er brachte einige kleinere Änderungen an und begann die Verse ins Reine zu schreiben.
He got it right that man of glory
Who said in Homer’s epic story
»The least such thoughtless Philistine
Is happier living in Frankfurt am Main
Than I, dead Achilles, in darkness hurled,
The Prince of Shades in the Underworld.«
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Wieder drehte er sich auf seinem Stuhl und sah zu Rye. Diesmal beobachtete sie ihn bereits. Ihr Gesicht war blasser als sonst, sogar ihr natürlicher mediterraner Teint konnte das nicht verbergen, und ihre Augen, schon immer groß und dunkel, wirkten jetzt noch größer und dunkler. Doch schien dies weniger eine kränkliche Blässe zu sein als die kalte Ausstrahlung, die die alten Meister den Heiligen im Augenblick ihres Martyriums verliehen.
Oder so ähnlich, fügte er für sich noch hinzu als Reaktion auf den seltsamen Gedanken. Doch das Mädchen hatte etwas an sich, das den Geist eines Mannes auf solche exotischen Abwege schicken konnte, ein Anderssein, etwas Disjunktives, das den Blick über eine völlig andere Landschaft gestattete, die einen Augenblick später wieder genau so ist, wie sie immer gewesen war, und einen an sich zweifeln ließ.
Was die Zukunft für sie und Hat Bowler bereithielt, der ihm als ein unkomplizierter junger Mann erschien und in einer Welt der geraden Linien und Primärfarben lebte, vermochte er nicht zu sagen. Er hatte das Gefühl, dass sie Akteure in einem Drama waren, in dem sein eigener Schmerz über Dick Dees Tod nicht mehr länger eine große Rolle spielte.
Auf ihren Lippen lag ein schwaches, sanftes, süßes Lächeln. Galt es ihm?
Er war sich nicht sicher, ertappte sich aber dabei, dass er es sich wünschte.
Vielleicht wurde er auch in ihren Bann geschlagen?
Nebel steigt die Hügel hinab, silbrig glänzt der aufgehende Mond auf stiller See, Stille und Einsamkeit in der dicht bevölkerten Stadt, Blicke in der U-Bahn, die auf fremde Blicke treffen, sich wieder lösen, davor aber ein Augenblick des Erkennens, das Gefühl des
Was jetzt?
, nachdem der Applaus für deine größte Leistung verebbt, dein Hund plötzlich kein Welpe mehr ist, eine Melodie, die immer dein Herz berührte, eine Burgruine, beiläufige Abschiede, Pläne für Morgen: Die Liste der plötzlichen Ereignisse, an denen man an den Tod denkt und die das Leben niemals müde wird uns zu schenken, könnte ewig weitergehen. Ignoriere sie nicht. Nutze sie. Dann mach mit dem Leben weiter.
Spätabends am Freitag, den 25. Januar, brach Peter Pascoe durch die Oberfläche des aufgewühlten Ozeans aus seltsamen Träumen und Visionen, in dem er drei Tage lang getrieben war, und dachte an eine heiße schottische Hackfleischpastete mit Erbsenbrei und Oxo-Sauce und fragte sich, fast fünf Minuten lang, bevor er die Augen wieder schloss, fast enttäuscht, ob er nun vielleicht doch nicht sterben werde.
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Das Jüngste Gericht
m Samstag, dem 26. Januar, erwachte Rye Pomona auf dem Fußboden ihres Badezimmers. Sie wusste, dass ihr in der Nacht unwohl geworden und sie aus dem Bett gestiegen war, an mehr aber erinnerte sie sich nicht. Als sie aufstand, bemerkte sie, dass sie sich beschmutzt hatte. Sie zog das Nachthemd aus, trat in die Badewanne und drehte die Dusche bis zum Anschlag
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