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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Digweed. »Also halt den Mund und iss deine
frikadeller
. Sie sind, obwohl ich das nicht sagen sollte, weil ich ja derjenige war, der in der Küche dafür geschuftet hat, ziemlich perfekt.«
    Wield, der keinen Unterschied zu den tiefgefrorenen Fleischbällchen feststellen konnte, die er in der Mikrowelle erhitzte, nahm pflichtschuldigst eines in den Mund.
    »Ich weiß wirklich nicht, warum ich mich jetzt so fühlen sollte«, sagte er kauend. »Zwischen uns war wirklich nichts, Edwin, das weißt du, oder?«
    »Doch, natürlich war zwischen euch was«, sagte Digweed. »Er muss ein bemerkenswertes Kind gewesen sein. Ich hab dir schon an Weihnachten gesagt, er sucht nach einem Vater, und ich glaube, er hat einen gefunden. Du führst dich nicht wie ein Liebhaber auf, der verlassen wurde, sondern wie ein Vater, der ein Kind verloren hat. Das ist in Ordnung. Seltsam, aber in Ordnung. Aber wenigstens einmal stimme ich diesem voll gestopften Kaldaunensack, diesem gebratenen Krönungsochsen zu, Superintendent Dalziel. Du solltest auf gar keinen Fall den Racheengel spielen. Keiner profitiert davon, wenn du auf einen Anwalt losgehst. Außerdem, nach allem, was ich über Marcus Belchamber weiß, erscheint es sehr unwahrscheinlich, dass er dieses brutale Vorgehen gutheißen konnte.«
    »Er wird wahrscheinlich den Überfall auf einige Wachmänner gutheißen, der sich als äußerst brutal herausstellen könnte«, erwiderte Wield.
    Gewöhnlich behandelte er Einzelheiten seiner Arbeit so diskret wie ein Beichtvater, Wut und Trauer allerdings hatten seine Zunge gelockert.
    »Aber das nimmt er nur aus der Distanz wahr, außerdem geht es dann um Menschen, die er nicht kennt, und natürlich um seine Obsession«, sagte Digweed. »Ich wage zu behaupten, dass ihn das innehalten lassen wird. Der Schock über Lees Tod sowie die Angst, was er dir alles verraten hat, könnten gut und gern dazu führen, dass die ganze Sache abgeblasen wird.«
    »Das hoffe ich nicht«, sagte Wield. »Denn wenn wir ihn nicht deswegen erwischen, werde ich in sein Büro stürmen und ihn windelweich prügeln.«
    Er wollte hart klingen, fühlte sich aber nicht so. Rache war etwas für Helden. Er fühlte sich nicht wie ein Held. Nichts, was er jemandem antun konnte, würde ihm die beiden Erinnerungen nehmen, die für immer die Macht besaßen, dass er sich schwach fühlte, so schwach wie ein müdes Kind, das versuchte, dieses sorgenvolle Leben wegzuweinen. Die erste war die Erinnerung an das zerschlagene, aufgedunsene Gesicht des anderen müden Kindes, das ihn vom Kanalufer aus anstarrte. Die zweite die Erinnerung an das gleiche Gesicht, das nun aber aufmunternd, liebenswürdig lächelte, als es auf der Karaokebühne ein Lied schmetterte:
    I really need you tonight … forever’s going to start tonight …
    Vielleicht hatte Pascoe das aus Wields einsilbigen Kommentaren aufgeschnappt … vielleicht hatte sich der Sergeant gegenüber Ellie offenbart, zu der er schon immer ein enges Verhältnis gehabt hatte … aber es gab andere Projektionen, die sehr viel schwieriger zu erklären waren.
     
    Marcus Belchamber saß in seinem komfortablen Arbeitszimmer, in dem Lee Lubanski ihn so oft besucht hatte, und versuchte den erhabenen Kitzel wiederaufleben zu lassen, den er verspürt hatte, als seine Hände das Schlangendiadem zum ersten Mal berührten. Es gelang ihm nicht. Alles, was er sah, war Lees schlanker Leib, der aus dem kalten, trüben Wasser des Burrthorpe-Kanals gezogen wurde. Er hatte niemals etwas für den Jungen empfunden. Er war eine Hure. Man mietete seinen Körper, wie man ein Hotelzimmer mietete, sah nach, dass auch alles da war, wofür man bezahlte, und machte es sich darin heimisch, hielt es aber nicht eine Sekunde lang für das eigene Zuhause. Und am Ende ging man, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Und trotzdem …
    Wäre der Junge bei einem Autounfall ums Leben gekommen, hätte er alles nur für eine kleine Unbequemlichkeit halten können. Als würde einem das Hotel abbrennen. Dann musste man sich eine andere Bleibe suchen.
    Aber das hier war etwas anderes. Obwohl er sich weigerte, die Verantwortung dafür zu übernehmen, konnte er nicht leugnen, dass zwischen ihm und diesem scheußlichen Todesfall eine stringente Kausalitätskette verlief. Es war nicht seine Schuld, dass der Junge nun tot war. Aber durch dessen Tod lag jetzt in vielerlei Hinsicht ein Makel auf ihm.
    Seine erste Reaktion war es gewesen, die ganze Sache abzublasen.
    Polchard hatte kalt

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