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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Liebes?«, sagte Andy Dalziel.
    »Für Sie, Superintendent, immer«, sagte Rye.
    Dalziel sah sie an und dachte sich, sie weiß, warum ich hier bin.
    Hier
war ihre Wohnung. Er war einmal hier gewesen, illegal, nach seinem illegalen Eindringen in Mai Richters Wohnung nebenan. Im Tageslicht und durch ihre Anwesenheit sah alles anders aus. Auch sie sah anders aus als bei ihrer letzten Begegnung. Sie hatte definitiv abgenommen. Und sie war blasser, auch wenn dies durch einen Glanz kaschiert wurde, der durch ihre durchscheinende Haut zu schimmern schien. Dieser Glanz, ihre lebhaften Bewegungen, ihre Fröhlichkeit, all das verbarg die Tatsache oder lenkte zumindest davon ab, dass sie allmählich ernsthaft krank aussah.
    Er setzte sich ihr gegenüber, ihre Blicke trafen oder, besser, verbanden sich, denn nichts mehr lag zwischen ihnen, kein Zwist, keinerlei Vorbehalte.
    »Myra Rogers«, hörte er sich sagen, »die von nebenan, hieß in Wirklichkeit Mai Richter und ist eine investigative Journalistin. Ich nehme an, das wissen Sie bereits.«
    »Ich hab’s mir gedacht. So was Ähnliches. Aber erst nach ihrer Abreise. Sie sagte, man habe ihr im Süden einen Job angeboten, aber ich wusste, dass da mehr dahinter steckt. Dass bei ihr mehr dahintersteckt.«
    »Sie mochte Sie. Sie hat es nicht ausgehalten, in Ihrer Nähe zu sein, nachdem Sie ihr gesagt haben, dass Sie sterben und sich keiner ärztlichen Behandlung unterziehen werden.«
    Er hatte es nicht sagen wollen, zumindest nicht auf diese Weise. Er hatte vorgehabt, so lange wie möglich den Vorteil zu nutzen, mehr zu wissen als sie.
    »Ich mochte sie auch.«
    »Genauso wie ich«, gestand Dalziel. »Ich weiß, wie sie sich gefühlt hat. Ich bin auch nicht scharf darauf, herumzusitzen und nichts zu tun, während Sie langsam abkratzen.«
    »Wenn Sie mich nicht eigenhändig zum Operationssaal schleifen wollen, dann gibt es nichts, was Sie noch tun könnten«, sagte sie lächelnd.
    »Wie geht es dem jungen Bowler? Wie wird er sich fühlen?«
    »So schlecht, wie man sich nur fühlen kann, und dann wird er weiterleben«, sagte sie niedergeschlagen. »Aber er wird weiterleben. Ich bin froh, dass Sie die Wahrheit kennen, Mr. Dalziel, weil Sie dann Hat helfen können. Sie und Mr. Pascoe. Er hält Sie beide für großartig. Das ist Ihre Chance, ihm zu zeigen, dass er Recht hat.«
    Alle Argumente kamen ihm in den Sinn, die er ihr auftischen konnte, damit sie ihren Entschluss noch änderte, nur um sie im selben Moment wieder zu verwerfen. Im Verhörraum wusste er meistens schon noch wenigen Minuten, ob es sich noch lohnte weiterzumachen. Nun wusste er es auch.
    Er sagte: »Mädel, machen Sie, was Sie wollen. Meiner Erfahrung nach machen das Mädels sowieso. Nur eines noch – haben Sie vor, irgendein kleines Briefchen zu hinterlassen?«
    »Meiner Erfahrung nach können Sie ruhig ein wenig direkter sein«, sagte sie.
    »Gut. Es gibt Typen wie Charley Penn und vielleicht auch noch andere, die meinen, der Wordman sei noch nicht tot. Es interessiert mich nicht, was Dee und Sie an jenem Tag draußen am Stang vorhatten. Aber ich würde gern Ihre Meinung hören. Ist der Wordman tot?«
    Sie dachte lange genug darüber nach, um ihn unruhig werden zu lassen. Dann sagte sie mit leiser Stimme: »Ja, ich glaube, er ist tot. Und ich bin davon überzeugt, dass er, wenn er auf seine Taten zurückblickt, trotz aller Bitte um Strafmilderung, so erfüllt ist vom Entsetzen über sich selbst, dass er den Tod willkommen heißen wird. Aber Charley Penn hat Recht. Dick Dee war ein liebenswerter Mensch. Charley hat Recht, wenn er ihn als solchen im Gedächtnis bewahrt. Wenn wir sterben, spielt wohl kaum noch etwas eine große Rolle, wenn aber etwas noch eine kleine Rolle spielt, dann, wie uns unsere Freunde im Gedächtnis bewahren. Gehen Sie jetzt, Mr. Dalziel.«
     
    Sie sah ihm nach. Und Pascoe mit seinem fiebrigen Blick sah ihn ebenfalls am Ende seines Krankenbesuchs gehen und stellte fest, dass er ihm durch Rye Pomonas kühle, braune Augen nachblickte und er dachte, was sie dachte, was allerdings so undenkbar war, dass er sich in diesen turbulenten Gedanken krümmte wie ein Ertrinkender und wild nach einem nicht vorhandenen Ufer schlug und sich plötzlich mitten in Edgar Wields Schmerz wiederfand …
     
    »Tut mir Leid«, sagte Wield. »Es ist dumm. Ich sollte es nicht tun. Es ist noch schlimmer als dumm, es ist ungerecht. Ich sollte dir das nicht antun.«
    »Und wem solltest du es sonst antun?«, sagte

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