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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Warum kann ich kein guter altmodischer, stumpfsinniger, fantasieloser Bulle sein, der ihn ab einem gewissen Punkt auf die gute altmodische, stumpfsinnige, fantasielose Weise verprügelt und ihn dann einfach fortschickt? Was mache ich hier? Es gibt genügend Orte, wo ich lieber wäre. Zu Hause im Bett. Bei der Operation Schlange durch die Landschaft gondeln. Sogar, Gott hilf mir, im Estotiland, wo ich zwanzig kleinen Mädchen dabei zusehe, wie sie in der Jumbo Burger Bar Radau schlagen!
    Warum in aller Verstandes Namen bin ich hier?
     
    Eine Weile lang, als die Kids über ihre Jumbo-Burger herfielen, herrschte relative Ruhe. Selbst Rosie fiel es schwer zu reden, als sie ihre Zähne in das saftige, vom Ketchup rot triefende Stück erstklassigen Rindfleisches mit gehackten Zwiebeln schlug. Ellie knabberte an ihrem, musste sich eingestehen, dass es von ausgezeichneter Qualität war, dann nahm sie einen weiteren langen Schluck von ihrem schwarzen Kaffee, der dem Niveau des Burgers nicht ganz entsprach, aber als Aufputschmittel genügen musste, bis sie in vernichtende Nähe eines großen Gin Tonic kam. Einige der anderen Mütter bemühten sich noch, vor Witz und guter Laune zu sprühen, Ellie aber blieben die verräterischen Anzeichen nicht verborgen.
    Rosie verdrückte ihren Burger, spülte ihn mit einem Viertelliter einer malvenfarbigen Flüssigkeit hinunter, die aussah, als könnte sie Tapeten lösen, kam dann auf ihre Mutter zu und sagte: »Kann ich mit Mary auf dem Drachen spielen?«
    Der Drachen war eine Figur im Spielbereich, die Ellies Ansicht nach als Sexhilfsmittel für Perverse vermarktet werden konnte. Das Wesen, aus weichem, aber widerstandsfähigen Plastik in Kotzgrün und Blutrot, kauerte mit dem Kopf bedrohlich am Boden. Man betrat es über den Anus und kletterte durch die Eingeweide nach oben, um auf dem Rückgrat herauszukommen. Dann glitt man mit gespreizten Beinen über eine Reihe von kräftigen Höckern nach unten, bis durch das Eigengewicht ein Mechanismus ausgelöst wurde, durch den der Drache einen spitzen Schrei und einen orgasmischen Strahl scharlachroten Rauchs ausstieß, während man über das klaffende Maul in eine Sandgrube stürzte.
    Rosie liebte es.
    Ellie warf einen Blick zu Marys Mutter, die einen Blick zurückwarf. Beide nickten, eine Sekunde später eilten die zwei Mädchen kreischend vor Freude davon.
    Ellie beobachtete sie liebevoll und nippte an ihrem Kaffee. Sie hörte das Röhren eines Motors und sah ein Motorrad auf dem Fußgängerweg vorbeischießen. Irgendein Arsch in schwarzer Lederkluft. Wo zum Teufel steckte der Sicherheitsdienst? Das gesamte Areal um die Spielzone war als Fußgängerbereich ausgewiesen. Da musste sie mit jemandem ein ernstes Wörtchen reden, beschloss sie. Aber nicht jetzt. Ruh dich aus, solange es noch möglich ist. Und außerdem war das Motorrad längst wieder fort.
     
    Wield hatte einige Felder überquert, bis er auf die Zufahrtsstraße zum Estoti-Komplex traf. Am Haupteingang stauten sich einige Wagen. Er schlängelte sich mit hoher Geschwindigkeit an ihnen vorbei, bis sich ihm ein irritierter Wachmann in den Weg schob.
    Er stellte sich glücklicherweise als ein Ex-Polizist heraus. Mit einem Blick erfasste er Wields Ausweis und wies ihm auf dessen knappe Darstellung der Situation ebenso knapp die Richtung zum Hauptdeck der Anlieferungszone. Er sprach bereits in sein Funkgerät, als Wield auf seiner schlammverkrusteten Thunderbird losraste.
    Die Richtungsangaben des Mannes waren gut, keine Minute später befand er sich auf der geschwungenen Rampe, die ihn zum unteren Deck der Lieferzone brachte. Am äußersten Punkt der ersten Kurve beschleunigte sich sein Herzschlag, als er unten die unverkennbare Silhouette des Praesidium-Wagens erkannte.
    Hatten sie genügend Zeit gehabt, den Schatz auf ein anderes Fahrzeug zu laden und auf der Abfahrt zur Unterführung zu entkommen?
    Mit dem Hinterrad schlitterte er in die letzte Kurve und stellte erleichtert fest, dass er gerade noch rechtzeitig angekommen war. Zwei Gestalten in Praesidium-Uniformen unterhielten sich mit einem Wachmann vom Estotiland. Etwa dreißig Meter von ihnen entfernt brachte er seine Maschine zum Stehen und versuchte die Situation einzuschätzen.
    Der Möbelwagen war neben dem Sicherheitstransporter geparkt. Zwei weitere Männer, einer klein und gedrungen, der andere groß und muskelbepackt, schleppten eine Kiste vom Lieferwagen zum größeren Fahrzeug. Beide trugen marineblaue Overalls und

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