Die Launen des Todes

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Autoren: Reginald Hill

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Tagen war er nicht mit dem Gefühl aufgewacht, dass er gegen seinen Willen aus dem Grab auferweckt worden war. Die einzige Spur, die noch auf die beängstigenden Visionen der letzten Tage verwies, hatte etwas mit einer schottischen Hackfleischpastete zu tun.
    Er hatte zu seiner Bequemlichkeit und Ellies Sicherheit allein geschlafen. Er schlug die Decke zurück und schwang die Beine über die Bettkante. Ausgezeichnet. Kein Schwindelgefühl, keine unvermittelte Überhitzung des Körpers.
    Die Tür ging auf, und Ellie kam mit einem Tablett herein.
    »Na, Lazarus«, sagte sie. »Was soll das? Ein dringender Ruf der Natur?«
    »Irgendwas in der Art. Was hast du mir letzte Nacht zu Essen gegeben. Ich erinnere mich fahl an eine schottische Hackfleischpastete mit Erbsenbrei. Kommt mir wie ein Wunderheilmittel vor.«
    »Schottische Fleischpastete? Nein, du delirierst noch. Steh auf.«
    Er stand auf und krachte vornüber.
    »War also nur ein kleines Wunder. Soll ich dich ins Bett hieven, oder levitierst du allein zurück?«
    Schmollend kroch er unter die Decke.
    »Aber ich fühle mich wirklich viel besser«, protestierte er.
    »Natürlich tust du das. Warum nehmen deine Krankheiten nur immer den Verlauf einer hyperbolischen Parabel? Bei einer simplen Erkältung springst du mit einem mächtigen Satz vom Totenbett direkt ins Olympiastadion.«
    »Simple Erkältung? Quatsch. Und hyperbolische Parabel klingt für mich nach Tautologie.«
    »Ich weiß, dass es dir besser geht, wenn du dich wieder über meine Sprache lustig machst. Und ich bin froh darüber«, sagte Ellie, während sie das Tablett absetzte. »Das heißt nämlich, ich kann dich guten Gewissens allein lassen.«
    »Allein lassen? Ich weiß, ihr Schriftsteller seid ja so sensibel, aber das ist die Höhe!«
    »Ich überlass dich dir selbst, während ich dein aufgedrehtes Kind davon abzuhalten versuche, Suzies Geburtstagsparty im Estotiland aufzumischen.«
    »Typisch. Ihr amüsiert euch, während ich auf meinem Schmerzensbett liege«, sagte Pascoe.
    »Was ist denn nun mit dem Wunder? Und wenn dir wirklich nach einem Ortswechsel ist …«
    Pascoe schloss die Augen, stellte sich die Party vor – den Lärm, den Krawall, das Erbrochene – und sagte: »Ich glaube, ich erleide einen Rückfall.«
    Später aber, als er hörte, wie sich hinter Ellie und seiner ausgelassenen Tochter die Eingangstür schloss, stieg er erneut aus dem Bett, und diesmal, als er mit seinem wiedergekehrten Athletentum niemanden beeindrucken musste, schaffte er es, aufrecht zu stehen und einige zögerliche Schritte zu tun, ohne dabei mehr zu schwanken als ein torkelnder Betrunkener.
    Er zog seinen Morgenmantel an und ging nach unten, machte sich eine Tasse Tee und schaltete das Dienstfunkgerät ein. Er nahm keinen Zucker mehr, aber was gab es für einen Mann Süßeres, als von zu Hause aus zu belauschen, wie seine Kollegen hart schufteten?
    Auf der allgemeinen Frequenz war nicht viel los. Im Stadtzentrum ein Ladendiebstahl. Ein paar Rangeleien am Bahnhof, wo Besucher des nachmittäglichen Fußballspiels von den Fans der heimischen Mannschaft brüderlich empfangen wurden. Und ein Unfall auf der Römerstraße. Nur ein Wagen war betroffen, man schnitt noch das Opfer aus den Trümmern.
    Er versuchte es mit den Frequenzen, die das CID gewöhnlich benutzte. Auf dem zweiten Band hörte er Dalziels Stimme, die nach einem Bericht von Schlange 3 verlangte. Operation Schlange. Die hatte er ganz vergessen. Schon seltsam, wie ein Virus Dinge von anscheinend überbordender Bedeutung auf ein Nichts schrumpfen lassen konnte. Bowler, der sich im Kontrollzentrum von Praesidium aufhalten musste, berichtete, dass der Wagen sich nun im Stadtgebiet von Sheffield befand. Schlagartig überkamen Pascoe Schuldgefühle. Es wäre sein Job gewesen sicherzustellen, dass auf ihrer Seite der Operation alles reibungslos ablief. Und zumindest hätte er Stan Rose anrufen und ihm alles Gute wünschen sollen. Er erinnerte sich an seinen eigenen ersten großen Job, nachdem er zum DI befördert worden war, wie sehr er darum bemüht gewesen war, alles richtig zu machen, allen zu versichern – vor allem dem dicken Andy –, dass er die Sache durchziehen konnte. Jetzt war es zu spät, um sich noch einzumischen, aber er nahm sich fest vor, der Erste zu sein, der gratulierte.
    Das Telefon klingelte.
    Er ging ins Wohnzimmer und nahm den Hörer ab.
    »Pascoe«, sagte er.
    »Mr. Pascoe! Wie schön, Ihre Stimme zu hören!«
    Er setzte sich.