Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
ihm nicht schnell genug zu Ende gehen. Obwohl sich das extreme Symptom der Krankheit, die er sich wohl zugezogen hatte, nicht mehr einstellte, fühlte er sich seit dem Anfall vor einer Stunde geistig irgendwie weggetreten; ihn fröstelte. Ein anderes Symptom war der dringende Wunsch, Ryes Stimme zu hören. Als daher Berry für einige Minuten aus dem Kontrollzentrum abberufen wurde, nützte er die Gelegenheit, um sich telefonisch in der Bibliothek zu melden, wo ihm mitgeteilt wurde, dass Rye heute nicht arbeitete.
    Das überraschte ihn. Als er ihr erzählt hatte, dass er am Samstag dienstlich festsaß, hatte er den Eindruck, dass sie ebenfalls zur Arbeit musste. Er rief in ihrer Wohnung an. Nichts, nur der Anrufbeantworter.
    Also war sie unterwegs. Was erwartete er von ihr, wenn er nicht da war? Dass sie zu Hause saß und Trübsal blies?
    Dennoch verspürte er eine Unruhe, wusste aber nicht, warum.
    Die Tür zum Kontrollraum ging auf.
    »Hallo, Superintendent. Wollen Sie sich selbst ein Bild machen?«, sagte Berry. »Muss schon sagen, ihr nehmt das ziemlich ernst, aber bislang läuft alles wie am Schnürchen.«
    Hat wandte sich nicht vom Monitor ab. Sämtliche vorherigen Symptome hatten sich wieder eingestellt. Er wusste, es war nicht Dalziel, der den Raum betreten hatte, sondern der Tod.
    Der Tod, der Meister des Rollenspiels, der doch stets er selbst war. Er konnte als Krankenschwester maskiert auftauchen, als enger Freund, mit der Schellenkappe eines Gauklers oder als großer dicker Polizist, die eingefallenen Augenhöhlen und das grinsende Knochenantlitz aber waren unverkennbar.
    Also blieb er sitzen und starrte auf den Lichtpunkt, der auf dem Bildschirm wie ein Herz pulsierte.
    »Hat«, sagte Dalziel, »könntest du kurz rauskommen. Ich muss mit dir reden.«
    »Überwache den Wagen, Sir«, sagte Hat steif. »Dauert nicht mehr lange, bis er beim Museum ist.«
    »Mr. Berry wird ihn für uns überwachen«, sagte Dalziel sanft. »Komm, Junge. Wir müssen reden. Ihr Büro steht uns offen, Mr. Berry?«
    Mittlerweile wusste auch der Firmenchef, dass sich eine Finsternis über den Raum gelegt hatte, die düsterer war als die Halbdämmerung eines grauen Januartags.
    »Klar«, sagte er.
    Hat erhob sich und verließ den Raum, ohne den Dicken auch nur anzusehen.
    »Wird er noch mal kommen?«, sagte Berry.
    »Nein«, sagte Dalziel. »Ich glaube nicht. Sie kommen hier allein zurecht, nehme ich an.«
    »Womit zurechtkommen?«, sagte Berry und blickte zum Monitor. »Meiner Meinung nach ist es vorbei.«
    »Da könnten Sie Recht haben«, sagte Dalziel. »Es ist vorbei.«
     
    Allmählich stellte sich bei Pascoe das Gefühl ein, dass er lieber im Bett hätte bleiben sollen.
    Er saß auf einem Sessel und sah sich unsicher in Franny Rootes Wohnung um.
    Gewöhnlich war er äußerst gründlich, wenn er eine Wohnung durchsuchte, übersah kein potenzielles Versteck, und ebenso gewissenhaft war er darauf bedacht, keine verräterischen Spuren zu hinterlassen. Seine weniger strengen Kollegen scherzten des Öfteren, dass man ein Zimmer nur von Pascoe durchsuchen lassen musste, wollte man es mal so richtig gründlich aufräumen.
    Aber irgendetwas war heute schief gelaufen.
    Rootes Wohnung sah aus, als hätte sich ein völlig durchgeknallter Jugendlicher bei seinem ersten Einbruch an ihr vergangen.
    Und ohne jegliches Ergebnis bislang, außer dass er so viel Energie dabei verschwendet hatte, dass er schweißgebadet war. Er zog seine Jacke aus und wischte sich über die Stirn.
    Was tun?, fragte er sich verzweifelt.
    Fliehen und hoffen, alles würde einem durchgeknallten Jugendlichen angehängt?
    Bleiben und alles unverfroren aussitzen, wenn und falls Roote auftauchte?
    Oder versuchen, alles wieder aufzuräumen und seine Spuren zu verwischen?
    Das würde ein hartes Stück Arbeit werden, überlegte er, als er sich umsah. Er hatte eine ziemliche Sauerei veranstaltet und wusste, dass er es beileibe nicht auf seine Krankheit schieben konnte. Er hatte sich Wohnungen betrachtet, in denen eingebrochen worden war, und sich oft dabei gefragt, warum die Diebe nicht nur Dinge entwenden, sondern auch noch alles kurz und klein schlagen mussten, was sie zurückließen. Nun begann er es zu verstehen. Manchen genügte es nicht, einfach nur etwas zu stehlen; sie mussten jene, die sie beraubten, auch noch hassen und ihnen sogar die Schuld daran zuschieben.
    Er hatte nichts gefunden, was er gegen Roote verwenden könnte, aber, bei Gott, er hatte den Dreckskerl

Weitere Kostenlose Bücher